22. März 2023 um 00:00
Was treibt ihn an? Bertelsmann-Boss Thomas Rabe habe schon früh Zweifel an der Zukunft des Zeitschriftengeschäfts geäußert, sagen Weggefährten. Foto: Stefan Finger / laif / picturedesk.com
Der feierliche Rahmen hätte dem langjährigen Gruner+Jahr-Manager Bernd Klosterfelde vermutlich gefallen. Es erklang Jazz und Bach für den passionierten Flötisten und Schlagzeuger der G+J-Allstar-Band. Es fielen Sonnenstrahlen durch die bunten Glasfenster in die sakrale Fritz-Schumacher-Halle im Friedhof Hamburg-Ohlsdorf, die mehr als 250 Personen fasst und gut gefüllt war. Bruder und Tochter erinnerten in Reden an sein Leben. Bernd Klosterfelde erlebte in seinen 36 Jahren bei Gruner + Jahr den Aufstieg zu Deutschlands und Europas größtem Verlag. Als er 2008 als Verlags-Geschäftsführer von G+J Exclusive in den Ruhestand ging, war G+J eine Macht mit einem Milliardenumsatz – und einer vielversprechenden Zukunft. Julia Jäkel folgte ihm damals nach und als er am 3. Dezember 2022 starb, informierte die ehemalige G+J-Chefin in Absprache mit der Familie die „G+J-Community“, wie sie schrieb. Sie bezeichnete ihn als Vorbild. Angehörige, Freunde und zahlreiche ehemalige und derzeitige Mitarbeiter von Gruner + Jahr, neben Jäkel auch der ehemalige Vorstandsvorsitzende Bernd Buchholz, trafen sich am 3. März um 11 Uhr auf Hamburgs Park-Friedhof, um Abschied zu nehmen und seine Urne zu bestatten. Ungewollt wirkte die Trauerfeier auch wie ein Abschied von G+J. Ausgerechnet auf einem Friedhof und in Schwarz trafen sich G+J-Mitarbeiter erstmals seit der Ankündigung des Kahlschlags zu einer Feier. Einer Trauerfeier. Die Zerschlagung wurde nicht erwähnt in den Reden der Angehörigen. Aber sie sei beherrschendes Thema in vielen Einzelgesprächen der Trauergäste gewesen, sagen Gäste, und insgeheim wurde in Ohlsdorf auch G+J betrauert und zu Grabe getragen.
Rabes Kahlschlag Nur wenige Wochen zuvor, am 7. Februar, hatte Thomas Rabe, Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann, vor der G+J-Belegschaft in Hamburg verkündet, dass 23 Magazine eingestellt würden. Viele weitere sollen verkauft werden. Als Rabe bei Folie sechs und sieben seiner 17-seitigen Präsentation erklären will, warum er leider nur noch den „Stern“, „Geo“, „Brigitte“ und „Capital“ bei RTL behalten will, ertönen Trillerpfeifen und Buhrufe. „Sie reißen uns das Herz heraus“, klagt eine Mitarbeiterin mit zitternder Stimme. „Beruhigt euch“, sagt Rabe und fällt verunsichert vom Du ins Sie: „Wenn Sie das so sehen ...“ Was die Mitarbeitenden vor allem schockiert: Rabe will 500 der 1.900 Arbeitsplätze abbauen, 200 weitere mit den jeweiligen Magazintiteln an neue Eigner übergeben. In seiner Präsentation nennt er Zahlen und zeichnet ein düsteres Bild für G+J: Im Jahr vor der Übernahme durch RTL 2021 habe G+J noch ein Ebitda-Ergebnis (vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) von 134 Millionen Euro abgeworfen. Ohne die Beteiligungen habe das Kerngeschäft der Zeitschriften jedoch