Gewerkschafterin Tina Groll warnt: Journalismusbranche steht kurz vor kollektivem Burnout

Die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, Tina Groll, findet die Ergebnisse der aktuellen Studie der Otto Brenner Stiftung verheerend. Sie appelliert an Arbeitgeber und Journalisten zugleich.

21. Juli 2022 um 11:33

Die Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, Tina Groll,

Tina Groll, Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, Tina Groll, fordert die Arbeitgeber auf, "sich um ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu kümmern, und zwar eines, das vor allem die psychische Gesundheit in den Fokus nimmt". Anlass sind Ergebnisse der aktuellen Studie der Otto Brenner Stiftung (OBS) "Arbeitsdruck - Anpassung - Ausstieg. Wie Journalist*innen die Transformation der Medien erleben" (kress.de berichtete). Die OBS-Studie kommt zu dem Schluss, dass die unter anderem durch den digitalen Wandel und die ökonomische Krise geprägte mediale Transformation zu verstärktem Stress und Zukunftssorgen bei Journalistinnen und Journalisten führe. Insbesondere Jüngere dächten häufiger daran, die Branche zu wechseln. Das Autorenteam sieht als Folge daraus deutliche Hinweise auf psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Burnout.

Es sei verheerend, wenn Journalistinnen und Journalisten ihren Beruf nur noch unter großer psychischer Belastung ausüben können, betont Groll. "Wer sich dauerhaft gestresst und nicht wertgeschätzt fühlt, wer ständigen Anfeindungen, Unsicherheit und zu vielen Anforderungen auf einmal ausgesetzt ist, der kann selten einen richtig guten Job machen." Gute Arbeitsbedingungen seien jedoch grundlegend für ein funktionierendes Mediensystem, welches wiederum grundlegend sei für die freiheitliche Demokratie. An die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen appelliert die dju-Bundesvorsitzende zudem, sich zu organisieren und mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft den Gesundheitsschutz von den Arbeitgebern einzufordern. Zur Person: Tina Groll studierte Journalistik & Wirtschaft in Bremen und in Manipal, Indien, und schloss als Diplom-Journalistin ab. Nach ihrem Volontariat beim Weser-Kurier kam sie 2009 zu Zeit Online in die Wirtschaftsredaktion. Sie schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Pflege, Arbeitsrecht und Gleichberechtigung. Zusammen mit der Wirtschaftsjournalistin Sabine Hockling gründete sie 2013 "www.diechefin.net", ein Blog für Führungsfrauen, aus dem 2020 "Wir sind der Wandel", eine Initiative für eine gerechtere Arbeitswelt wurde. Sie ist Kuratorin des Berliner Mediensalons. Seit Februar 2019 ist sie Bundesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju) in ver.di sowie Mitglied im Bundesvorstand der Fachgruppe Medien in ver.di.

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