7. Februar 2022 um 10:51
Welt-Chef Ulf Poschardt
Um Ulf Poschardts Meinungsbeitrag "Faeser sollte sich schnell erklären - und klar abgrenzen" für die Welt am Sonntag gibt es mächtig Wirbel im Netz. In einer früheren digitalen Version war bei Welt.de zunächst zu lesen, "unbescholtene Bundeswehroffiziere wie Marcel Bohnert" müssten sich "von super Holocaust-Überlebenden und deren PR-Abteilungen in der ARD" in die braune Ecke treiben lassen. In der aktualisierten Version des Textes sowie in der Printausgabe der WamS ist dagegen von "superlinken Aktivistinnen und deren PR-Abteilungen" die Rede. ZDF-Satiriker Jan Böhmermann (2,4 Mio Follower) griff das Thema als einer der ersten auf Twitter auf: "Der Größte Chefredakteur aller Zeiten ist genervt von diesen 'super Holocaust-Überlebenden und deren PR-Abteilungen der ARD'. Juckt 'DDR-Unrechtsstaat' Deinen rechtsextremen Mob nicht mehr genug, Ulf?", schrieb Böhmermann. Später twitterte Böhmermann: "Möglich, dass der Axel Springer SE ein paar ärgerliche Fehler bei der Digialisierung unterlaufen sind. Ulf Poschardt hatte in der Zwischenzeit via Twitter erklärt: "Da ist ein ärgerlicher Fehler bei der Digitalisierung des Artikels aus der @WELTAMSONNTAG passiert. Wir bedauern das sehr. Danke für Ihr Verständnis." Eine Sprecherin von Axel Springer teilte mit, Poschardt habe den Ausdruck "super Holocaust-Überlebende" "weder geschrieben noch diktiert". Die Welt lieferte auf Twitter eine ausführliche Erklärung, wie es zu der Panne kam: "Bei der Digitalisierung eines Kommentars von @ulfposh aus der aktuellen WAMS-Ausgabe wurde 'superlinken Aktivistinnen' durch 'super Holocaust-Überlebende' ersetzt. Das ist ein schlimmer Fehler, den wir zutiefst bedauern und umgehend korrigiert haben." Und weiter: "Wie konnte das passieren? Unsere bisherige Rekonstruktion hat ergeben: Der Begriff sollte im Digitalen verlinkt werden und dabei ist versehentlich ein falscher Link gesetzt und auch das Wort, hinter dem dieser Link steht, geändert worden. Grund war offenbar, dass die mit der Aufgabe befasste Mitarbeiterin zuvor an einem anderen Thema gearbeitet hat und entsprechende Verlinkungen noch im Cache zwischengespeichert waren. Der obligatorische 4-Augen-Check hat sich auf Headline und Teaser beschränkt, weil der eigentliche Kommentar im Zuge der Produktion der Print-Ausgabe bereits alle obligatorischen Kontroll-Schleifen durchlaufen hatte und digital unverändert und lediglich um Verlinkungen ergänzt übernommen werden sollte. Wir sind bereits dabei zu überprüfen, wie wir unsere technischen Systeme und Prozesse so anpassen können, dass sich ein derartiger Fehler möglichst nicht wiederholen kann." In der Debatte um den Kommentar von Ulf Poschadt kritisierte Marc Felix Serrao, Chefredakteur von NZZ Deutschland, auf Twitter: "Die Häme gegen den Kollegen @ulfposh ist erbärmlich. Fehler passieren, keine Redaktion ist davor gefeit. Und niemand, der noch ganz bei Trost ist, würde in diesem Fall Absicht unterstellen." Welt am Sonntag-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld schrieb: "Bin fassungslos wie mit @ulfposh umgegangen wird: ausgerechnet ihm Antisemitismus zu unterstellen, ist perfide. Uns ist bei der Onlineproduktion ein schlimmer Fehler passiert für den wir uns aufrichtig entschuldigen." Aus Sicht von Welt-Reporter Tim Röhn war es ein peinlicher und schwerer Fehler. "Aber @ulfposh als erbittertem Kämpfer gegen Antisemitismus hier zu unterstellen, er habe das tatsächlich geschrieben, zeigt, wie realitätsfern, dumm und plump einige in ihrem Hass mittlerweile unterwegs sind. Ganz arm." SZ-Redakteur Nils Minkmar bekennt am Wochenende: "Ich bin stolzer Bewohner des von ihm verachteten Elfeinbeinturms, mag politische Korrektheit und hab kein Auto, nicht mal Führerschein - aber weil ich meine Gegner studiere und ihn flüchtig kenne, halte ich es f ausgeschlossen, dass @ulfposh dies geschrieben hat. Ich glaube ihm." Stefan Niggemeier zieht folgendes Fazit: "(Der #Poschardt-Kommentar ist auch in der Print-Version idiotisch, aber halt im üblichen Rahmen dieses Genres. Dass so viele Leute ihm zutrauen, dass er bewusst so formuliert hat, wie es digital zu lesen war, ist kein Wunder angesichts seiner Radikalisierung und Trollhaftigkeit.)"
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