Elbisch-Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Und man muss auch keinen Freund vom Ork haben, um an "Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer" seine helle Freude zu haben. Der Turner-Pay-Sender TNT Serie schickt die zuletzt für 13 Emmys nominierte HBO-Hochglanzproduktion ab 2. November ins Rennen. Die stargespickten Fantasy-Schlachten sind ein erneuter Beleg dafür, dass serielle Großepen das neue Kino sind.
Wer schon als Kind die "Herr der Ringe"-Trilogie unter der Bettdecke verschlungen hat und später mit "Highlander"-Haarpracht durch die verwilderten Ecken der Stadtparks tobte, wird der pseudo-mythologischen Aufwand, den Buchautor George R. R. Martin für seine Romanreihe rund um "Das Lied von Eis und Feuer" betrieb, ganz selbstverständlich vorkommen. Wer dramaturgisch wirklich am Ball bleiben möchte, sollte sich am besten eine Landkarte mit den sieben Königreichen von Westeros zulegen.
Sieben Königreiche im Dauerzoff
Gemeint ist eine fiktive Mittelalterwelt, in der die Häuptlinge noch selber köpfen, um ihren Machtanspruch zu verdeutlichen. Außerdem dürfte es für Fans ein Leichtes sein, sich die Stammbäume der sieben Herrscherhäuser einzuprägen, die sich alle naturgemäß spinnefeind gegenüberstehen. Und dann droht ja auch noch ständig Gefahr aus dem Norden, wo sich hinter einem mächtigen Eiswall noch bösartigere Finsterlinge verstecken. So weit, so krude.
Keine Angst vor Genre-Geschwurbel
Doch vom Genre-üblichen Geschwurbel dürften sich auch Normal-Serienfans nicht schrecken lassen. Im Gegenteil: Was den erstklassigen Ausstattungsstandard, die hochkarätige Besetzung unter anderem mit "Herr der Ringe"-Star Sean Bean und vor allem die wirklich komplexe Drehbuchführung angeht, muss sich "Game of Thrones" hinter kaum einer aktuellen Action-Kinoproduktion (etwa dem deutlich liebloseren "Conan"-Remake) oder dicht gewebten aktuellen Großserien wie "Boardwalk Empire" oder "Falling Skies" verstecken.
Wie "Die Sopranos" in Mittelerde
Die Macher der Serie, darunter die Produzenten David Benioff und D.B. Weiss, die beide schon an Kinoprojekten wie "X-Men Origines: Wolverine" oder "Troja" mitwirkten, witzelten in der Entwicklungsphase, dass aus "Game of Thrones" eine Art "Die Sopranos in Mittelerde" werden sollte. Vor allem, als die mit einem Budget von kolportierten 60 Millionen Euro Großproduktion sich zum Sturmangriff auf die Emmys formierte, sagten ihr einige US-Kritiker voraus, dass sie die langjährige "Mad Men"-Dominanz bei den TV-Renomierpreisen beenden würden. Tatsächlich gingen die Macher mit einem Emmy für Peter Dinklage als bester Nebendarsteller und für das beste Titel-Design aus dem Rennen.
Raubacken-Englisch in der Orignalfassung
Besonderer Clou für Fans verbriefter Authentizität: Gedreht wurde an spektakulären Originalschauplätzen, unter anderem auf alten Burgen in Nordirland und Schottland sowie für einige Sequenzen auf Malta und Marokko. Dabei wurde der knarzige Charme britischer Originaldialekte, wie der gebürtige Nordengländer Sean Bean ihn eben spricht, für den amerikanischen Markt nicht glattgebügelt. Dies dürfte Fans der Originalfassung freuen, die TNT Serie als Sprachvariante bei der deutschen Erstausstrahlung anbietet.
Einziges Manko der Serie: die erhöhte Suchtgefahr. Bislang gibt es erst zehn Folgen, die TNT Serie ab 2. November jeweils mittwochs um 20:15 Uhr zeigt. Doch in den USA wird bereits für Nachschub gesorgt: Die zweite Staffel gab HBO gleich nach der Ausstrahlung der ersten Folge in Auftrag.
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