Im Cicero-Interview kritisiert Simon Bergmann den Spiegel für dessen "sensationsheischenden Stil" - und der Anwalt trifft erstaunliche Aussagen.
Marc Bartl | 24. Juli 2023 um 15:00
Rammstein-Sänger Till Lindemann (Foto: Malte Krudewig/dpa)
Die Anwaltskanzlei Schertz Bergmann vertritt seit Anfang Juni Rammstein-Sänger Till Lindemann in äußerungs- und presserechtlichen Angelegenheiten. Anwalt Simon Bergmann hat nun in einem Interview mit Cicero gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel kräftig ausgeteilt. Ein Beispiel:
"Ich mahne vielfach gar nicht mehr ab. Zeitverschwendung. Beim Spiegel weiß ich: aussichtslos. Ich habe beim Spiegel noch nie erlebt, dass da irgendeine Einsicht war, dass die gesagt hätten: Oh, hier haben wir einen Fehler gemacht."
In Bezug auf den aktuellen Fall Till Lindemann sagt Bergmann, er finde die Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung und des Norddeutschen Rundfunks auch unzulässig, aber sie sei nicht ganz so vorverurteilend und reißerisch wie die vom Spiegel. Die sei schon sehr extrem. "Mich ärgert dieser sensationsheischende, gar nicht der Aufklärung dienende Stil", sagt Bergmann im Gespräch mit Jens Peter Paul vom Cicero-Magazin.
Nach seinem Eindruck ist der Spiegel "mittlerweile auf einem Bild-Zeitungs-Niveau" angelangt. "Da werden Methoden angewandt, die eigentlich dem Boulevardjournalismus zugeschrieben werden. Das ist eine schlechte Entwicklung", findet Bergmann von Schertz Bergmann. Er habe inzwischen seltener Fälle gegen die Bild als gegen den Spiegel.
Der Anwalt kritisiert aber auch die Medien im Allgemeinen: Diese hätten bemerkt, dass Themen wie der Fall Lindemann, die das "MeToo"-Schlagwort bedienten, die Leute triggerten. So seien hohe Verkaufszahlen garantiert, insbesondere im Digitalbereich.
"Deswegen werden Sie auch kaum MeToo-Berichte finden ohne Bezahlschranke. Sie erscheinen in der Print-Ausgabe – die man kaufen muss – und häufig im kostenpflichtigen Abo-Bereich, sind dann also nicht frei zugänglich. Der Grund dafür ist, dass man damit auch Geld machen will. Das hat zu einer erheblichen Zunahme unzulässiger Verdachtsberichterstattung geführt und zu einer gefährlichen Verschiebung der Vorgaben", weiß Simon Bergmann.
Zum kompletten Cicero-Interview geht es hier entlang.
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