nur 40 Millionen erwirtschaftet. Diese 40 Millionen seien 2022 wegen der Flaute im Werbegeschäft und höherer Kosten auf eine Million geschrumpft; für 2023 erwartet der CEO ein Minus von 26 Millionen Euro. Bis 2025 sollen daher insgesamt 70 Millionen an Kosten eingespart werden. Investieren will er allerdings auch: 30 Millionen Euro in den „Stern“; weitere 30 Millionen in andere Kernmarken, 20 Millionen in neue Räumlichkeiten. Die Zahl der Stern-Plus-Abos soll von jetzt 30.000 auf 100.000 erhöht werden. Eine neue Stern-Plus-App soll noch 2023 lanciert werden, ebenso eine überarbeitete RTL-Plus-App. 70 Prozent des Umsatzes von G+J sollen so erhalten bleiben. Für viele Beobachter ist die Zerschlagung die Konsequenz einer Entwicklung, die im August 2021 mit der Übernahme von G+J durch die Bertelsmann-Tochter RTL begann. Rabe betonte damals, man wolle auf Synergien setzen und Redaktionen vernetzen, einen crossmedialen „Champion“ schaffen, ein „journalistisches Powerhouse“ mit mehr als 1.500 Journalistinnen und Journalisten. Durch die Fusion könnten beide Seiten ihr Potenzial besser ausschöpfen. Daraus wurde nichts. Und selbst ein kleines Versprechen, das öffentlich wurde, hielt Rabe nicht ein. In der FAZ versprach er, man wolle Hauptsitz und Name des Verlags nicht antasten. Am Sitz in Hamburg hängen allerdings seit vergangenem Sommer nur noch RTL-Schilder. Tatsächlich lassen sich die Ursachen der aktuellen Ereignisse nicht nur auf die RTL-Übernahme im Jahr 2021 zurückführen. Vieles deutet darauf hin, dass die entscheidenden Grundlagen vor mehr als zehn Jahren gelegt wurden. Im Rückblick zeichnen sich die Schritte einer Strategie ab, die der Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hartnäckig und zielstrebig verfolgte. Aus Gesprächen mit Mitarbeitern von Gruner + Jahr, RTL und Bertelsmann sowie aus internen Unterlagen lassen sich diese rekonstruieren. Die Grundzüge: Um den Plan umzusetzen, musste der damalige Mehrheitsgesellschafter Bertelsmann, der zunächst 75 Prozent der Anteile hielt, den Minderheitsgesellschafter Jahr (25 Prozent) zum möglichst günstigen Verkauf seiner Anteile bringen. Schließlich wurden weniger lukrative Teile mit hohen Gewinnen verkauft und andere, die mehr Wachstum versprachen, dem Mutterkonzern einverleibt. Am Ende war nur noch ein Rest übrig, den Bertelsmann mit geringeren Gewinnen hätte weiterführen können. Stattdessen wird er nun – weil er kaum mehr Gewinne einbringen würde – zerschlagen und teilweise verscherbelt. Zur Erinnerung: Als Angelika Jahr 2008 vom Vorstand in den Aufsichtsrat wechselte, sagte sie bei einer Feier vor 700 Gästen: „Der Jahr-Clan wächst, und er hält zusammen wie Pech und Schwefel. Und wenn es wirklich einmal so weit kommen sollte mit dem Verkauf, dann werden wir zu Gruner + Jahr stehen, denn wie ich schon sagte, es ist Liebe, und dies ist ein Versprechen.“ Eine Ansage an Bertelsmann-Eigentümerin Liz Mohn und ihren Vorstandsvorsitzenden Hartmut Ostrowski, die beide im Publikum saßen.
