Emmanuel Hoog, Präsident der Agence France-Presse (AFP), hat höchst verschnupft auf die Abwerbung von Journalisten und Managern des Sport-Informations-Dienstes (SID) durch die dapd reagiert. In einem Schreiben an die deutsche Nachrichtenagentur wirft er ihr vor, der einzige Zweck der Abwerbungen bestehe darin, der AFP sowie ihren Tochtergesellschaften Schaden zuzufügen. Der SID gehört der AFP zu 100%.
Als Beleg für seine Obstruktions-These führt Hoog an, dass die dapd zumindest einigen der SID-Abtrünnigen nach dem Wechsel keine adäquaten Aufgaben gegeben habe. Der AFP-Chef verlangt in dem auf Englisch verfassten Schreiben von der dapd, "ab sofort alle weiteren Versuche zu unterlassen, unsere Geschäftstätigkeit in Deutschland oder anderswo zu behindern". Die AFP behalte sich vor, Rechtsmittel einzulegen, um derartige dapd-Aktivitäten in Zukunft zu verhindern.
Hintergrund für den bösen Brief aus Paris: Die dapd hat im Mai 2011 einen Sportdienst gestartet, der mit dem SID konkurriert. In den vergangenen Monaten sind nach dapd-Angaben zwölf Journalisten von der Konkurrenz zu ihr gewechselt. Anfang Januar kam es dann zum großen Coup: Die dapd lotste drei SID-Führungskräfte zu sich herüber, darunter Geschäftsführer Michael Cremer (kress.de vom 12. Januar 2012).
Der Streit um den Sport ist nur ein Schauplatz des Konfliktes zwischen den beiden Agenturgruppen: Die dapd bedrängt die AFP auch mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission, die sich gegen ihre Alimentierung durch den französischen Staat richtet. Außerdem wollen die Deutschen die Franzosen auf ihrem Kernmarkt angreifen: Die dapd hat für das Frühjahr den Start eines französischen Textdienstes angekündigt.
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