ze.tt holt erstes Feedback ein

Als Anfang August das neue Online-Jugendmagazin ze.tt seine (virtuellen) Pforten öffnete, waren die Erwartungen groß. Immerhin steckt hinter der Neuerscheinung der Zeit-Verlag . "Wie du Overly Attached WhatsApper loswirst" oder "Lebensmittelverschwendung: Was du dagegen tun kannst" sind erste Artikel, die in diesen Tagen zu lesen waren. Sie sollen, so das Ziel der Redaktion, für "gute Unterhaltung sorgen und Ideen und Gesprächsstoff liefern, für Diskussionen am WG-Tisch oder auf Whatsapp".

Marie-Charlotte Maas | 10. August 2015 um 12:22

Sebastian Horn, Redaktionsleiter ze.tt

Als Anfang August das neue Online-Jugendmagazin ze.tt seine (virtuellen) Pforten öffnete, waren die Erwartungen groß. Immerhin steckt hinter der Neuerscheinung der Zeit-Verlag . "Wie du Overly Attached WhatsApper loswirst", "Warum Urlaub auf den Gehsteig glücklich macht", "Wie es ist, keinen Freund zu wollen" und "Lebensmittelverschwendung: Was du dagegen tun kannst" sind erste Artikel, die in diesen Tagen zu lesen waren. Sie sollen, so das Ziel der Redaktion, für "gute Unterhaltung sorgen und Ideen und Gesprächsstoff liefern, für Diskussionen am WG-Tisch oder auf Whatsapp".

Feedback von Lesern erwünscht

Aktuell läuft noch die Beta-Version. Bis September befinde man sich noch in einer Testphase, sagt Redaktionsleiter Sebastian Horn gegenüber kress.de. "Unser oberstes Ziel ist es momentan Feedback von Lesern zu sammeln." Dazu hat man bereits im Vorfeld Gespräche mit potentiellen Lesern geführt, die teilweise aus dem Bekanntenkreis der Redaktion stammen, und befragt sie nun auch nach dem Launch weiterhin regelmäßig nach ihren Wünschen und Verbesserungsvorschlägen. "Außerdem werten wir die Kommentare bei Twitter und Facebook aus." Und dann sind da natürlich noch die Klicks, die über Erfolg und Misserfolg der Seite entscheiden werden und über die Horn zurzeit noch nichts sagen möchte. Zielvorgaben von Seiten des Verlags gebe es nicht. Auch die Entscheidung wie viele Artikel jeden Tag online gehen sollen, stehe noch nicht fest. Eines aber ist schon sicher: ze.tt will vor allem Social-Media-Plattformen nutzen, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. "Wir wissen, dass der Medienkonsum der meisten jungen Leute eng mit dem zusammenhängt, was sie bei Twitter oder in der Facebook-Timeline ihrer Freunde sehen. Sie finden und konsumieren vor allem über soziale Medien", sagt Sebastian Horn. Auf Facebook, Twitter und Instagram ist ze.tt dementsprechend bereits präsent, Whatsapp solle bald hinzukommen.

Neue Erzählformen testen

Redaktionsleiter Sebastian Horn ist mit 31 Jahren das älteste Teammitglied bei ze.tt und konnte bereits zuvor Erfahrung bei seinem jetzigen Arbeitgeber sammeln: Von 2010 bis 2013 baute er als verantwortlicher Redakteur die Community von Zeit Online auf, zuletzt arbeitete er als Head of Business Development beim Berliner Startup Sourcefabric. Neben ihm gehören mit Mark Heywinkel, Isabell Prophet, Marieke Reimann und Gina Schad noch vier weitere, festangestellte Redakteure zum Team. "Wir sind Journalisten und Blogger und vor allem sind wir alle sehr Social Media-affin", sagt Sebastian Horn über sein Team. Geplant ist, dass sich die Redaktion bis Ende des Jahres vergrößern soll. Und nach der Probephase? Dann soll mit ze.tt "etwas völlig Neues und Eigenständiges entstehen, etwas, das sich abhebt von den anderen", sagt Sebastian Horn. Allzu viel will er noch nicht verraten. Nur so viel: "Wir wollen neue Erzählformen testen und die Beiträge für jedes Medium individuell und plattformgerecht aufbereiten – also zum Beispiel unterschiedliche Versionen eines Videos für Youtube und Facebook."

