29. Juni 2022 um 12:46
Bundeskanzler Olaf Scholz beim G7-Gipfel (Foto: Bild.de)
Was war passiert? Während der Abschluss-Pressekonferenz des G7-Gipfels im bayerischen Elmau ist Kanzler Olaf Scholz von der Deutschen Welle-Journalistin Rosalia Romaniec (50) gefragt worden, ob er die von Deutschland versprochenen Sicherheitsgarantien für die Ukraine konkretisieren könne. Scholz antwortete: "Ja, könnte ich." Dann grinste er und schwieg. Nach einer kurzen Pause folgte nur noch ein "Das war's". Romaniec äußerte sich anschließend via Twitter wie folgt dazu: "Echt schade, Herr Bundeskanzler. Als ich Deutsch gelernt habe, wurde mir für Pressekonferenzen dringend die Höflichkeitsform empfohlen." Und betonte: "Die Frage war schon sehr ernst gemeint." Zahlreiche andere Journalisten zeigen sich mit Romaniec solidarisch und lassen ihrer Wut auf das Verhalten von Scholz via Twitter freien Lauf: "Eine Journalistin, die in einem freundlichen Ton eine vollkommen berechtigte Frage stellt, so arrogant zu behandeln - das macht man einfach nicht. Weder als Mensch noch als Kanzler", schreibt Hauptstadtreporter Markus Decker (RND). "Unverständlich, was Kanzler Scholz bei dieser Antwort geritten hat. Aber das ist nicht witzig, sondern nur überheblich gegenüber einer ausländischen Journalistin", meint Markus Grill (NDR/WDR). Timo Lokoschat textet auf Bild.de einen "peinlichen Arroganz-Anfall von Olaf Scholz". Mathieu von Rohr (Spiegel) braucht Hilfe von einer Apple-KI: "Siri, definiere Arroganz". Die Autorin Jagoda Marinic findet es "geschmacklos, so einen Kalauer an dieser Stellen anzubringen". Lorenz Meyer vom Bildblog schämt sich fremd: "Wenn Du Dich als Journalistin auf einer Pressekonferenz von einem selbstverliebt grinsenden und möchtergern-witzigen Scholz auf herablassende Weise vor der versammelten Medienöffentlichkeit abcanceln lassen musst. #FremdschamTriggerwarnung" Jan Fleischhauer (Focus) verweist darauf, dass Olaf Scholz im Wahlkampf auf einem Plakat mit seinem Konterfei "RESPEKT FÜR DICH" versprochen hatte. Tagesspiegel-Journalistin Claudia von Salzen hat einen anderen Zugang: Die Reaktion von Scholz sei nicht nur die "Arroganz der Macht", sondern zeige auch, dass er keine Antwort auf die Frage von Rosalia Romaniec nach den Sicherheitsgarantien für die Ukraine habe. Scholz selbst weist den Vorwurf zurück, er habe sich arrogant verhalten: Der Kanzler sei nicht der Ansicht, dass eine Entschuldigung nötig sei, sagt die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann am Mittwoch in Berlin. Sie verweist auf Äußerungen von Scholz zum Thema an anderer Stelle, wonach es beim G-7-Gipfel um die Sicherheitsgarantien gegangen sei, man dies aber noch nicht konkretisieren könne.
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