Rabes Strategie Die ersten Anzeichen der Umsetzung der neuen Strategie bekommt der ehemalige G+J-Chef Bernd Buchholz vor mehr als zehn Jahren zu spüren, berichten Beteiligte. Er will neben dem Publikumszeitschriftengeschäft eine zweite Säule aus digitalen Fachinformationen aufbauen und dazu für 100 Millionen Euro das britische Markt- und Meinungsforschungsinstitut Yougov kaufen. Hartmut Ostrowski, ab 2008 Bertelsmann-Chef, hatte ihm für solche Invest-ments angeblich 500 Millionen Euro zugesagt. Doch Ostrowskis Nachfolger Rabe habe von dieser Zusage nichts mehr wissen wollen. Rabe habe Yougov und ähnliche strategische Investment-Projekte geblockt, weil er sich solche Investitionen für Bertelsmann vorbehielt. Heute hat Yougov einen Börsenwert von einer Milliarde Euro. Bertelsmann will dazu keine Stellung nehmen. G+J-Chef Buchholz sei damals verwundert gewesen, heißt es. Er ahnte nicht, dass man in Gütersloh längst mit der Umsetzung eines zweiten Schrittes begonnen hatte. Rabe führte dazu erste Kaufverhandlungen mit Winfried Steeger, dem Geschäftsführer der Jahr-Holding, der G+J wie Rabe angeblich als schwindendes Geschäft sah. Beide hätten sich gut miteinander verstanden, registrierten G+J-Manager. Anwalt Steeger arbeitete davor für die Kanzlei Freshfields, die auch für Bertelsmann und RTL tätig war, wie es in einer Unternehmensgeschichte heißt. Als Buchholz Monate später aus einem Zeitschriften-Artikel, der offensichtlich Insider-Kenntnisse enthält, davon erfährt, fühlt er sich nach Angaben von Vertrauten von beiden Seiten verraten und verlässt das Unternehmen.
Rabes Löcher in den Pensionskassen Wie aber brachte Bertelsmann die Jahrs dazu, ihre Anteile zu verkaufen? Es ist die zentrale Frage in diesem Prozess, der zur Zerschlagung des einst größten Verlags in Europa führte – und es ist bis heute das große Rätsel in der Geschichte von G+J. Dabei spielen ungedeckte Pensionsverpflichtungen eine wichtige Rolle. Sie könnten das Puzzle-Teilchen sein, um die Strategie zu verstehen, deren endgültiger Vollzug im Februar 2023 zu einem empörten Aufschrei führt. Bertelsmann hatte Pensionskassen eingeführt – auch, um Gewinne steuerbegünstigt im Unternehmen halten zu können. Mitarbeitern wurden Pensionen zugesagt, die steuermindernd für Investitionen zurückgelegt werden konnten. Um solche Ideen zu entwickeln, hatte Gründer Reinhard Mohn einst den Steuerfachmann Manfred Köhnlechner aus dem Bundesfinanzministerium zu seinem Generalbevollmächtigten ernannt. Im Fall von G+J konnten diese Pensionsverpflichtungen aber offenbar munter vernachlässigt werden, solange die Gesellschafter sich einig waren, G+J erfolgreich Zeitschriften verlegte und Gewinne erzielte. Sobald jedoch eine Seite ans Verkaufen dachte, musste das Thema auf den Tisch. Hartmut Ostrowski, der ehemalige Aufsichtsratschef von G+J und Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann, erwähnte das Problem der Pensionsverpflichtungen erstmals 2011 im Aufsichtsrat. In den folgenden Jahren war es immer wieder Thema in leitenden Gremien. Die Gesellschafter waren bereits lange vor dem endgültigen Verkauf an Bertelsmann 2014 darüber informiert worden, dass in der Pensionskasse große Löcher klafften, die gemeinsame Investitionen der beiden Gesellschafter erforderten. Interne Präsentationen mit Zahlen von 2013 benennen Verpflichtungen in Höhe von 570 Millionen Euro. Die jährlichen Rentenzahlungen, so wurden Manager und Gesellschafter gewarnt, würden 2025 mit mehr als 30 Millionen Euro einen Höhepunkt erreichen. In einer Präsentation heißt es: 1. „Die Pensionszahlungen werden zu ansteigenden Cash-Belastungen und zu einem Abschmelzen des Finanzmittelfonds führen, für die Vorsorge getroffen werden muss.