Die Konkurrenz ist groß

Inspiration sammeln ist dennoch erlaubt. "Vor allem in den USA gibt es spannende Vorbilder, wie etwa fusion.net. Und dann gibt es ja noch jede Menge erfolgreicher deutscher Onlinemagazine, die sich an die gleiche Zielgruppe richten wie ze.tt. Jetzt.de zum Beispiel, das junge, preisgekrönte Online-Magazin der Süddeutschen Zeitung für Leser zwischen 18 und 30, das nach eigenen Angaben rund eine Millionen Nutzer monatlich erreicht und dessen Themen nah dran sind an denen von ze.tt: Es geht um Freundschaft, Liebe, Musik, Politik, Umwelt und Reisen. Zusätzlich zu den Artikeln der Redakteure erscheinen dort täglich über 100 journalistische und literarische Texte der Community-Mitglieder. Oder yaez.de, das Online-Jugendmagazin aus Stuttgart, das 2001 gestartet ist, sich an Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren richtet und monatlich über 30.000 Unique Visitor und 110.000 Page Impressions zählt. In rund drei Wochen ist die Probephase vorbei, dann wird sich zeigen, wie das Neue und Eigenständige bei den Lesern ankommt. Der eine oder andere von ihnen dürfte noch den Vorgänger von ze.tt im Kopf haben: Zuender, das Netzmagazin von Zeit Online, das sich ebenfalls an junge Erwachsene richtete und auf dem man über Politik-, Kultur-, Gefühls- und Zukunftsthemen lesen konnte und das 2007 sogar für den Grimme Award in der Rubrik "Information" nominiert wurde. Nur zwei Jahre später wurde das einstige Erfolgsprojekt eingestellt.

Das sagen die Mitbwerber über ze.tt

Ineke Haug, Redaktionsleiterin von yaez.com, über ze.tt zu kress: "Ein wesentlicher Unterschied zwischen yaez und ze.tt ist, dass wir keine Rücksicht auf einen übergeordneten Karriere-Bereich nehmen müssen und daher das für Schüler wichtige Thema Berufsorientierung abdecken können. Ansonsten verbindet uns aber vieles, wir greifen auch aktuelle Themen und Formate aus dem Netz auf und wenden diese für unsere Zielgruppe an. Dass die Redaktion von "e.tt ihre Leser auf den Social-Media-Kanälen einsammeln möchte, ist so neu nicht, zumal ze.tt sich auch an führenden Beispielen orientiert. Das ist aber vernünftig und das setzen wir auch so um: Was bei anderen Medien funktioniert, kann angewendet auf unsere Zielgruppe auch bei uns funktionieren. Da muss man testen und schauen, was wirklich ins eigene Konzept passt." Stefan Plöchinger, Mitglied der Chefredaktion für digitale Projekte bei der "Süddeutschen Zeitung", über ze.tt zu kress: "Wir wünschen den Kollegen viel Vergnügen und Erfolg, denn Wettbewerb macht das Leben spannender. Richtig spannend zu sehen ist für uns indes, dass die Kollegen von der Architektur ihrer Seite her vieles von dem gemacht haben, wie wir unsere Seite auch weiterentwickeln wollen – würfeliges Layout, endlose Seite etc. Aber unser inhaltliches Profil ist schon anders. Wir kommen aus einer langen Tradition junger Autorentexte, zu denen kleine knackige Texte nur eine Ergänzung sind, und wir merken, dass dieses journalistische Prinzip in Zeiten von Social Media aktueller ist denn je. Daran werden wir tunlichst festhalten. Wir alle merken, dass Social-Media-Angebote für viele junge Leser die ersten Adressen im Netz und die wichtigsten Apps auf den Smartphones sind. Eine konsequente Berücksichtigung dieses Umstands ist ganz sicher kein Fehler, und klar, daran arbeitet ze.tt nicht allein. Wir haben unsere Strategie vor Monaten in diese Richtung justiert, und ich kann berichten: Es funktioniert".

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