Henning Kornfeld | 28. September 2021 um 17:55
Mit viel Idealismus haben im Juni 2020 Nikolaus von Taysen, Paul Ostwald, Valentin von Albrecht und Jonas Bedford-Strohm Forum.eu in (Beta-)Betrieb genommen, doch fest verankern konnte das Quartett die Medien-Plattform nicht: Sie wurde jetzt eingestellt. "We tried our best, but we were not successful", heißt es lapidar auf der Homepage.
Das Forum.eu-Konzept sah vor, die besten Artikel über Europa-Themen in mehrere Sprachen zu übersetzen und an einem Ort im Netz zu sammeln, um so zur Entstehung einer pan-europäischen Öffentlichkeit beizutragen. Damit sich das eines Tages rechnet, beschäftigte Forum.eu zeitweise auch Philipp Graf Montgelas, ehemals Geschäftsführer der Magazin-Flatrate Readly, als Commercial Director.
Im Mittelpunkt des Geschäftsmodells stand zunächst Paid Content: In der Beta-Version war der Service für die Leser noch kostenlos, in diesem Jahr führte die Plattform eine Paywall zum Preis von mindestens vier Euro pro Monat ein. Laut Mitgründer und Chefredakteur Paul Ostwald gab es zum Schluss eine vierstellige Zahl von registrierten Nutzern.
25 Medien haben Inhalte für Forum.eu geliefert. Dazu zählen zum Beispiel aus Deutschland "Zeit", "FAZ" und "taz" sowie die polnische Tageszeitung "Rzeczpospolita", "El Mundo" aus Spanien, die "New York Times", aber auch Investigativformate wie "Bellingcat" aus England. An mangelnder Unterstützung durch Publisher sei Forum.eu nicht gescheitert, betont Ostwald angesichts dieser stolzen Namen. Es hätten sich aber keine weiteren Geldgeber für das Projekt gefunden, deren Vorstellungen mit denen der Gründer vereinbar gewesen wären. Für die Anschubfinanzierung hatte noch Mitgründer von Taysen mit seinem Risikokapitalgeber Bonum Ventures gesorgt.
Das Forum.eu-Team hat einen erheblichen Aufwand für Kuratierung und Übersetzung der Texte betrieben: Das Startup mit Sitz in Berlin beschäftigte schließlich rund 25 Mitarbeiter. Zwar übersetzte die Software DeepL die ausgewählten Artikel in insgesamt sechs Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Polnisch und Griechisch), doch Redakteure und Lektoren verbesserten und korrigierten im Anschluss noch das Ergebnis. Ostwald lässt durchblicken, dass die Arbstimmungsprozesse oft umständlich waren.
Die "Kernidee" von Forum.eu hält er aber nach wie vor für aktuell: "Die Leute sollen Texte aus anderen europäischen Ländern über Landesgrenzen hinweg lesen können." Falsch sei aber die Annahme gewesen, dass man dafür neue Plattformen im Netz aufbauen müsse. Ostwald will daher jetzt einen B2B-Marktplatz für die Zweitverwertung von Artikeln aufbauen helfen, wo Publisher für ihre eigenen Plattformen die Inhalte anderer Publisher lizenzieren können.
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