"Lächerlich und widerwärtig"

Hat der "Mannheimer Morgen" der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry Worte in den Mund gelegt? Sie sei zu ihrer umstrittenen Aussage über den möglichen Gebrauch von Schusswaffen an der Grenze im Interview getrieben worden. Chefredakteur Dirk Lübke hält dagegen.

Bülend Ürük | 2. Februar 2016 um 14:25

Dirk Lübke, Chefredakteur "Mannheimer Morgen". Foto: Manfred Rinderspacher

Dem "Mannheimer Morgen" hatte Petry gesagt, Polizisten müssten illegale Grenzübertritte verhindern und "notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen". Dem MDR sagte Petry nun: "Keiner will schießen - gerade jemand wie ich nicht, der hinter Mauern und Stacheldraht aufgewachsen ist". Und sie fügte hinzu: "Wir erleben in den Medien das, was so häufig passiert: Dass der Kontext dessen, was gesagt wird, sträflich missachtet wird und dass sich dann die politische Konkurrenz auf verkürzte Zitate wirft." Nachfrage bei Dirk Lübke, Chefredakteur vom "Mannheimer Morgen". Haben Sie Frauke Petry Worte in den Mund gelegt, Sie dazu getrieben, diese Aussage zu machen, sie vielleicht sogar zu ihrer Aussage gezwungen? Klartext aus Mannheim in Richtung AfD: "Was ist daran nötigend, wenn Frauke Petry uns selber das Interview angeboten hat, sie und ihr Sprecher jedes Wort zur Autorisierung vorgelegt bekommen haben, jedes Wort und jeden Satz mehrmals gelesen und schließlich zur Veröffentlichung freigegeben haben? Die perfide Tabu-Brecherin Petry stilisiert sich gerade zum kleinen, ahnungslosen Mädchen, was nicht wusste, was es gesagt hat", so Dirk Lübke zu kress.de. Der erfahrene Journalist macht klar: "Der Mannheimer Morgen hat nach den professionellsten Regeln und fairsten Bedingungen ein Interview wie Tausende vorher geführt. Es ist lächerlich und widerwärtig zugleich, wenn AfD-Spitzen sich zum Volkssport machen, menschenverachtende und erniedrigende Thesen in die Welt zu setzen - und es hinterher doch nicht ganz so gemeint haben wollen. Damit zersetzt die AfD-Vorsitzende willkürlich Demokratie, Politik, Parlamente und die Verlässlichkeit des geschriebenen und gesprochenen Wortes." Dirk Lübke: "Die einzige Nötigung im Zusammenhang mit diesem Interview ist, dass Frau Petry mich zwingt, das bei Ihnen auf kress.de auch noch erklären zu müssen." Hintergrund "Mannheimer Morgen" Der "Mannheimer Morgen", gegründet 1946, gehört zur Mediengruppe Dr. Haas GmbH (Geschäftsführer: Björn Jansen, Jörg Röver) - wie der "Bergsträßer Anzeiger", der "Südhessen Morgen", die "Schwetzinger/Hockenheimer Tageszeitung" und die "Fränkischen Nachrichten". Chefredakteur ist Dirk Lübke, stellvertretende Chefredakteurin Melanie Ahlemeier; als Chef vom Dienst gehört zudem Irmgard Piorkowski-Wühr der Chefredaktion an. Die Gruppe hält zudem Beteiligungen an privaten Radiosendern und betreibt mehrere Nachrichtenportale.

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