Nein, den Verantwortlichen bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" lässt sich kein Vorwurf machen. Eigentlich. War nicht am Donnerstag in der "Süddeutschen" noch zu lesen, dass die iPad-Zeitung "Daily" bisher enttäuscht? Von 5.000 verkauften Abos ist dort die Rede. So gesehen, ist die ultra-reduzierte PDF-Lösung der "FAZ" für Apples Tablet-PC rational gesehen vielleicht ein gangbarer Weg. Aber nur für den Augenblick.
Was bietet die "FAZ" auf dem iPad? Ein PDF zum Preis von 1,59 Euro für die Einzelausgabe und 8,99 Euro für alle Ausgaben der Woche. Die "Sonntagszeitung" ist allerdings nicht im Angebot dabei. Zum Vergleich: Die gedruckte Einzelausgabe kostet 2 Euro, am Samstag sind 2,20 Euro fällig. Abonnenten können für 6,90 Euro zusätzlich im Monat ein Kombi-Paket abschließen.
Die Lesbarkeit der PDF-Zeitung ist zufriedenstellend. Ganz klassisch wischt sich der Leser von links nach rechts und wieder zurück. Die Berührung eines Artikels öffnet den mehrspaltigen Lesemodus, der nicht besonders elegant daherkommt, aber seinen Sinn erfüllt. Wurde ein Text gelesen, verblasst er in der Seitenansicht, um die Übersicht zu erleichtern.
Was beispielsweise nicht möglich ist: Fotos lassen sich nicht einzeln betrachten, dazu muss man in der Seitenansicht das jeweilige Bild per Finger vergrößern. Bei unübersichtlichen Seiten wie den Börsenkursen ist dies auch der einzige Weg, die Zahlen zu entziffern. Ein spezieller Lesemodus fehlt für solche Rubriken. Infografiken müssen auf dieselbe Weise betrachtet werden. Berührt man eine, erscheint die Auskunft: "Für diesen Bereich ist keine Textansicht verfügbar."
Was auch nicht möglich ist: Texte kommentieren, Links versenden oder per Social Media posten. Bisher ist die PDF-"FAZ", die von der Agentur Cellular programmiert wurde, eine ziemlich hermetische Angelegenheit.
Was dafür möglich ist: Bis zu 80 Artikel kann sich die Anwendung merken, über unterschiedliche heruntergeladene Ausgaben hinweg. Die vielleicht beste Idee der App ist der Themen-Monitor. Gibt der Nutzer beispielsweise "Fukushima" ein, wird er nach dem nächsten Download auf Fundstellen in der neuen Ausgabe aufmerksam gemacht. Sowohl der Themen-Monitor wie der Suchmodus sind leider nur online verfügbar. Ohne Internet-Verbindung bleibt die Suche leer.
Eigentlich ist die PDF-Version, die nun von der "FAZ" präsentiert wird, die ideale digitale Version für Lesegeräte wie das Kindle, das seit Donnerstag offiziell von Amazon für Deutschland verkauft wird. So nachvollziehbar es ist, bei der derzeit noch geringen Tablet-Reichweite nur eine asketische, wenn auch von der Agentur KircherBurkhardt gut designte Variante für das iPad anzubieten: etwas mehr hätte man sich von der "FAZ" schon gewünscht. Dass die "FAS" noch nicht als PDF angeboten wird, könnte allerdings ein Beleg dafür sein, dass diese Anwendung nur ein erster Schritt ist.
Im Hinblick auf die sehr schöne App der hochverschuldeten "Frankfurter Rundschau" lässt sich bisher jedenfalls bestätigen, dass Not eben doch erfinderisch macht.
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