“ 2. „Die Pensionszusagen sind nicht extern rückgedeckt. Die rückgestellten Mittel wurden im Unternehmen verwendet.“ 3. „Die Langfristigkeit der Effekte, ihre zukünftigen Aufwands- und insbesondere Zahlungswirkungen bergen erhebliche finanzielle Risiken für G+J und bedeuten eine große gemeinsame Herausforderung.“ 4. „Ein Absinken des Ergebnisniveaus/außerordentliche Ergebnisbelastungen hätten neben der Liquiditätsbelastung auch einen raschen Verzehr des ohnehin knappen Eigenkapitals der KG verbunden mit dem Risiko einer bilanziellen Überschuldung zur Folge.“ Bertelsmann und die Jahr-Gruppe dementieren damalige Kenntnis dieser Warnungen nicht, beantworten dazu aber keine Fragen. Allerdings erwähnte Thomas Rabe selbst jüngst im „Spiegel“ Pensionsverpflichtungen, die angeblich „nicht gedeckt“ waren. Ob er und Bertelsmann die Diskussion über diese Verpflichtungen besonders anheizten und gemeinsame Investitionen forderten, ist nicht bekannt. Aber Bertelsmann musste das wohl gar nicht ständig thematisieren. Das Wissen um die Verpflichtungen übte womöglich subtilen Druck aus. Die Jahrs wussten, dass sie dieser Verpflichtung nicht entkommen würden. Funktionierten die Pensionsverpflichtungen seitens Bertelsmann als indirektes Argument für den Verkauf? Ein ehemaliger Aufsichtsrat und Insider aus der ehemaligen G+J-Führungsebene bestätigen diesen Verdacht. Denn die Erben-Generation nach Verlagschefin Angelika Jahr, der Tochter von Verlagsgründer John Jahr, wollte kein Geld in den Verlag investieren – und schon gar nicht eine dreistellige Millionensumme für Pensionsverpflichtungen aufbringen. Angelika Jahr und ihr Mann hatten ihre Anteile an der Jahr-Holding Ende 2012 zudem fast vollständig ihren Kindern überschrieben. Ihr Einfluss war gewichen, trotz des Treueschwurs 2008. 2014 kauften Rabe und Bertelsmann schließlich die kompletten Anteile der Familie Jahr für 100 Millionen Euro, dazu übernahm der Konzern für weitere 100 Millionen die Pensionsverpflichtungen der Jahrs. Rechnet man die späteren Gewinne aus Verkäufen von Bertelsmann auf, so haben die Jahrs für ihren Anteil geschätzt 100 Millionen Euro zu wenig kassiert. Ein weiterer Vorteil für Rabe: Die 100 Millionen für Pensionsverpflichtungen wanderten in den Trust von Bertelsmann, wo sie für den Vermögensaufbau verwendet werden konnten. Bertelsmann gab 400 Millionen Euro für Rückstellungen in den Trust und Rabe betonte 2015 in einer Pressemitteilung: „Bertelsmann stärkt Gruner + Jahr.“ Die eigentliche Nachricht war für den Kapitalmarkt gedacht. Bertelsmann konnte auch dank der Einlage offenbar zwei Anleihen in Höhe von 1,25 Milliarden Euro am Kapitalmarkt platzieren, wie Bertelsmann vermeldete, und zugleich die Hälfte als Eigenkapital bilanzieren, was Kreditkonditionen begünstigt. Einer von Rabes Kritikern sagt: „Eines muss man ihm lassen: Konzern-intern ist er ein begnadeter Dealmaker.“ Bertelsmann betont dazu: „Der Bertelsmann Pension Trust e. V. ist ein zusätzliches Sicherungsinstrument für die Pensionsverpflichtungen. Es ist ein freiwilliges Instrument des Arbeitgebers, für das es keinen rechtlichen Zwang gibt und das dem Zweck dient, die Pensionszusagen zusätzlich abzusichern. Eine solche Absicherung gab es bei G+J zuvor nicht. Selbstverständlich waren die G+J-Rückstellungen in dem Sinne gedeckt, dass der Passivseite der G+J-Bilanz entsprechende Aktiva gegenüberstanden. Und auch die Pensions-Verpflichtungen waren korrekt in der Rückstellung reflektiert.“
