Jürgen Domian ist "äußerst verärgert und fassungslos". Der WDR-Moderator teilte am Montagabend mit, dass Facebook seine Beiträge und die entsprechenden Nutzerkommentare gelöscht habe. "Stein des Anstoßes ist wohl mein kritischer Beitrag zu dem Auftritt des erzkonservativen Katholiken Martin Lohmann bei Günther Jauch", so Domian. Diesen Beitrag hätten immerhin 1,1 Mio Menschen gelesen.
Lohmann machte in der Sendung vom 4. Februar deutlich, dass er Abtreibung auch ablehne, wenn der Eingriff nach einer Vergewaltigung vorgenommen werde, selbst wenn seine Tochter das mögliche Opfer sei.
Domian schreibt in seinem Status-Update auf Facebook weiter, dass auch sein "völlig harmloser (und durchaus wohlwollender) Text zum neuen Papst nicht den Richtlinien von Facebook entspricht (so wurde es mir heute mitgeteilt)". Auch seine Posts zur Home-Ehe seien verschwunden. Das alles sei ungeheuerlich. Mit Meinungsfreiheit habe das nun rein gar nichts mehr zu tun. Die Texte hätten als Kommentar in jeder öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalt über den Sender gehen können, hätten in jeder Zeitung stehen können. Alle Grundbedingungen seien erfüllt worden, so Domian, dessen nächtliche Radiosendung "Domian" bei 1Live Kult-Charakter hat.
Der Moderator vermutet, dass "fanatische Kirchenanhänger" bei Facebook so viel Wind gemacht haben, dass man dort eingeknickt sei. Das finde er "ausgesprochen erschreckend". Domian spricht von Zensur: "Mir wird Angst und Bange bei der Vorstellung, in unserem Land würden politische Kräfte erstarken, die die Demokratie bedrohen. Eine vermeintlich demokratische Plattform wie Facebook würde wohl sofort des neuen Herrn Diener sein." Domians Konsequenz: "Ich werde in der nächsten Zeit nichts posten, um die Dinge zu klären. Auch um zu vermeiden, dass meine Texte wieder gelöscht werden."
Die Stellungnahme wurde bis Dienstagmittag 27.000 geteilt und von fast 19.000 Usern geliked. Domian hat auf Facebook fast 70.000 Freunde.
"Entschuldige bitte, Jürgen Domian!!!"
Betreibt Facebook wirklich Zensur? Tina Kulow, Unternehmenssprecherin von Facebook, räumt in einer öffentlichen Stellungnahme von Dienstagvormittag "einen Fehler" ein und entschuldigt sich persönlich bei Domian:
In dem Bemühen, die vielen Reports von Nutzern, die wir jeden Tag erhalten, schnell und effizient zu bearbeiten, schaut sich unser User Operations-Team Hunderte von Tausenden von Reports zu Inhalten jede Woche an. Unsere Reporting-Systeme sind dafür entwickelt, Menschen vor Missbrauch, Hass-Rede und Mobbing zu schützen und es ist bedauernswert, dass gelegentlich Fehler gemacht werden, wenn solche Reports bearbeitet werden. Und wir wissen, dass dies frustrierend sein kann, wenn wie in diesem Fall, solch ein Fehler passiert.
Wir möchten, dass Facebook ein Ort ist, wo Menschen offen diskutieren können, ihre Fragen und ihre Meinung äußern können, während die Rechte und Gefühle anderer respektiert werden. Einige Kommentare und Inhalte können für jemanden störend sein - Kritik an einer bestimmten Kultur, Land, Religion, Lebensstil oder politische Ideologie, zum Beispiel. Das allein ist kein Grund, um die Diskussion zu entfernen. Wir glauben fest daran, dass Facebook-Nutzer die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu äußern, und dass wir in der Regel diese Inhalte, Gruppen oder Seiten, die sich gegen Länder, Religionen, politischen Organisationen oder Ideen richten, nicht entfernen.
Entschuldige bitte, Jürgen Domian!!!
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