27. Mai 2022 um 11:16
"Interner Wettbewerb fördert das Geschäft. Das ist wie beim Sport": Verleger Ansgar Heise im kress pro-Titelinterview.
Auszug aus dem Titelinterview in kress pro - Magazin für Führungskräfte in Medien: kress pro: Herr Heise, ich weiß von Ihnen, dass Sie gerne laufen. Waren Sie heute schon unterwegs? Ansgar Heise: Klar. Ich laufe jeden Tag, bei jedem Wetter, in der Regel morgens ab 6.15 Uhr. Das ist zur Routine geworden und für mich eine kontemplative Phase. Da will ich gedanklich Ballast abwerfen und sortiere den bevorstehenden Tag. Fallen Ihnen beim Sport auch coole Geschäftsideen ein? Das passiert. Ich weiß noch, als mir auf der Strecke klar wurde: Wir müssen als Verlag unseren lokalen und regionalen Kunden auch Google-Werbung anbieten und wie ein Reseller handeln. Das ist sicher gut zehn Jahre her, war aber eine wichtige Weichenstellung. Und ich erinnere mich daran, wie beim Laufen die Entscheidung gereift ist, dass wir unsere Beteiligung an der Onlineplattform Geizhals ausbauen sollten. Kurz erklärt: Was macht die Heise Gruppe? Unser Geschäft beruht auf drei großen Säulen: dem KMU-Business inklusive der Verzeichnismedien, den Content-Medien mit Magazinen wie "c't", "iX", "Technology Review" und dem Hightech-Nachrichtenportal Heise Online sowie den Shoppingportalen Geizhals und guenstiger.de. Welcher Zweig dominiert? Umsatzmäßig ist Heise Medien mit einem Anteil von etwa 40 Prozent am stärksten, fast gleichauf folgt KMU, dann kommt das Onlineshopping. Bei der Ertragskraft liegen die drei Säulen dicht beieinander. Und was Investitionen betrifft, so gibt es keinen Schwerpunkt, da sind alle gleichberechtigt. Als Familienunternehmen haben wir den Vorteil, nach Bedarf flexibel reagieren zu können. Sie haben richtig Tempo ins Unternehmen gebracht. Der Umsatz der Heise Gruppe hat sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Wie haben Sie das angestellt? Zum einen hatte ich das Glück und kam zu einem Zeitpunkt in die Verantwortung, als das Internet als Business zu funktionieren begann. Und die Basis war gut, denn von meinem Vater habe ich um die Jahrtausendwende ein top bestelltes Feld übernommen mit Marken wie der "c't" und ersten Anfängen von Heise Online. Zum anderen waren die Gesellschafter bereit, meinen Weg mitzugehen, zu wachsen und mutig zu investieren. Das gilt bis heute: Ich will die faszinierenden digitalen Möglichkeiten verstehen und nutzen, auch dann, wenn sie mit den herkömmlichen Geschäftsfeldern im Wettbewerb stehen. Wie viel hat Heise in den Um- und Ausbau des Unternehmens investiert? Einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag in den vergangenen gut 20 Jahren. Die Investitionen haben wir dabei fast komplett aus den Gewinnen finanziert. Welchen Anteil am Wachstum der Heise Gruppe haben die getätigten Akquisitionen und Beteiligungen? Sie stehen für rund die Hälfte des gestiegenen Umsatzes, und beim Ergebnis ist ihr Anteil noch etwas höher. Da machen sich die in der Regel renditestarken Digitalgeschäfte bemerkbar. Welcher Zukauf der letzten Jahre hat Heise entscheidend vorangebracht? Ganz klar: Geizhals. Da haben wir erkannt, dass das digitale Plattformgeschäft ein unglaublich attraktives Feld für uns ist, auch weil, wie wir es aus dem verlegerischen Abogeschäft kennen, es ein direkt vom Nutzer getriebenes Geschäftsmodell ist. Zudem sind wir durch Geizhals wirtschaftlich kräftig gewachsen. Und wir mussten uns mit ganz neuen Fragen, Themen, Zusammenhängen beschäftigen. Das tut einem Unternehmen gut. Mir selbst ist durch den Erwerb von Geizhals 2014 so richtig klar geworden, wie wichtig Zukäufe sind, um zu wachsen. Wichtiger als organisches Wachstum? Es braucht beides. Heise versteht sich nicht als eine Art Aufkäufer, sondern ist gut darin, bestehendes Geschäft auszubauen. Schauen Sie auf Heise Medien, da haben wir mit Veranstaltungen einen riesigen Push erzeugt, oder unser Geschäftsfeld mit KMU, also den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Da standen jahrzehntelang gedruckte Telefonbuchverzeichnisse im Mittelpunkt, dazu haben wir dann Heise Media Service gegründet, das sich mit digitalen Produkten für unsere Kunden befasst, zum Beispiel Google-Werbung, Websiteaufbau, SEO. In der Zeit habe ich verstanden, dass wir in einer sich immer schneller drehenden, unübersichtlichen Welt zum Lotsen und Medienpartner für unsere Kunden werden müssen. Wir verkaufen keine Medien, sondern schnüren Pakete und haben dabei stets die Bedürfnisse unserer Kunden im Blick. Darauf kommt's an. [...] Wie Ansgar Heise mit gedruckten Verzeichnismedien immer noch Geld verdient, warum er sich selbst gerne Konkurrenz macht, wie er seine Kunden überrascht, was er sich von der t3n-Übernahme verspricht, wie sich das Digitalabo Heise+ entwickelt und warum Heise im Bildungsgeschäft expandiert - das alles lesen Sie im großen kress pro-Titelinterview. Jetzt kress pro bestellen. Weitere Titelthemen in kress pro 3/2022: Ranking: Zeitung, Zeitschrift, Digital – die besten Redaktionssysteme. Newsletter-Strategie: Wie die "Badische Zeitung" mit ihren personalisierten Inhalten schon 150.000 Abonnenten erreicht. Zur Person: Ansgar Heise ist geschäftsführender Gesellschafter der Heise Gruppe in Hannover, der 53-Jährige führt das Unternehmen in dritter Generation. Schon als Schüler tummelte er sich im Verlag. Während seine beiden Brüder andere Wege einschlugen, rückte Ansgar Heise nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften (1993 bis 1997) und einem Traineeprogramm in England beim Fachverlag John Wiley & Son bereits 1999 an die Firmenspitze. Er forcierte früh die Digitalisierung der Gruppe und setzte eine ehrgeizige, auch durch Zukäufe getriebene Wachstumspolitik um. Nach vorläufigen Zahlen hat die Heise Gruppe mit rund 1.100 Mitarbeitern im Jahr 2021 rund 210 Millionen Euro umgesetzt. Ansgar Heise ist verheiratet und Vater dreier Töchter im Alter von 17, 20 und 23 Jahren.
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