kress "Hall of Future": Helge Fuhst möchte bei Phoenix gestalten

Beim European Newspaper Congress (13. bis 15. Mai, Wien) werden auch Mitglieder der kress "Hall of Future" vor Ort sein. Zu den Ausgezeichneten gehört Helge Fuhst, seit Anfang 2018 Programmgeschäftsführer bei Phoenix. Im kress.de-Interview verrät Fuhst, dass er gerne John F. Kennedy kennengelernt hätte.

Frank Hauke-Steller | 3. Mai 2018 um 08:02

"Mein Vater ist früh verstorben, wenige Wochen vor meinen Abitur-Prüfungen. Ich bin froh, dass ich es damals geschafft habe, nach vorne zu schauen. Mir wurde schnell klar: Ich will etwas bewegen und gestalten. So bin ich aus voller Überzeugung und mit Freude in die Medienwelt aufgebrochen": Helge Fuhst, seit Anfang 2018 Programmgeschäftsführer bei Phoenix, gehört zur kress "Hall of Future".

Welche Erwartungen standen am Auftakt Ihrer beruflichen Laufbahn? Helge Fuhst: Etwas bewegen und gestalten zu können und die Gesellschaft dadurch zu stärken, das ist meine Erwartung bis heute. Die Herausforderungen der Medienwelt sind riesig. Die Chancen, die sich bieten, sind mit der Digitalisierung noch weitaus größer geworden. Ich möchte so viel wie möglich von ihr kennen lernen. Das habe ich bereits in Washington, Hamburg, Hannover, Köln und jetzt in Bonn bei phoenix getan - eine journalistische Welt, die mir ganz besonders am Herzen liegt. Mir war von Anfang an wichtig, dass die Aufgabe langfristig Freude macht. Das ist mir bis heute geglückt. Was bewegt und motiviert Sie heute in Ihrem Beruf? Helge Fuhst: Im Leitungsteam von phoenix kann ich gestalten, sowohl im Programm als auch im Management. Wie erklären wir am besten Politik? Wie erreichen wir so viele Menschen in unserem Land wie möglich? Und täglich neu zu überlegen, wie wir als Journalisten unsere Gesellschaft und Demokratie stärken können - das motiviert mich. Im Management ist es wichtig, auf die Gemeinschaft in einem Medienhaus zu achten. Es sollte für jede Kollegin und jeden Kollegen der richtige Platz und für jede Aufgabe die richtige Person gefunden werden. Umso besser das gelingt, desto effektiver ist die Arbeit. Worauf sollten junge Leute heute achten, die "irgendetwas mit Medien" machen möchten? Helge Fuhst: Dass sie die Welt verständlich machen und ihnen gleichzeitig klar ist, welche Verantwortung sie dabei tragen und dass sie das Handwerk der unabhängigen, gewissenhaften Recherche und Berichterstattung lernen und beherrschen. Journalistinnen und Journalisten müssen eine verlässliche Absenderschaft sein, mit Leidenschaft recherchieren und informieren, und die Menschen dadurch befähigen, sich selbst eine Meinung machen zu können. Wer wäre Ihre Wunschverabredung für ein Geschäftsessen? Was stünde ganz oben auf der Gesprächsagenda? Helge Fuhst: Ich hätte gerne John F. Kennedy kennengelernt. Mich hat fasziniert, wie der einstige US-Präsident nicht nur die junge Generation mit seinem Mut und Optimismus begeistern konnte. JFK hat es geschafft, eine Gemeinschaft zu bilden und hat so den Menschen weltweit Halt und Zuversicht gegeben. Zum Beispiel mit dem einfachen Satz "Ich bin ein Berliner". Ich würde Kennedy fragen, wie es in den heutigen polarisierenden Zeiten gelingen könnte, einen Zusammenhalt zu schaffen. Im Berufsleben gibt es immer wieder Menschen, die einen fördern und unterstützen? Wer hat Ihnen besonders geholfen? Wem sind Sie dankbar? Helge Fuhst: Die Begeisterung für politische Themen habe ich aus meinem Elternhaus, durch politische Diskussionen am Esstisch. Bei meinen journalistischen Aufgaben hatte ich bisher acht "Chefinnen" und "Chefs", die mich auf ganz unterschiedliche Art und Weise gefördert und gefordert haben. Durch sie habe ich ganz unterschiedliche Führungsstile erfahren und ich konnte sehen, wie sie in den Teams gewirkt haben. Davon profitiere ich heute selbst als Führungskraft. Meinen ersten "Job" als Journalist bot mir 2008 Hanni Hüsch im ARD-Studio Washington an. Auch von WDR-Intendant Tom