24. März 2022 um 11:35
Mediahuis-CEO Gert Ysebaert
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Auszug aus dem Titelinterview in kress pro, dem Magazin für Führungskräfte in Medien: kress pro: Ihr strategischer Ansatz, international in Regionalzeitungen zu investieren, ist ziemlich ungewöhnlich. Kennen Sie in Europa jemanden mit einer ähnlichen Strategie? Gert Ysebaert: Nein. Wobei wir auch einige nationale Marken im Angebot haben, aber der Schwerpunkt liegt im Regionalen. Wonach suchen Sie derzeit? Wir schauen uns den Markt in Europa genau an, aber es ist nicht so, dass wir einen Masterplan verfolgen. In der Vergangenheit war es so, dass sich Möglichkeiten oft ergeben haben, weil Unternehmen keine guten Ergebnisse mehr erzielen konnten oder weil es den Anteilseignern an einer klaren Vision für die Zukunft fehlte. Jetzt haben Sie überraschend vor einigen Monaten das Medienhaus in Aachen gekauft, das die "Aachener Zeitung" und die "Aachener Nachrichten" verlegt. Johannes Werle vom verbleibenden Minderheitsaktionär Rheinische Post sagte "kress pro" dazu: "Eins ist klar: Mediahuis wird nicht nach Deutschland kommen, um nur in Aachen zu investieren." Ich habe gelesen, was Johannes Werle gesagt hat. Der Einstieg in Aachen lag für uns quasi auf der Hand. Wir kennen uns gut, liegen räumlich eng zusammen. Wir hatten und haben ein gutes Verhältnis zum Management und den alten Anteilseig nern. Wir haben auch für Deutschland keinen Masterplan, sondern lernen den Markt jetzt besser kennen. Vielleicht ergeben sich künftig weitere Gelegenheiten für uns. Wir haben jedenfalls die Kapazitäten im Management und auch finanziell Kraft, um einen weiteren Deal abzuschließen. Wie schnell streben Sie eine Expansion an? Wir sind geduldig. Es geht nicht darum, jetzt schnell etwa im kommenden Jahr zuzukaufen. Alles hängt von den Möglichkeiten ab, aber ich kann mir grundsätzlich gut vorstellen, auf dem deutschen Markt zu wachsen. Wie schätzen Sie den deutschen Markt generell ein? Deutschland ist interessant, weil es im Vergleich zu anderen Ländern einen starken, großen Markt für Zeitungen gibt. Es ist ein Zeitungsland mit traditionell hohen Aboquoten. In Irland beispielsweise mussten wir das Abomodell erst aufbauen. Das war hart. Wo liegen die Herausforderungen in Deutschland? Um es höflich auszudrücken: Deutschland ist nicht gerade das am besten digitalisierte Land im Zeitungsgeschäft. Die meisten Marken stehen erst am Beginn der Transformation. Zudem ist es für ausländische Unternehmen nicht einfach, den Markt-Eintritt zu schaffen. Der letzte Versuch von Mecom in Berlin und Hamburg liegt schon mehr als 13 Jahre zurück. Eine Besonderheit ist zudem, dass der Markt vor allem wegen des Wettbewerbsrechts noch nicht sehr stark konsolidiert ist. Eigentlich gibt es gar keinen einheitlichen Markt, sondern viele unterschiedliche Regionalmärkte. Welche Zeitungen suchen Sie: Eher kleinere Titel oder sind auch größere Zukäufe vorstellbar? Wir machen beides. Es können auch kleinere Titel wie in Aachen sein. Aber wir bevorzugen immer Marken, die führend in ihrem Markt sind und Potenzial haben. Die Preise für Zeitungen sind in den vergangenen Jahren deutlich gefallen. Ist es Teil der Strategie, Titel günstig zu erwerben? Nein, darum geht es nicht. Wir sind bekannt dafür, dass wir faire Preise bieten. Wir zahlen allerdings für das Geschäft, wie es jetzt ist, nicht für künftiges Wachstum und die Synergien. [...] Im kompletten Interview mit Markus Wiegand sagt Mediahuis-Chef Gert Ysebaert, warum er das Medienhaus Aachen gekauft hat und wie Mediahuis stark in Print vertraut und gleichzeitig darauf setzt, Digitalabonnenten zu gewinnen. Jetzt kress pro bestellen. Weitere Titelthemen in kress pro 1/2022: Ranking: Die besten Arbeitgeber der Medienbranche. Bessere Datenanalysen: Wie fünf niederländische Zeitungen Abonnenten gewinnen. Bonusrunde: Den Springer-Vorstand erwarten 88,8 Millionen Euro.
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