Sechs öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten unterschreiten in der Zusammensetzung ihrer Rundfunkräte die 30%-Frauenquote. Das zeigt eine Erhebung des Journalistinnenbundes (JB). Das Schlusslicht der Liste bildet mit nur 11,7% Frauenanteil der Rundfunkrat des MDR. Von 43 Sitzen werden nur fünf von Frauen eingenommen.
Dass sechs der wichtigsten Aufsichtsgremien der öffentlich-rechtlichen Sender weit von einer geschlechtergerechten Besetzung entfernt sind, sei ein Bruch des gesetzlichen Auftrags, sagt die JB-Vorsitzende Andrea Ernst. Damit würden nicht mehr die Interessen der Allgemeinheit vertreten. "So weitreichende Entscheidungen, wie die Wahl der Intendant-/in, Haushaltspläne, aber auch grundsätzliche Reform- und Strukturfragen werden zu zwei Dritteln aus männlicher Sicht gefällt. Das ist absurd für den öffentlich-rechtlichen Gedanken, ganz unabhängig davon, wie gut oder schlecht das Programm des jeweiligen Senders ist".
"Kein Wunder, dass die Werbung für die neuen Gebühren so gestrig ausschließlich auf Männer abzielt", kommentiert Annette Bruhns, Vorsitzende des Vereins ProQuote Medien e.V., die Erhebung. Beide Initiativen, Journalistinnenbund und ProQuote, hatten erst kürzlich die Gestaltung der ARD- und ZDF-Gebühren-Kampagne kritisiert.
Der Journalistinnenbund untersuchte im Dezember 2012 die Zusammensetzung der ARD- und ZDF-Aufsichtsgremien auf ihren Frauenanteil hin. Der Saarländische Rundfunk, die Deutsche Welle und der Hessische Rundfunk liegen jeweils bei einem Fünftel oder weniger Anteil weiblicher Gremienmitglieder; das ZDF und der Bayerische Rundfunk bei jeweils einem Viertel. Der Rundfunk Berlin Brandenburg und Westdeutscher Rundfunk kommen jeweils auf rund ein Drittel. "Insgesamt ein unerwartetes Ergebnis", so Andrea Ernst.
NDR, Deutschlandradio und Radio Bremen punkten
Nur drei Aufsichtsgremien sind annähernd gleichberechtigt besetzt: Der Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks mit 51,7%, der Hörfunkrat des Deutschlandradio mit 45% und das Aufsichtsgremium von Radio Bremen mit 58,3%.
Der Journalistinnenbund und ProQuote setzen sich für mindestens 30% Frauen in leitenden Positionen in den Redaktionen ein, langfristig für einen Anteil von 50:50 (kress.de vom 27. Februar 2012).
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