Hohe Honorare für TV-Einsätze

Was sind uns das Lächeln, das Wissen, der Witz, der Charme, aber auch die deutliche Kritik von Mehmet Scholl am Spiel wert, der als Fußball-Experte im Dienst der ARD steht? Und was sind wir bereit, für Oliver Kahn zu bezahlen, der für das ZDF EM-Spiele einordnet?

Bülend Ürük | 28. Juni 2016 um 07:51

Oliver Kahn.

Mehmet Scholl. Foto: WDR/Paul Ripke

"Mein teurer Scholli" titeln Markus Wiegand und Robin Rittinghaus im neuen "kress pro" (gleich hier digital im ikiosk bestellen) und das Honorar, das ARD und ZDF Mehmet Scholl oder Oliver Kahn überweisen, wirkt tatsächlich so, als ob das Geld der Gebührenzahler wissentlich verbrannt werden soll.  Sowohl ARD als auch ZDF schweigen auf Nachfrage, offizielle Details gibt es zu den Vereinbarungen nicht, sie werden geheim gehalten. Allerdings greift eins nicht - der Verweis, man müsse diese Honorare wegen der "Marktsituation" bezahlen. Denn bei den Privatsendern (außer Sky mit Franz Beckenbauer) sieht das Honorar für die Fußballexperten schon ganz anders aus. "kress pro" schreibt: "Prominente Ex-Profis wie die Weltmeister Olaf Thon oder Andreas Möller verdienen bei der Übertragung der Europa-League-Spiele auf Sport1 rund 1.500 bis 2.000 Euro pro Auftritt. Generelle Aussagen zu den Honoraren sind schwer, weil die Interessenlagen der Ex-Kicker unterschiedlich sind: Manche suchen die Bühne, andere das Geld. Einige auch beides", schreiben Wiegand und Rittinghaus. Und nennen noch ein anderes Beispiel, was halt nicht geklappt hat: "Beim ehemaligen Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack etwa scheiterte ein Sport1-Engagement laut Senderkreisen an den unterschiedlichen Honorarvorstellungen. Ballack wollte demnach für zehn Europa-League-Spiele ein Paket über rund 200.000 Euro zusammenschnüren. Zu viel für Sport1." Markus Wiegand, Chefredakteur von "kress pro", hätte mit dem Honorar für Mehmet Scholl und Oliver Kahn kein Problem, wenn "würden die Ex-Profis von privaten Sendern bezahlt. Solange Scholl und Kahn aber durch Gebührengelder honoriert werden, ist es ein Skandal. Die überragende Mehrheit der Zuschauer würde solche Summen niemals billigen, wenn sie davon wüsste. Darum halten ARD und ZDF die Honorare für ihre Fußballvolksaufklärer lieber geheim. Eigentlich müssten Scholl und Kahn Geld mitbringen, um die gemeinschaftlich finanzierte Plattform nutzen zu dürfen. Schließlich vermarkten sich beide als Werbeträger und ihr Wert liegt vor allem darin, dass sie auf quotenträchtigen Plätzen dauerhaft präsent sind", schreibt Wiegand im Editorial des Magazins, das kress.de hier im Original veröffentlicht. Meine Bitte: Wenn heute Nachmittag die ARD-Granden in Bonn nach der Intendanten-Sitzung vor die Presse treten, sollten sie doch bitte auch einmal erklären, warum sie einem ehemaligen Profi-Fußballer wie Mehmet Scholl jährlich ein siebenstelliges Honorar überweisen. Und wie das tatsächlich mit Nachrichten und Aufklärung und den hehren Zielen der öffentlich-rechtlichen Sender in den Sonntagsreden zusammenhängt. Mein Lesetipp: "ARD und ZDF verpulvern für die Fußball-EM das Geld der Gebührenzahler. Ex-Profis und UEFA dürfen sich freuen" lautet eine der vielen spannenden Storys im neuen "kress pro". Die "kress pro"-Ausgabe kann hier im Newsroom.de-Shop bestellt werden. Zum Abo geht es hier entlang. NEU: "kress pro" gibt es jetzt auch im ikiosk.

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