Niggemeier nimmt Corona-Bigotterie der Bild-Zeitung auseinander

Übermedien-Gründer Stefan Niggemeier erhebt schwere Vorwürfe gegen "Bild": Der journalistische Kurs der Axel Springer-Zeitung habe auch dazu beigetragen, dass die Corona-Lage jetzt noch schlimmer sei, als sie sein müsste.

Marc Bartl | 18. November 2021 um 11:52

Monatelang wettert 'Bild' gegen die Politiker und Experten, die vor einem gefährlichen Corona-Herbst warnen. Nun, da die Lage für alle sichtbar eskaliert, fragt es sie, warum sie nicht das getan haben, wogegen 'Bild' die ganze Zeit gekämpft hat." In seinem Artikel auf Übermedien - 'Bild' prangert an, dass die Politik gegen Corona nicht das getan hat, wogegen 'Bild' gekämpft hat - zeichnet Stefan Niggemeier chronologisch die Corona-Berichte der Bild-Zeitung seit dem Juli 2021 nach.  Demnach hat der damalige Chefredakteur Julian Reichelt in einer Fernsehsendung von "Bild" am 8. Juli reklamiert, dass Corona besiegt sei. Vier Monate später, nachdem in Deutschland die Zahl der infizierten explodiere, frage "Bild" nun in dieser Woche "Warum sind wir WIEDER NICHT VORBEREITET?", so Niggemeier. Das sei dasselbe Medium, das monatelang die Abschaffung der meisten Corona-Maßnahmen gefordert habe: "Das gegen die Maskenpflicht wetterte. Gegen das Testen. Das ungefähr jede Warnung vor einer sich verschärfenden Situation als 'Panikmache' abgetan hat. Das behauptete, es handele sich um 'Schreckenspropaganda, um einfach Menschen Angst zu machen' Das dem immer wieder mahnenden Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach die Bezeichnung als Experte aberkennen wollte. Das versuchte, den Corona-Fachmann Christian Drosten zu diskreditieren", rechnet Niggemeier der "Bild" vor. Für Niggemeier hat der Richtungswechsel bei der Berichterstattung nicht mit dem Wechsel an der Redaktionsspitze zu tun. Zur Erinnerung: Johannes Boie ist nach der Entlassung von Julian Reichelt neuer Chefredakteur der Bild. "Für diese Art der Bigotterie braucht 'Bild' keinen Chefredakteurswechsel", meint Niggemeier. Und zum Beispiel das Anprangern des angeblichen "Corona-Panik-Chors" sei schon unter Boies Leitung geschehen. Zudem seien die anderen Leute, die immer wieder gegen Einschränkungen gewettert hätten, noch im Amt. Niggemeier nennt etwa Meinungschef Filipp Piatov und "Bild"-Live Chef Claus Strunz. In der Übermedien-Analyse wird auch die Rolle von Springer-Chef Mathias Döpfner beleuchtet. Dieser sei einer der größten Fans von Reichelts Corona-Kurs gewesen. "Noch in der Pressemitteilung, in der das Unternehmen die Absetzung von Reichelt als Chefredakteur bekannt gibt, ließ sich Döpfner mit den Worten zitieren: 'Julian Reichelt hat BILD journalistisch hervorragend entwickelt'", erinnert Niggemeier. In seinem Resümee erhebt Niggemeier schwere Vorwürfe gegen die Bild-Zeitung: "Dieser journalistische Kurs von 'Bild' hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Menschen glauben, die Pandemie sei beendet, das Tragen von Masken sei überflüssig, das Verlangen von Tests sei völlig abwegig und hinter all den Maßnahmen stünden nur ein übergriffiger Staat und Politiker, die einfach ihre sadistische Lust ausleben wollen, die Bürger zu gängeln. Letztlich hat dieser journalistische Kurs von 'Bild' auch dazu beigetragen, dass die Corona-Lage jetzt noch schlimmer ist, als sie sein müsste."

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