Am 1. September, spätestens am 1. Oktober, startet Wolfgang Büchner als Chefredakteur des "Spiegel" und "Spiegel Online". Dies hat er laut einem Bericht der "Berliner Zeitung" (Donnerstagsausgabe) an diesem Montag in Hamburg vor den "Spiegel"-Ressortleitern verkündet.
Zur Einstimmung auf das Treffen in Hamburg hätten die Ressort-Verantwortlichen aus Print- und Online-Welt, einen Text zugeschickt bekommen, berichtet Ulrike Simon in der "Berliner Zeitung". Vom Leser, der künftig als Kunde zu sehen sei, sei in dem Text die Rede gewesen. Mancher Ressortleiter habe darin viel "Marketingsprech" entdeckt, schreibt Simon. Büchner selbst sei dann bei dem Meeting sehr selbstbewusst aufgetreten, hätten die erzählt, diedabei waren.
Nachrichtenträchtiger müsse der Spiegel werden, soll Büchner am Montag gesagt haben und damit offenbar jenen aus dem Herzen gesprochen, die die fehlende Relevanz des Magazins beklagten (Simon). Titel über Rückenschmerzen und Seelenleiden lehne er ab. Aber gerade die verkauften sich gut, habe einer der Ressortleiter eingeworfen. Die "Spiegel"-Ausgabe mit der Titelgeschichte "Der heilende Geist - Medizin: Gesund durch Meditation und Entspannung" ging zuletzt fast 312.000 Mal über die Ladentheke - ein Top-Wert. Laut Büchner schadeten solche Titel aber der Marke "Spiegel".
Empfindlichkeiten habe Büchner getroffen, so Simon weiter, als er sagte, schön geschriebene Texte seien "nice to have", doch lege er vor allem Wert auf Recherche und harte Informationen. "Und allemal lieber als ein Essay, auch das schimmerte in seinen Worten durch, sei ihm ein Kommentar, der mit Schärfe Debatten anheizt."
Wegrücken wolle der Noch-dpa-Chefredakteur den "Spiegel" künftig von allem, was an Illustrierte erinnere. So habe er auch das Layout kritisiert, für das sein Vorgänger Georg Mascolo eigens einen Art Direktor engagiert habe. Alle Kraft gelte dem gedruckten Magazin, auch das habe Büchner deutlich gemacht, denn noch lange werde die Printausgabe mit weitem Abstand der Geldbringer des Hauses sein - auch wenn Büchner in Aussicht gestellt habe, eines Tages für Inhalte bei "Spiegel Online" vom Leser Geld zu verlangen. Um jüngere Leser anzusprechen, sei schon jetzt wichtig, "Spiegel"-Inhalte in sozialen Netzwerken zu verbreiten und durch Mehrwert und Links anzureichern.
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