Burdas "Bunte" will die schweren Vorwürfe des "stern" nicht auf sich sitzen lassen: Der Beitrag sei ein "Versuch der Verleumdung eines erfolgreichen Mitbewerbers", kontert das Münchner Peopleblatt "Bunte" und kündigt rechtliche Schritte an. In der aktuellen Ausgabe hatte der "stern" über Spitzel-Aktionen der Berliner Agentur CMK gegen Polit-Promis berichtet - und "Bunte" als Auftraggeber angeführt.
So seien die Berliner Rechercheure Ex-SPD-Chef Franz Müntefering und seiner heutigen Ehefrau Michelle Schumann sowie Linke-Frontmann Oskar Lafontaine mit dubiosen Methoden auf den Pelz gerückt.
Am Donnerstag bestätigte ein Burda-Sprecher gegenüber ddp, dass der Bunte Entertainment Verlag eine Unterlassungsklage vorbereitet. Ob man auch Schadensersatz fordern werde, sei noch offen.
Der "stern" erwecke in einem diffamierenden Beitrag in "fahrlässiger Art den Eindruck", "Bunte" habe "von vermeintlich unlauteren und nicht journalistischen Recherchemethoden" gewusst und sie gebilligt.
Die Methoden der Firma erinnerten den "stern" an die von Privatermittlern: So sollen die CMK-Agenten u.a. den Briefkasten von Schumann präpariert und bei Münte einen Melder unter die Fußmatte gepackt haben, auch von einer "Observations-Wohnung" gegenüber sei die Rede. "Im Zug saß ich eine Reihe hinter ihr", wird zudem ein CMK-Aussteiger zitiert, gemeint ist Schumann auf einer Fahrt von Berlin nach Bochum.
Das Hamburger Magazin bezieht sich auf Aussagen ehemaliger CMK-Mitarbeiter auch auf interne Unterlagen der Firma. Ergebnis der Aktion Münterfering sei ein "Bunte"-Beitrag vom Mai 2009 über die frische Liaison Müntefering/Schumann gewesen.
Den Auftrag um Oskar Lafontaine habe CMK 2008 intern unter dem Arbeitstitel "Scarface" geführt, in Anspielung auf dessen Narbe am Hals, die er seit dem Messer-Attentat 1990 hat. Anlass der Recherche war offenbar das angebliche Verhältnis Lafontaines mit der Linke-Schönheit Sarah Wagenknecht. Den Auftrag habe "Bunte" aber zurückgezogen, weil sich offenbar erste Anhaltspunkte nicht erhärteten.
Die Agentur CMK zeigt sich im "stern" keiner Schuld bewusst: "Unsere Recherchemethoden bewegen sich stets im Bereich des presse- und standesrechtlich Zulässigen", heißt es dort.
Und "Bunte" springt bei: "Es ist ein übliches journalistisches Vorgehen, dass externe Dienstleister mit Recherchen beauftragt werden, wenn Hinweise überprüft werden sollen. Die CMK ist eine von zahlreichen deutschen Presseagenturen, die Redaktionen Fotos und Recherchematerial anbieten."
Im Übrigen sei die Mehrzahl der CMK-Mitarbeiter DJV-Mitglied. Von den im "stern"-Artikel bemühten Angestellten hat sich die Firma nach Aussage von CMK-Chef Stefan Kießling im April 2009 "im Streit getrennt".
Riekel hatte schon gegenüber dem "stern" die Zusammenarbeit mit CMK eingeräumt, aber auch erklärt, über unlautere Methoden sei ihr nichts bekannt. Auch Kießling habe auf Nachfrage versichert, sich die Hände nicht schmutzig gemacht zu haben.
Einen Verweis auf die jüngste Auflagenentwicklung kann sich Burda nicht verkneifen - und wertet den "stern"-Artikel quasi als Retourkutsche. Im vergangenen Jahr hat die "Bunte" den "stern" am Kiosk überholt, wo sich boulevardeske Themen traditionell besser absetzen (IVW-EV 4/2009: "stern" 297.891, "Bunte" 319.710). Indes geht der "stern" aber an rund 200.000 Abonnenten mehr raus als der Konkurrent aus München.
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