Künstlerische Freiheit? Wirbel um Blackfacing in BR-Satiresendung

Wie der Bayerische Rundfunk nach viel Kritik einen satirischen Beitrag mit einem fiktiven schwarz-geschminkten Kanzlerkandidaten verteidigt.

Marc Bartl | 6. April 2021 um 11:44

BR-Intendantin Katja Wildermuth

In der Sendung "SchleichFernsehen" am Donnerstagabend schlüpfte Kabarettist Helmut Schleich in die Rolle eines in Afrika lebenden Sohnes des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß - und nutzte dafür das Mittel des "Blackfacings". Mit schwarz geschminktem Gesicht machte Schleich Witze über die aktuelle bayerische Politik. Im Internet bezeichneten Kommentatoren den Beitrag am Freitag als rassistisch. Von Blackfacing spricht man, wenn sich Weiße schminken, um Schwarze stereotyp darzustellen. Eine Sprecherin des BR teilte gegenüber dpa mit, die Diskussionen zum Thema Blackfacing und der damit verbundenen Problematik seien der Redaktion bewusst gewesen und im Vorfeld der Sendung intensiv mit Helmut Schleich diskutiert worden. "In einem Satireformat muss dem Künstler aber auch ein bestimmter Freiraum für satirische Überhöhungen zugebilligt werden. Die künstlerische Freiheit ist ein hohes Gut, lotet aber manchmal auch Grenzen aus." Weiter teilte der BR mit: Die Kunstfigur Maxwell Strauß sei ausdrücklich eine Karikatur von Franz Josef Strauß und sei als solche nicht losgelöst vom Text zu beurteilen: Inhalt des Beitrages sei das autoritäre Machtverständnis der Kunstfigur Maxwell Strauß. Auf seiner Homepage schreibt der BR zur Sendung, Schleich scheue "auch vor den aberwitzigsten Kostümierungen nicht zurück". Laut BR sagte Schleich zu dem Beitrag, als Kabarettist sei es seine Aufgabe, Dinge überspitzt darzustellen. "Gerade durch einen erfundenen Sohn Maxwell Strauß zeige ich den Import neokolonialer Strukturen aus dem globalen Norden nach Afrika auf."

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