Und führe uns nicht in Versuchung: Mit welchen Summen Google die Verlage lockt

Google-Europa-Chef Philipp Justus bezahlt Medienunternehmen erstmals für Inhalte, die die Suchmaschine anzeigt. Nach Informationen von kress pro ist die Nachfrage hoch. Googles Konditionen sind mehr als attraktiv. Welches große Medienhaus sich bisher trotzdem nicht erweichen ließ, jetzt aber von einem anderen US-Konzern, nämlich Facebook, gelockt wird.

Markus Wiegand | 10. Dezember 2020 um 14:06

Google-Europa-Chef Philipp Justus

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Was zahlt Google jetzt an die Verlage? Das ist natürlich streng geheim. Google mochte die Frage nicht beantworten und verwies auf "Vertraulichkeitsvereinbarungen". Auch die Profiteure vom Google-Geldregen, 20 deutsche Verlage (u.  a. Burda, G+J, Spiegel, Funke etc.) mit mehr als 50 Publikationen, werden bei dem Thema plötzlich ziemlich einsilbig. Im Oktober hatte Google bekanntgegeben, dass es erstmals direkt Medienunternehmen für Inhalte bezahlt, die die Suchmaschine anzeigt. "Es ist Googles bislang weitreichendster Schritt, um die Zukunft des Journalismus zu unterstützen", zitierte die dpa Philipp Justus, den Europa-Chef von Google. Seither spaltet das Thema die Branche. Kritiker werfen Google vor, sich mit der Initiative vor einer gesetzlichen Regelung drücken zu wollen. Außerdem fällt auf, dass bisher kaum kleine Häuser von den Direktzahlungen profitieren. "Die Geldausschüttung an Verlagshäuser erfolgt bei Google nach Gutsherrenart", teilte der BDZV mit. Ziemlich merkwürdig an der Google-Mitteilung war übrigens, dass sich "FAZ"-Herausgeber Carsten Knop und "Spiegel"-Geschäftsführer Stefan Ottlitz mit lobenden Zitaten in die Google-PR einbinden ließen. Eigentlich legen beide Häuser ja Wert auf ihre Unabhängigkeit, dachte man bisher. Mit dabei sind allerdings fast alle Schwergewichte der Branche. Und das hat wohl viel damit zu tun, dass die Konditionen mehr als attraktiv sind, wie ein Insider schildert, der den Deal ebenfalls nicht ablehnte. Demnach beläuft sich der Personalaufwand für die Kooperation auf etwa eine Stelle im Digitalen. Die Zahlung von Google dagegen bezifferte die Quelle auf mehr als eine halbe Million Euro für eine Publikation. Verhandeln musste man dafür übrigens nicht: Man musste nur unterschreiben. Einfacher war es noch nie, im Digitalen Geld zu verdienen. Das einzige große Haus, das sich bisher nicht erweichen ließ, war Axel Springer. In der Google-Frage seien die Springer-Leute plötzlich die Coolen, kommentierte ein Branchenbeobachter die konsequente Haltung des Unternehmens. Allerdings könnte ein anderer US-Konzern die Springer-Manager in ein Dilemma stürzen. In der Vergangenheit hat Axel Springer sich nämlich bereits von Facebook für die Nutzung von Inhalten bezahlen lassen. Und jetzt, so heißt es, habe der US-Gigant erneut vorgefühlt, um für Springer-Inhalte zu bezahlen. Wir empfehlen den Verantwortlichen die entscheidende Passage des Vaterunsers: Und führe uns nicht in Versuchung! Der Beitrag ist in der aktuellen Kolumne von Markus Wiegand in kress pro erschienen. In "Aus unseren Kreisen" widmet sich der kress pro-Chefredakteur auch diesen Fragen: Wer hat das neue Testmagazin von Funke erfunden? Wieso verschuldet sich Dieter von Holtzbrinck in Schweden? Wer hat bei Burda die Hosen an? Wie schlecht geht es den Zeitungen wegen Corona?
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