Henning Kornfeld | 27. Oktober 2021 um 11:17
Richard Rebmann
Rebmann äußerte sich auf Anfrage der "Kontext"-Wochenzeitung aus Stuttgart zu Döpfners Bemerkungen über willfährige Journalisten, die er in einer privaten Mitteilung an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre gemacht hatte. Anlass dafür war ein Verfahren gegen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt. Dabei müsse man "sehr vorsichtig" sein, weil der "Bild"Chef "wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland" sei, der "noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeits-Staat aufbegehrt", schrieb Döpfner seinerzeit an Stuckrad-Barre. Fast alle anderen seien zu "Propaganda-Assistenten" geworden.
Döpfner habe "unserer Branche und allen Journalisten einen Bärendienst erwiesen", meint Rebmann in seiner Stellungnahme gegenüber "Kontext" dazu. "Mit seinen Äußerungen hat Herr Döpfner leider radikalen, rechten Kräften Vorschub geleistet, die von einer gelenkten Presse ausgehen." Rebmann äußert deutliche Zweifel daran, dass Döpfner noch Präsident des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) sein kann. Der Verband habe die Aufgabe, die Unabhängigkeit der deutschen demokratischen Verlage zu wahren und das Ansehen der Verlage zu fördern. "Ob Herr Döpfner diesem Anspruch noch gerecht werden kann, müssen er selbst und die Mitglieder entscheiden. Ohne klare Distanzierung von seinen Aussagen fällt es mir schwer zu glauben, dass Herr Döpfner weiterhin Präsident des BDZV bleiben kann."
Richard Rebmann war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) und Vizepräsident des BDZV. Dass er seine Döpfner-Kritik ausgerechnet gegenüber "Kontext" öffentlich macht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Die Wochenzeitung hat ihn in der Vergangenheit regelmäßig heftig attackiert.
"Kontext" hat weitere noch aktive Verleger aus dem Südwesten um eine Stellungnahme zu Döpfners Äußerungen gebeten, aber keine Antwort bekommen. Zu denen, die sich nicht regten, gehört etwa Valdo Lehari jr., Verleger des "Reutlinger Generalanzeigers" und BDZV-Vizepräsident.
Öffentliche Kritik an Döpfner hat bislang hingegen zum Beispiel schon Christoph Rüth, Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, geäußert. Döpfner selbst hat für seine Aussagen mittlerweile um Entschuldigung gebeten. "Wenn der Ruf der Branche, des BDZV und insbesondere des Präsidentenamts in dieser Woche hierdurch Schaden genommen haben, bedaure ich dies persönlich zutiefst", erklärte er.
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