Der Kulturjournalist und Buchautor Florian Illies verlässt die "Zeit". Dort leitet er seit April 2009 das Feuilleton gemeinsam mit Jens Jessen. Illies tritt im Sommer als geschäftsführender Gesellschafter in das Berliner Kunstauktionshaus Villa Grisebach ein.
Unter anderem, heißt es in einer Pressemitteilung, wolle Illies dort die Abteilung für die Kunst des 19. Jahrhunderts ausbauen. Das Auktionshaus wurde 1986 gegründet und hat 35 Mitarbeiter. Schwerpunkt ist das Handeln mit Kunst aus dem 19., 20. und 21. Jahrhundert und Fotografie.
Dass Illies nun den Journalismus verlässt, ist möglicherweise folgerichtig. Er hat dort schon vieles erreicht, was man in der Branche erreichen kann. Illies wurde von "FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher gefördert, leitete für die Zeitung die legendären (eingestellten) "Berliner Seiten" und später das Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Gleichzeitig baute er eine erfolgreiche Karriere als Autor auf. Sein Buch "Generation Golf" machte Illies erst richtig bekannt und ermöglichte ihm Unabhängigkeit - auch von der "FAZ".
Gemeinsam mit seiner Frau Amelie von Heydebreck gründete Illies 2004 das Kunstmagazin "Monopol", das sich sehr erfolgreich neben der renommierten "Art" etablieren konnte. Nachdem Michael Ringier die Zeitschrift gekauft hatte, zog sich Illies schrittweise zurück.
Überraschend war anschließend der Wechsel zur "Zeit", für die er zunächst eine Literaturbeilage konzipierte und schließlich die Leitung des Feuilletons übernahm. Es ist zwar eher ungewöhnlich, wenn ein erfolgreicher Gründer einer Zeitschrift sich zurück in eine Festanstellung begibt. Doch es war eben die "Zeit", vielleicht sagt man da nicht "Nein".
Zuletzt hatte sich Illies in der Branchenöffentlichkeit zurückgehalten. Der Schritt weg vom Journalismus zeigt, dass er in seinem Metier keine großen Entwicklungsmöglichkeiten mehr gesehen hat. Die Chefs des Auktionshauses ermöglichen ihm diese Entwicklung, dafür bekommen sie einen agilen und (wenn er will) öffentlichkeitswirksamen Kopf.
Ob llies einen Nachfolger bekommt und die "Zeit" die Doppelspitze im Feuilleton beibehält, ist noch unklar.
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