Buhrow habe ich sehr viel gelernt, erst bei den ARD-Tagesthemen, danach in der WDR-Intendanz. Sein Weg, den WDR zukunftsfit zu machen, ist ein gutes Vorbild. Ein Meilenstein meines bisherigen Lebens war... … Mein Vater ist früh verstorben, wenige Wochen vor meinen Abitur-Prüfungen. Ich bin froh, dass ich es damals geschafft habe, nach vorne zu schauen. Mir wurde schnell klar: Ich will etwas bewegen und gestalten. So bin ich aus voller Überzeugung und mit Freude in die Medienwelt aufgebrochen. Man sagt mir nach,… … dass ich nicht nur zuhören, sondern auch hinhören kann. Das ist für mich die Grundlage, um lösungsorientiert zu handeln und Ziele gemeinsam zu erreichen. In meiner Freizeit… … schaue ich Politik-Serien und reise gerne. Allerdings verschwimmen Beruf und Freizeit an vielen Stellen, wenn man in der Medienbranche arbeitet. Alles, was wir erleben oder um uns herum passiert, könnte eine Nachricht werden. Journalisten finden immer spannende Geschichten. Welches große Projekt steht als nächstes für Sie an? Helge Fuhst: Ich freue mich mit großem Respekt über die Aufgabe, als Programmgeschäftsführer den Ereignis- und Dokumentationskanal phoenix zu leiten. Der Gemeinschaftssender von ARD und ZDF genießt ein besonders hohes Ansehen und Vertrauen. Mein Ziel ist es, das zu bewahren, auszubauen und den Sender und die Marke phoenix zu stärken. Als "Kernauftrag" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hat phoenix eine besondere gesellschaftliche Aufgabe. Wo stehen Sie in fünf Jahren? Helge Fuhst: In fünf Jahren möchte ich mit meinem Team stolz auf die Veränderungen und Innovationen sein, die phoenix gestärkt haben. Der Ereignis- und Dokumentationssender soll bis dahin seine führende Rolle als Politik-Erklärer noch stärker ausgebaut haben. Auch die Strukturen sollen zukunftsfit aufgestellt sein. Verschiedene Redaktionen und Abteilungen müssen heutzutage durchlässiger und enger verzahnt arbeiten. Jeder für sich allein geht nicht mehr. Es ist mehr denn je ein Zusammenarbeiten, um ein erfolgreiches Produkt zu schaffen. kress.de-Tipp: In seine "Hall of Future" hat kress im vergangenen Jahr 25 prägende Medienmacher von morgen aufgenommen, darunter Helge Fuhst, seit Anfang 2018 Programmgeschäftsführer bei Phoenix.  Die Ausgezeichneten werden offiziell beim "European Newspaper Congress" in die "Hall of Future" aufgenommen. Beim European Newspaper Congress 2018 vom 13. bis 15. Mai in Wien tauschen 500 Chefredakteure und Medienmanager ihre besten Konzepte aus, berichten über erfolgreiche Cases und diskutieren über Werte und Verantwortung. Das komplette Programm und die Anmeldung finden Sie hier. Der European Newspaper Congress wird vom Medienfachverlag Johann Oberauer, der Stadt Wien und Norbert Küpper, Zeitungsdesigner in Deutschland, veranstaltet. Zur Person: Helge Fuhst, Jahrgang 1983, verheiratet, ist seit Anfang 2018 Programmgeschäftsführer bei Phoenix, dem Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF. Davor war er seit Februar 2016 stellvertretender Phoenix-Programmgeschäftsführer. Von 2013 bis 2016 Persönlicher Referent des WDR-Intendanten, zusätzlich ab 2015 stellv. Leiter der WDR-Intendanz; 2012 bis 2013 Moderations-Redakteur ARD-Tagesthemen, 2010-2012 Volontär beim NDR; 2009-2010 Fernsehautor, NDR Landesfunkhaus Hannover; 2008-2009 Producer, ARD-Studio Washington; 2008 Hospitant, NBC News, Washington, DC. Fuhst hat 2010 sein Studium der Politikwissenschaft und Geschichte an der Leibniz-Universität Hannover abgeschlossen (Magister Atrium), 2014 erfolgte dann die Promotion zum Dr. phil. an der TU Chemnitz über die polarisierte Präsidentschaft von Barack Obama. Zu seinem Auslandssemester war er 2008 an der American University in Washington, DC. Exklusive Storys und aktuelle Personalien aus der Medien- und Kommunikationsbranche gibt es von Montag bis Freitag in unserem Newsletter "kressexpress". Kostenlos abonnieren.

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