Ideale Lösung: Friede Springer benennt Mathias Döpfner als ihren Nachfolger

Friede Springer stellt die Weichen für die Zukunft von Axel Springer. Der Vorstandsvorsitzende, Mathias Döpfner, wird ihr Nachfolger. Friede Springer überlässt Döpfner einen Großteil ihrer Aktien und spricht von einer "idealen Lösung". Wie diese genau aussieht.

Marc Bartl | 24. September 2020 um 14:05

Friede Springer

Mathias Döpfner

Mathias Döpfner, seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, kauft von der Friede Springer Stiftung rund 4,1 Prozent des Grundkapitals und soll durch eine geplante Schenkung von Friede Springer weitere rund 15 Prozent des Grundkapitals erwerben - ein Milliardengeschenk. Döpfner wird dann mit den knapp 3 Prozent, die er heute schon am Unternehmen hält, insgesamt mit rund 22 Prozent am Grundkapital der Axel Springer SE beteiligt sein. Gleichzeitig gab Friede Springer am Donnerstag bekannt, dass die Stimmrechte ihres verbleibenden Aktienpakets zukünftig von Mathias Döpfner ausgeübt werden sollen. "Ich habe immer gesagt, dass ich für Kontinuität im Unternehmen sorgen werde. Die Zukunft des Hauses ist mir ein Leben lang sehr wichtig. Ich habe eine ideale Lösung gefunden, um die Zukunft von Axel Springer und die meiner Stiftung abzusichern und beide Sphären wie bisher voneinander zu trennen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich mit Mathias meinen Nachfolger gefunden habe", so Friede Springer. Sie verspricht: "Gemeinsam mit unserem neuen Partner KKR werden wir dafür sorgen, dass Axel Springer als unabhängiges Medienunternehmen und als Haus des Journalismus weiterhin Bestand und Bedeutung haben wird." kress pro, das Magazin für Führungskräfte in Medien, hat Friede Springer im Mai 2019 interviewt. Darin spricht sie darüber, warum sie Mathias Döpfner ausgewählt hat: kress pro: Frau Springer, Sie sind sehr plötzlich Mitte der 80er-Jahre Verlegerin geworden. Wie sind Sie damals damit umgegangen, dass Ihnen eigentlich kaum jemand diesen Job zugetraut hat: Wie stark waren die Selbstzweifel? Gab es welche? Friede Springer: Natürlich gab es Selbstzweifel, ganz viele. Ich habe oft Nächte durchgeheult. Ich musste das erst lernen und mich durchsetzen. Das hat ein paar Jahre gedauert. kress pro: Wer hat Ihnen damals geholfen?

