Das Netzwerk Recherche hat seinen Vorsitzenden, den SWR-Chefreporter Thomas Leif, am Freitagabend zum Rücktritt gezwungen. Grund für den Eklat: Der Journalistenverein hat unter seiner Regie möglicherweise Zuschüsse von der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) bekommen, die ihm nicht zugestanden hätten. Der übrige Vorstand will die Geschäfte bis zur Klärung der Vorwürfe weiterführen.
Bereits am vergangenen Mittwoch hatte das Netzwerk Recherche die Mitglieder über Unregelmäßigkeiten informiert: Wirtschaftsprüfer hatten demnach die Kassenführung und die Abrechnungen gegenüber der Bundeszentrale in den Jahren von 2007 bis 2010 überprüft und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass nicht alle Einnahmen vollständig angegeben worden waren. Der Vorstand beschloss daraufhin, Fördermittel der BPB für die Jahrestagungen von 2007 bis 2010 in Höhe von 75.000 Euro "vorsorglich" zurückzuzahlen. Der Vorsitzende Leif habe die Verantwortung für den Vorgang übernommen, so das Netzwerk Recherche in dem Schreiben an die Mitglieder.
Laut "taz" vereinbarte der Vorstand auch, dass Leif seinen Hut nimmt. Bei der Mitgliederversammlung am Freitag erklärte er seinen Rücktritt dann aber doch nicht, und daraufhin kam es zum Eklat: Sein Vize Hans Leyendecker, Investigativ-Chef der "Süddeutschen Zeitung", und die übrigen Vorstandsmitglieder kündigten (vorübergehend) ihren eigenen Rücktritt an und erzwangen so Leifs Abgang. Bis Jahresende soll nun ein detaillierter Bericht über die Ergebnisse der Wirtschaftsprüfung vorliegen. Ebenfalls bis Ende 2011 soll eine Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand wählen.
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