58 Journalistinnen aus dem gesamten Bundesgebiet haben am Wochenende in Hamburg den Verein "ProQuote Medien" gegründet. Bei Print-, Online-, Fernsehen- und Hörfunkredaktionen sollen so mehr Frauen in Führungspositionen gebracht werden.
In den Vorstand sind neun Journalistinnen gewählt worden: "Spiegel"-Redakteurin Annette Bruhns (Vorsitzende), 45, Dagmar Engel, 52, Chefredakteurin Deutsche Welle, Lisa Ortgies, 46, Moderatorin von FrauTV, Sabine Kartte, 53, Textchefin und geschäftsführende Redakteurin beim "stern", Helene Endres, 35, Redakteurin beim "manager magazin", Katrin Müller-Walde, 48, ZDF-Moderatorin, Kathrin Buchner, 40, Online-Teamleiterin bei "on3", das Jugendprogramm des Bayerischen Rundfunks, Sylvia Nagel, 49, Regisseurin und Producerin aus Berlin, und Judith Scholter, 31, freie Journalistin ("Die Zeit") in Hamburg.
"Wir sind der effizienteste Verein der Republik", sagte die Vereinsvorsitzende Annette Bruhns, "weil wir uns schon in fünf Jahren obsolet machen." Dann werde das Ziel von ProQuote erreicht sein: mindestens 30% Frauen in Führungspositionen in Deutschlands Redaktionen - bis hinauf in die Chefredaktionen und Intendantenebene. Dafür will der Verein etwa eine Datenbank aufbauen mit kompetenten Journalistinnen, die jederzeit bereit sind, auf frei werdende Führungsposten zu wechseln.
"Wir brauchen eine Headhunter Datei"
"Wir brauchen eine Headhunter-Datei", fordert Sabine Kartte, stellvertretende Vereinsvorsitzende, "damit kein Chef mehr behaupten kann: Wir würden ja gern die Stelle mit einer Frau besetzen, aber wir finden keine."
Derzeit seien nur zwei Prozent aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen Frauen. "Dabei ist weit mehr als die Hälfte aller Berufseinsteiger inzwischen weiblich", so Judith Scholter, Schatzmeisterin des Vereins. Warum Journalistinnen trotz bester Qualifikation bisher so selten auf Führungsposten gelangen, will ProQuote wissenschaftlich untersuchen lassen. Fakt sei, dass ausgerechnet in den weltoffenen Medien exzellente und leistungsbereite Frauen unter der 'gläsernen Decke' hängen blieben.
Hintergrund: Mit dem Verein gibt sich eine bislang eher freie Bewegung eine feste Struktur. Ende Februar hatten etwa 350 Journalistinnen einen Brief mit der 30%-Frauenquote-Forderung an Chefredakteure, Intendanten und Verleger unterzeichnet (kress.de vom 27. Februar 2012).
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