Friede Springer: Das muss man alleine machen, sonst kann man das auch nicht. Man muss selber seinen eigenen Weg finden und den habe ich dann gefunden.  kress pro: Wir machen einen großen zeitlichen Sprung. Das Unternehmen hat heute mehr als 16.000 Mitarbeiter. Sie haben einen starken CEO. Viele fragen sich: Bei was wollen Sie eigentlich noch gefragt werden in Ihrem Unternehmen? Friede Springer: Doch, wir besprechen alles. Einmal in der Woche habe ich einen Jour fixe mit Mathias Döpfner und da wird alles besprochen. Der Verlag ist mein Leben. So ist es gekommen und ich fühle mich wohl. Ich hänge an dem Haus. kress pro: Verraten Sie uns: Wer widerspricht bei Ihrem Jour fixe wem häufiger? Friede Springer: Nein, wir verstehen uns gut. kress pro: Eine Ihrer besten Entscheidungen, so haben Sie mal gesagt, war es, Mathias Döpfner in den Vorstand zu holen und dann auch als CEO zu berufen. Viele haben Ihnen davon abgeraten oder sie geradezu davor gewarnt. Warum waren Sie damals so überzeugt davon? Was haben Sie in ihm gesehen? Friede Springer: Ich habe ihm zugehört. Ich habe ihn kennengelernt bei einem Abendessen und alles, was er sagte, das gefiel mir. Irgendwie hatte ich das Gefühl: Er ist der Richtige. kress pro: Friede Springer, in den vergangenen Jahren war Ihr Haus auch deshalb sehr erfolgreich, weil Sie sich deutlich von der Publizistik wegbewegt haben. Tut Ihnen das manchmal auch leid, weil Ihr Verlag damit seine gesellschaftlich relevante Position ein Stück weit aufgegeben hat? Friede Springer: Nein, wir sind immer noch ein journalistisches Haus, das muss ich vorausschicken. Aber es war der einzige, der richtige Weg. Das hat mich überzeugt. kress pro: Das Geschäft, das Sie heute mit Rubrikenmärkten machen, ist auch wertvoll, aber es ist etwas anderes, als einer Gesellschaft auch im demokratischen Diskurs zu dienen. Friede Springer: Da haben Sie auch wieder recht, es ist so. Aber man muss mit der Zeit gehen, es geht nicht anders. Aber Sie haben recht, ja. Ich hänge ja daran. Ich habe auch ein bisschen geweint, als wir einige Zeitungen verkauft haben. Ein paar Tränen habe ich vergossen. kress pro: Die allerletzte Frage: Sie haben in einem großen Unternehmen in einer verrückten Branche mehr als 30 Jahre Erfahrung gesammelt. Gibt es eine Maxime, einen Ratschlag, den Sie den jüngeren mitgeben können? Friede Springer: Das ist nicht so einfach, jeder muss seinen eigenen Weg gehen. Hintergrund: kress pro erscheint wie kress.de im Medienfachverlag Oberauer. Das aktuelle Heft mit der Titelstory um Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gibt es in unserem Shop. kress pro-Chefredakteur ist Markus Wiegand. Zur Person: Friede Springer wurde 1942 in Oldsum auf Föhr geboren. Sie ist die Witwe von Axel Springer; mit ihm war sie verheiratet von 1978 bis zu seinem Tod 1985. Friede Springer ist stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer SE und hält den Vorsitz ihrer zwei Stiftungen: Die Friede Springer Stiftung betreibt die Förderung hauptsächlich wissenschaftlicher und medizinischer als auch künstlerischer und kultureller Projekte. Die Axel Springer Stiftung unterstützt ausschließlich und unmittelbar wissenschaftliche, gemeinnützige und mildtätige Zwecke. Der Schwerpunkt liegt auf deutsch-jüdischer Geschichtsforschung und auf den deutsch-israelischen Beziehungen. Seit 1985 ist Friede Springer Mitglied des Aufsichtsrats der Axel Springer SE, seit 1999 dessen Stellvertretende Vorsitzende. Sie gehört dem Präsidium des Aufsichtsrats, dem Audit Committee, dem Nominierungsausschuss sowie dem Personalausschuss an. Mathias Döpfner, geboren 1963, studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Theaterwissenschaften in Frankfurt und Boston. Als Journalist begann er 1982 seine Laufbahn bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Von 1988 bis 1990 war er Geschäftsführer einer PR-Agentur. 1992 arbeitete er im Stab des Vorstands International des Gruner+Jahr-Verlages in Paris, später wurde er Assistent des Gruner+Jahr-Vorstandsvorsitzenden in Hamburg. Weitere journalistische Stationen waren Chefredakteur der "Wochenpost", Berlin (1994-1996), und Chefredakteur der "Hamburger Morgenpost" (1996-1998). Seit 1998 ist er für das Unternehmen Axel Springer tätig. Zunächst als Chefredakteur Die Welt. Seit Juli 2000 ist Mathias Döpfner Mitglied des Vorstands und seit Januar 2002 Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. Mit einer Beteiligung von rund 3% ist Herr Döpfner auch einer der größten Aktionäre des Unternehmens.

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