"Je größer wir werden, desto größer werden auch die Inhalteproduzenten" - Samir Arora, 44, Chef von Glam Media, ist ein überzeugender Verkäufer seines Geschäftsmodells. Im Interview mit dem kressreport wartete Arora auch mit News auf - voraussichtlich im Sommer startet Glam Media "Tinker.de".
Tinker - was war das nochmal? Neben dem Frauen-Vertical Glam und dem Männer-Pendant Brash hat das Technologie-Unternehmen in den USA eine Seite aufgebaut, die themenbezogene Twitter- und Facebookfeeds filtert, in Echtzeit. Im Kern ist Tinker als Widget gedacht, dass sich Kunden auf ihre Websites stellen lassen können - zu jedem beliebigen Thema. Eine weitere Erlösquelle neben dem Angebot des Tinker-Service ist die Vermarktung solcher Widgets.
Lohnt sich der gewaltige technische Aufwand, das Netz in Echtzeit zu filtern? Arora: "Wir machen nichts, was wir nicht auch monetarisieren können. Ich denke, wir sind die Ersten, die Twitter überhaupt monetarisiert haben." Arora, der früher für Apple arbeitete, Mitgründer von NetObjects war und neben Glam eine Investmentfirma leitet, hält Twitter für revolutionär. Der Dienst funktioniere wie eine individuelle Sendestation. Wo Bloggen das Publizieren im Netz für jedermann möglich gemacht habe, ermögliche Twitter das Senden ("Broadcasting").
Noch hat sich Glam Media die Web-Adresse "Tinker.de" allerdings noch gar nicht gesichert. Noch erreicht man unter dieser URL www.pony.de, in der man Tierversicherungen aller Art buchen kann.
Glam Media ist weiter auf Expansionskurs, gerade gaben drei Investoren, u.a. die Burda Digital Ventures, insgesamt 50 Mio Dollar für die Expansion frei. Mit dem Geld will Arora u.a. die Internationalisierung vorantreiben. Noch in diesem Jahr soll Glam in Frankreich und Italien starten, weitere Ziele sind China, Russland und Spanien. Hubert Burda Media wird künftig auch wegen der gestiegenen Beteiligung mehr bei Glam mitzureden haben - DLD Ventures-Chef Marcel Reichart sitzt künftig im Verwaltungsrat.
Das Geschäftsmodell von Glam, grob gesagt die Bündelung von bisher 1.400 Inhalteanbietern im Netz zur gemeinsamen Vermarktung und sehr zielgenauen Ansprache von kaufkräftigen Bevölkerungsgruppen ("spender"), sieht Arora nicht in Konkurrenz zum klassischen Verlagsgeschäft. Glam sei wie ein Kabelnetzbetreiber - man bündele Zielgruppen in der sich rapide zersplitternden Medienwelt.
Warum Arora das Ende der Portale im Netz erwartet und was er von der Diskussion um "digitale pennies" im Netz hält, lesen Abonnenten des kressreport in der aktuellen Ausgabe 3/2010. Hier geht es zur Einzelheftbestellung, hier kann man ein kostenloses Testabo abschließen.
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