Lange waren die Verhandlungen zwischen den Privatradiosendern und dem Netzbetreiber Media Broadcast festgefahren. Nach kress-Informationen haben sich beide Parteien jetzt doch noch geeinigt und machen damit den Weg frei für nationale Digitalradioprogramme im Standard DAB+.
Die Privatsender und die Media Broadcast haben am heutigen Mittwoch dem Intendanten des Deutschlandradios, Willi Steul, mitgeteilt, dass sie Verträge für die Verbreitung des Digitalradios abgeschlossen haben. Die beiden Parteien bitten Steul, diese Information an die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) weiterzuleiten.
Die KEF hatte auf einen Vertrag bis spätestens 15. Dezember gedrängt - andernfalls hätte sie die Finanzmittel für den Start der nationalen DAB-Programme vom Deutschlandradio nicht frei gegeben. Ursprünglich hatte die KEF dem Deutschlandradio eine Frist bis Ende September gesetzt, diese dann aber verlängert, weil die Verhandlungen ins Stocken geraten waren.
Zwischenzeitlich drohten die Verhandlungen zwischen Media Broadcast und Sendern zu scheitern, weil die Parteien nach Informationen aus Verhandlungskreisen bei den Preisvorstellungen für die technische Verbreitung der Programme um mehrere Mio. Euro aus‧einander lagen. Die Privatsender loteten deshalb aus, ob sich nicht noch andere Geldquellen anzapfen ließen, so z. B. die Autoindustrie oder die Hersteller von Empfangs‧geräten. Schließlich dürften beide vom Verkauf neuer DAB-Empfänger profitieren. Während die Autobauer offenbar nicht in die Bresche springen wollen, schienen einige Geräte-Hersteller zumindest nicht abgeneigt.
Ein erster Durchbruch war dann vergangene Woche gelungen, als sich der britische Chiphersteller Frontier Silicon bereit erklärte, den Radiosendern in den kommenden vier Jahren mit einer Geldspritze unter die Arme greifen, auf dass die Sender das neue Angebot ausreichend beim potenziellen Publikum bewerben können. Der neue Partner Silicon Frontier stellt die nötigen Chips für die DAB-Empfangsgeräte her.
Die ARD begrüßt die Vertragsabschlüsse von Media Broadcast mit den Sendern. Damit seien die Bedingungen erfüllt, die die KEF an die Freigabe der von ihr für terrestrisches Digitalradio genehmigten Mittel geknüpft habe. "Wenn jetzt alle Beteiligten so konstruktiv zusammenarbeiten, wie es sich im Augenblick abzeichnet, bin ich zuversichtlich, dass das Radio eine gute Perspektive hat, sich auch in der digitalen Welt den Stellenwert zu erhalten, den es heute über UKW hat", sagt der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust. Die Landesrundfunkanstalten der ARD würden umgehend mit allen Marktbeteiligten Gespräche über ein gemeinsames Einführungsszenario von Digitalradio in Deutschland führen.
Die ARD hat bereits am Montag dieser Woche in einer Mitteilung die Aktivitäten der Privatsender in Sachen Digitalradio "begrüßt und unterstützt". Die Unterstützung durch Frontier Silicon sei "ein gutes Zeichen für die weitere Entwicklung des Radiomarktes", sagte der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission, Bernhard Hermann. Nur durch das Zusammenwirken aller Beteiligten könne der anhaltende Erfolg der Mediengattung Radio in die multimediale Welt überführt werden. "Wir sind der Überzeugung, dass es dazu neben dem Internet als Verbreitungsweg für Radioprogramme auch digitale Sendeanlagen mit einem speziell für die mobile Audio-Nutzung optimierten System geben sollte", sagte Hermann. Den Privatsendern sei aus der ARD zudem das Angebot gemacht worden, in einem gemeinsamen Projekt neue Dienste und Funktionen zu entwickeln. Das digitale Radio bietee dem Publikum und den Anbietern viele neue inhaltliche und technische Möglichkeiten. "Damit das alles künftig reibungslos funktioniert, sollten wir, wie schon beim Gattungsmarketing oder beim Deutschen Radiopreis, innerhalb des dualen Systems auch in technischen Fragen noch enger zusammenarbeiten", sagte Hermann.
Da noch nicht alle Kanäle für das nationale Digitalradio vergeben sind, sollen demnächst die restlichen Kapazitäten ausgeschrieben werden. Dem Vernehmen nach gibt es bereits einige Interessenten.
Bisher stehen neben dem Deutschlandradio folgende Privatsender und deren Programme fest:
- die Entspannungsradio GmbH i.Gr. (Berlin) mit Lounge FM
- der ERF Medien e.V. (Wetzlar) mit ERF Radio
- die Neue Welle Rundfunk-Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. KG (Nürnberg) mit Radio Rauschgold
- die Radio 97,1 MHz Hamburg GmbH (Hamburg) mit Energy
- die Regiocast Digital GmbH (Leipzig) mit 90elf – Dein Fußballradio, RemiX Radio und litera
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