Markus Wiegand | 10. Juni 2021 um 12:38
stern-Chefredakteur Florian Gless (Foto: Gruner + Jahr)
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Zoffen sich Gruner + Jahr und die "Süddeutsche"? Ja, aber nur ein bisschen. Schließlich will man das Thema nicht künstlich aufblasen, obwohl es den Verantwortlichen wichtig ist. Ein Drama in drei Akten. 1. Akt: Die "Süddeutsche" verpasste G+J auf der Medienseite eine Ohrfeige. Titel des Beitrags von Caspar Busse: "Das Ende einer Ära". Tenor: Bald kommt die Fusion mit RTL. Alles Mist. 2. Akt: G+J kontert mit einem Leserbrief. Brigitte Huber und Florian Gless beklagen sich im Namen aller G+J-Chefredakteure über das "düstere Bild der Zukunft", das in dem Beitrag gezeichnet und "nicht mit einer einzigen namentlich genannten Quelle" untermauert wird. "Dürfen wir von einem Leitmedium nicht ein wenig mehr erwarten als eine Ansammlung unüberprüfbarer und damit unwiderlegbarer Endzeitstimmungen (...) ?" Und weiter: "Hätte die SZ bei uns nachgefragt, hätten wir nicht nur widersprochen, wir hätten ein gänzlich anderes Bild vermittelt." 3. Akt: Gless vermarktet den Leserbrief. Er postet ihn auf Linkedin und schreibt: "Manchmal müssen wir Dinge einfach geraderücken. So etwa, wenn die 'Süddeutsche Zeitung' über unseren Verlag schreibt, ohne mit einem von uns gesprochen zu haben." Das Triumphgeheul bleibt in München nicht unbemerkt. So weit die Sachlage: Jetzt erwarten Sie von uns natürlich, dass wir den Beteiligten Haltungsnoten geben, was wir gerne erledigen. Die "Süddeutsche" hat nichts Wesentliches falsch gemacht: "Wir haben uns völlig korrekt verhalten, weil der Autor Caspar Busse den Unternehmenssprecher kontaktiert hat", hält Chefredakteur Wolfgang Krach auf Anfrage fest. Aus dem Hintergrundgespräch finden sich zwar keine Zitate im Text, allerdings ist die Position von Bertelsmann-Chef Thomas Rabe aufgenommen. Das Verhalten von Gruner + Jahr ist anfänglich auch in Ordnung: Gegenrede per Leserbrief. Der Laden steht unter Druck und die Wahrnehmung der Chefredakteure ist eine andere als der Tenor des Artikels. Warum nicht? Allerdings bewegen sich Huber und Gless hier schon in einer dunkelgrauen Zone, wenn sie dem Autor einen handwerklichen Fehler unterstellen, der bei Lichte betrachtet nicht vorliegt. Bei der Vermarktung des Leserbriefs auf Linkedin übertreibt Florian Gless dann aber:
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