Attila Albert | 5. Dezember 2019 um 14:32
Mediencoach Attila Albert schreibt auf kress.de eine wöchentliche Kolumne - frühere Beiträge unter dem Text.
In den letzten Wochen vor dem Jahresende wird es gewohnt hektisch. Viele knapp besetzte Redaktionen lassen für die Feiertage vorproduzieren. Auch privat ist einiges zu planen und zu erledigen, von Geschenken über Essenseinkäufe bis zu Familienbesuchen. Dabei gerät ein wenig in den Hintergrund, dass der Dezember ein entscheidender Monat ist, um sich mit seinen Finanzen zu beschäftigen und auch ein wenig in seine Karriere zu investieren.
Mit ein wenig Überlegung lassen sich gleich mehrere Vorteile gleichzeitig erzielen, wenn sie beruflich bedingte Ausgaben für 2020 noch in diesem Monat planen. Sie können damit ihre Steuerlast für 2019 reduzieren, sich für diese Ausgaben eine frühere Rückerstattung vom Finanzamt sichern und eventuelle Rabatte nutzen. Vor allem aber gehen Sie mit einem ersten Plan ins neue Jahr: Was genau nehmen Sie sich vor, um sich weiterzuentwickeln?
Vieles geleistet, was fast schon wieder vergessen ist
Ich habe mir, angeregt von einem früheren Vorgesetzten, angewöhnt, die letzten Wochen des Jahres für einen Rückblick der ganz praktischen Art zu nutzen. Ich bereite in aller Ruhe die Steuererklärung vor, meist an den eher stillen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Erklärung selbst kann zwar erst im folgenden Frühjahr abgegeben werden, wenn die Lohnsteuerbescheinigung des Arbeitgebers vorliegt, ist damit aber schon bereit.
Dieser frühe Blick auf die Unterlagen des ablaufenden Jahres ruft vielfach eindrucksvoll in Erinnerung zurück, was man doch alle geschafft hat. Schien das Jahr im Rückblick vielleicht so, als wäre es "nichts Besonderes" gewesen, zeigt das Sichten, Ausdrucken, Kopieren und Ordnen der Abrechnungen, Belege und Kalendereinträge, das es doch nicht so war. War es "ganz schön anstrengend", liegt in Schwarz-weiß vor einem, warum genau.
Als Angestellter in die Karriere investieren
Gleichzeitig erlaubt diese frühe Bestandsaufnahme, noch einige Investitionen im aktuellen Jahr zu tätigen, um die Kosten noch mit der Steuererklärung 2019 abzusetzen. Für einen angestellten Medienprofi können das zum Beispiel sein: Neuer Laptop oder Drucker, neue persönliche Visitenkarten, Fotos für Bewerbungen und das LinkedIn-Profil, eine verbesserte eigene Internetseite, eventuell eine attraktive Mappe mit den besten Artikeln bzw. Fotos.
Absehbare beruflich bedingte Reisen, etwa für Vorstellungstermine, Veranstaltungen oder allgemeines Networking lassen sich ebenfalls vorab buchen und bezahlen, soweit das für Sie sinnvoll und Ihnen möglich ist. Was Sie 2019 noch erledigen, kann noch in die Steuer für dieses Jahr. Zudem ist es bei frühen Buchungen - beispielsweise für Branchentreffen wie den European Publishing Congress im Mai in Wien - möglich, Frühbucherrabatte zu nutzen.
Auch beruflich bedingte Weiterbildungen, Coachings und Trainings lassen sich vorab für das kommende Jahr buchen, um sie noch für 2019 als Werbungskosten steuerlich geltend zu machen und von einer früheren Rückerstattung durch das Finanzamt zu profitieren. Machen Sie sich daher auch hier noch einige Gedanken, was Sie benötigen bzw. was Ihnen helfen würde, ihre Ziele zu erreichen (oder diese überhaupt erst einmal herauszufinden).
Etwas anderer Fokus für Selbstständige
Für freiberufliche Medienprofis gilt all das ebenso, ebenso für alle mit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit. Nur liegt der Fokus ihrer Investitionen häufig eher auf neuem Equipment, etwa einem neuen Rechner oder Fotoausrüstung, Waren oder Vorprodukten, die sie im neuen Jahr weiterverkaufen wollen, und Marketing-Materialien wie Broschüren oder Flyern. Selbst für Einzelunternehmer (z. B. freie Journalisten) empfiehlt sich zumindest eine grobe Investitionsplanung, um Steuern zu sparen, aber gleichzeitig genügend liquide zu bleiben.
Möglicher haben Sie bisher gar keine beruflich bedingten Ausgaben, die Sie absetzen könnten. Das ist nicht ungewöhnlich, kann aber ein Anlass zum Nachdenken sein: Wer nicht in sich und seine Karriere investiert, wird langfristig den Anschluss verlieren. Diverse Studien haben errechnet, dass eine Investition in sich selbst langfristig die besten Zinsen einbringt, sowohl durch ein höheres Einkommen wie ein niedrigeres Risiko, arbeitslos zu werden.
Gleichwohl spricht nichts für hektischen Aktionismus, etwa die unüberlegte Buchung einer Weiterbildung, die gut klingt, aber keinen Unterschied macht. Da die Mittel begrenzt sind, beginnen sie immer zuerst mit einer Bedarfsanalyse: Wo möchten Sie sich 2020 verbessern und was ist dafür wirklich nötig? So lassen sich oft schon mit überschaubaren Ausgaben echte Veränderungen erreichen, die Ihren beruflichen Kurs auch langfristig verändern.
Zum Autor: Attila Albert (46) begleitet mit seiner Firma Media Dynamics seit mehreren Jahren Medienprofis bei der beruflichen und persönlichen Neuorientierung. Albert hat selbst mit 17 Jahren als Journalist zu arbeiten begonnen. Anfangs bei der "Freien Presse" in Chemnitz, eine der größten deutschen Regionalzeitungen, später insgesamt 23 Jahre bei Axel Springer, unter anderem als Textchef und für Sonderaufgaben bei der "Bild"-Bundesausgabe, danach als Autor bei der Ringier AG in Zürich. Berufsbegleitend hat er sich in den USA zum Coach ausbilden lassen sowie vorher ein dreijähriges Webentwickler-Studium absolviert. Sind Sie zufrieden mit ihrem Arbeitgeber? Wir recherchieren Woche für Woche alle Jobangebote aus der Branche und machen daraus einen Newsletter. Ein Blick auf Ihren Marktwert lohnt sich immer. Vielleicht stimmt ja der Job, nicht aber das Geld. Sie stellen ein? Hier können Sie Ihre Stellenanzeige aufgeben. Exklusive Storys und aktuelle Personalien aus der Medien- und Kommunikationsbranche gibt es von Montag bis Freitag in unserem kressexpress. Kostenlos unseren Newsletter abonnieren.
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