Henning Kornfeld | 30. Juli 2020 um 21:18
Michael Spreng ist tot.
Spreng starb nach langer Krankheit am Dienstagabend auf Mallorca. Das teilte Kurt Breme mit, ein früherer Kollege und langjähriger Freund der Familie. Nach Volontariat und Tätigkeit als Lokalreporter bei der "Frankfurter Neuen Presse" war Michael Spreng 1971 zu Axel Springer gekommen: Zuerst arbeitete der Politikjournalist für die "Welt", dann wechselte er zu "Bild" und "Bild am Sonntag". Nach einem Zwischenspiel als Chefredakteur von Alfred Neven DuMonts Kölner "Express" wurde Spreng 1989 "BamS"-Chefredakteur. In dieser Position achtete er auf Distanz zum Schwesterblatt "Bild" und eckte gerne einmal bei konservativen Männern innerhalb und außerhalb des Verlags an. Im Spätsommer 2000, als Gerüchte um seine Ablösung schon lange umgingen, störte ihn kress einmal im Urlaub auf einer Kreuzfahrt. Spreng blieb in jeder Hinsicht cool: "Bei Windstärke 4 und bewölktem Himmel nimmt der Boulevardjournalist die Berichterstattung über seine Person und sein Blatt zur Kenntnis, lässt sich seinen Urlaub dadurch aber nicht vermiesen", notierte kress. "lch bin Chefredakteur der 'Bild am Sonntag' und komme als solcher aus dem Urlaub zurück", versprach Spreng noch via Satellitentelefon. "Während das Schiff auf Sizilien zusteuert und sich in der Weite des Horizonts verliert, erfreut sich der 'Bams'-Chef beim Chefsdinner an gebeiztem Arktic Lachs, Langusten-Cremesuppe und gebackener Stopfleberpastete", schrieb kress weiter. Das Urlaubsfeeling hielt indes nicht lange an: Im Oktober 2000 musste Spreng bei der "BamS" gehen. Sein Nachfolger wurde Claus Strunz. Spreng entschied sich für die Selbstständigkeit als Medien- und Kommunikationsberater. Der Höhepunkt dieses Abschnitts seiner Karriere war 2002 die Position als Wahlkampfmanager des CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber. Stoiber unterlag indes dem Amtsinhaber, Bundeskanzler Gerhard Schröder. Später beriet Spreng auch den nordrhein-westfälischen CDU-Chef und späteren Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers. Mit pointierten Meinungsbeiträgen sorgte Spreng auch in seinen späteren Lebensjahren immer wieder für Aufmerksamkeit in der Branche. Die Plattform dafür war sein 2013 gegründetes Blog "Sprengsatz". So rechnete er im September 2018 mit seinem ehemaligen Arbeitgeber "Bild" ab: Er bezeichnete die Zeitung als "Vorfeldorganisation der AfD", die systematisch versuche, die "Institutionen und Repräsentanten des Staates verächtlich zu machen und ihre Leser gegen sie aufzuhetzen".
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