Rabes Deals Nach dem Verkauf entzog Rabe dem Verlag immer wieder Werte, die kreditfinanzierte Investitionen erlaubt hätten. Bertelsmann äußert sich nicht zu Gewinnen aus Verkäufen. Aber Geschäftsberichte, Veröffentlichungen und Insider-Kenntnisse ergeben folgende Schätzungen: Der Verlagssitz „Am Baumwall“ hat rund 300 Millionen Euro erbracht, das Frankreich-Geschäft mehr als 150 Millionen, die US-Druckereien 73 Millionen, der Ausstieg bei der Motor-Presse in Stuttgart 100 bis 120 Millionen Euro. Unterm Strich hat Rabe so schätzungsweise weit mehr als 600 Millionen Euro aus G+J-Verkäufen erlöst. Zudem wanderten lukrative Beteiligungen (Spiegel, Territory, Applike, ddv Mediengruppe), teilweise bei G+J entwickelt, zu Bertelsmann. Unberücksichtigt sind weitere Verkäufe von zwei Immobilien in Berlin sowie von Verlagsgeschäften in Österreich, Spanien und in den Niederlanden. G+J verfügte also schätzungsweise über Werte von weit mehr als einer Milliarde Euro, die der Verlag für Investitionen hätte beleihen können. Warum ist das entscheidend? Rabe behauptet im „Spiegel“-Interview, G+J wäre „in seiner heutigen Aufstellung“ in genau die gleichen Probleme gelaufen – mit oder ohne RTL. Gut möglich, entscheidend sind jedoch die Worte „in seiner heutigen Aufstellung“ – und für diese „Aufstellung“ trägt er eben die entscheidende Verantwortung. Den Rest an G+J, also das margenschwache Zeitschriftengeschäft, das nach all den Verkäufen übrig blieb, hat Bertelsmann im August 2021 für 230 Millionen Euro an RTL verkauft. Aber auch für diesen Deal waren wohl rein finanzielle Gründe entscheidend. Denn Bertelsmann ist nur mit 75 Prozent an RTL beteiligt. Das bedeutet: Rabe konnte so 25 Prozent der Kosten von Umstrukturierung und Abfindungen bei G+J an die anderen Gesellschafter weiterreichen. Rabe habe 2021 ernsthaft an die Fusion geglaubt, heißt es bei RTL. Aber die Umsetzung sei katastrophal gewesen, werfen ihm die Kritiker in Hamburg vor. Statt mit Chefredaktionen zu sprechen, habe er es McKinsey überlassen, Synergien zu finden. Stimmen aus den Redaktionen beklagen zudem, dass nach der Fusion kaum über Inhalte und die Positionierung der Marken gesprochen wurde, sondern vor allem über deren Vermarktung. Auch bei RTL in Köln und bei Bertelsmann in Gütersloh sind Mitarbeiter nicht glücklich über die Fusion, weil sie ein Konzept vermissen, aber Mehrarbeit erwarten. Und auch RTL will Stellen abbauen: 300 in drei Jahren. Nach gescheiterten Fusionen in den USA, den Niederlanden und Frankreich und nun bei RTL und G+J musste sich Thomas Rabe im „Spiegel“ fragen lassen, ob die Familie Mohn noch zu ihm hält. Christoph Mohn, Aufsichtsratschef von Bertelsmann, gab die Antwort in der „Financial Times“. Bertelsmann „wächst stärker und ist digitaler, diverser, weniger anfällig für Wirtschaftskrisen und profitabler als vor einigen Jahren“, lobte er. Trotz der Rückschläge und gescheiterten Fusionen seien die großen Investitionen in Rabes Amtszeit erfolgreich. „Damit gehören Herr Rabe und seine Vorstandsmitglieder in die Champions League, und ich vertraue darauf, dass diese bewiesenen Fähigkeiten des Vorstands Bertelsmann erfolgreich entwickeln.“ Und was sagt Angelika Jahr, die einst den Treueschwur leistete? Sie hat sich nie zum Verkauf geäußert. In ihrem Wikipedia-Eintrag gehört sie immer noch dem Aufsichtsrat von G+J an, den es seit Jahren nicht mehr gibt. Man hat sie einfach vergessen. Was denkt die 81-Jährige heute über die Zerschlagung? Haben „Stern“, „Geo“, „Brigitte“ und „Schöner Wohnen“ (deren Chefredakteurin sie war) bei RTL eine Zukunft? Wir schicken Fragen an sie ins Family-Office der Jahr-Gruppe, das in vornehmer Hamburger Lage residiert. Eine Mitarbeiterin bestätigt den Eingang. Eine Antwort bleibt aus. Angelika Jahr schweigt.
Thomas Schuler ist freier Autor in München. Mitarbeit: Wolfgang Messner.
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