50 Sportjournalisten will die Nachrichtenagentur dapd für ihren neuen Sportdienst einstellen. 30 hätten bereits ihre Verträge unterschrieben, bis Sommer soll die Mannschaft komplett sein, kündigte dapd-Chef Cord Dreyer am Donnerstag in Berlin an. Am 15. April geht der Dienst in die Vorrunde, ab dem 1. August wird es ernst. dapd wird damit zur zweiten deutschen Vollagentur neben dpa.
Zu den 50 fest angestellten Redakteuren in Berlin und fünf Außenbüros (München, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig) kommen Fotografen und freie Sportreporter sowie der internationale Sportdienst der Partneragentur AP. Abgedeckt werden solle alle Sportarten, darunter Fußball-, Basketball-, Eishockey- und Handball-Ligen, sowie Großereignisse wie Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, Wintersport, Formel 1, Tennis und Boxen. Entscheidend sei die Relevanz, sagte Sportchef Sebastian Holder. Nach dem "Gießkannenprinzip" werde nicht verfahren.
Die Entscheidung, entgegen vorherigen Ankündigungen doch in die Sportberichterstattung einzusteigen, fiel erst vor wenigen Monaten. Damit geht dapd nicht nur dpa an, sondern auch den Sport-Informationsdienst (SID). Beide Konkurrenten haben etwas mehr feste Sportredakteure in ihren Reihen.
Doch brauchen deutsche Medien einen dritten Sport-Nachrichtenanbieter? Der Entscheidung, den Dienst zu starten, sei eine Umfrage unter deutschen Medien vorausgegangen, sagte Cord Dreyer. Die Gespräche hätten gezeigt, dass die Kunden einen "sauberen, vielfältigen, zeitgemäßen Sportdienst" wünschten. Der fehle offenbar. Das Ziel sei, "hochwertige journalistische Formate" und "exklusive Geschichten" anbieten zu können.
Zur Investitionssumme und zum Geschäftsplan, wie viele neue Kunden für den Dienst benötigt werden, um ihn in die schwarzen Zahlen zu bringen, wollte sich Dreyer nicht äußern. Insider schätzen die investierte Summe auf etwa 5 Mio Euro. Das Ziel sei, mit der gesamten Agentur "mittelfristig" den Break-Even zu erreichen, so Dreyer. Für den Sportdienst wurde eine gesonderte GmbH als dapd-Tochter gegründet. Eine losgelöste Bilanzierung des Sportdienstes entspräche aber nicht dem Konzept.
Und das heißt: Mit erheblichen Investitionen der Eigentümer Peter Löw und Martin Vorderwülbecke eine konkurrenzfähige Alternative zu dpa aufzubauen. Die Eigentümer haben wiederholt betont, die Rendite stehe nicht im Vordergrund - und ernten dafür regelmäßig Skepsis.
Potenzielle Kunden können den Sportdienst bis zum 1. August kostenlos testen. Er kann auch als eigenständiges Modell abonniert werden - über die Kosten schwieg sich Dreyer aus. Der Vertrieb habe gut zu tun.
Zu den Neu-Einkäufen gehören neben Holder (ehemals Sport1) auch Sportkoordinator Ulrich Kühne-Hellmessen (ehemals "Kicker", "Bild" und Berater), Chefreporter Detlef Vetten (u.a. "stern", "Horizont Sport Business", "Abendzeitung"), Hamburg-Büroleiter Andreas Bellinger (ehemals dpa), Düsseldorf-Chef Ralf Loweg (SID) und Textchef Raimund Witkop (u.a. "Welt am Sonntag"). Die Agentur betont, bei Neuzugängen wie Vetten und Witkop handele es sich um "Edelfedern".
"Die Wahrheit", so der ebenso unvermeidliche wie richtige Spruch auch bei der dapd-Pressekonferenz, "liegt auf dem Platz."
Kommentar hinzufügen ×
Hinweis zu Ihrem Kommentar
Die Beiträge nicht eingeloggter Nutzer werden von der Redaktion geprüft und innerhalb der nächsten 24 Stunden freigeschaltet.
Wir bitten um Ihr Verständnis.