Markus Lanz hat die Sommerpause tatsächlich darauf verwendet, am "Wetten, dass ..?"-Konzept zu schrauben und sein Ego etwas zurückzudrehen. Mit 6,85 Mio Gesamtzuschauern schrammte der von ihm gesteuerte ZDF-Unterhaltungsdampfer an einem neuen Quoten-Tiefststand vorbei. Durchschnittlich 11,02 Mio Boxfans verfolgten parallel den Zwölf-Runden-Kampf "Klitschko vs. Povetkin" bei RTL.
Dass die peinliche "Lanz-Challenge", für die bei der Mallorca-Show (Allzeit-Minusrekord mit nur 6,74 Mio Gesamtzuschauern sogar Buh-Rufe durch die Arena hallten, entsorgt wurde - prima Idee. Ebenso wenig dürfte irgendwer Cindy aus Marzahn vermisst haben.
Wann wollte Markus Lanz ermorden?
Grobe Schnitzer leistete sich Lanz diesmal keine nennenswerten, dafür aber etwas holprige Versuche, die Kritik an seinem Moderationsstil auch in der Sendung zu thematisieren: Er verglich seine Show mit einer Liebesbeziehung zwischen Zuschauer und dem Fernsehen. Zuletzt habe es "gekracht". Nun sei kurioserweise Zeit für eine "zweite Pubertät" - oder noch Abgründigeres: "Schatz, ich habe nie an Scheidung gedacht, aber öfter mal an Mord", sagte Lanz. Was er damit wohl meinte?
Dennoch kann man konstatieren: Gleich drei gealterte US-Stars (Cher, Harrison Ford, Sylvester Stallone) verhalfen der Show zu etwas Glanz - auch wenn wohl nur akribische Pop-Kulturhistoriker wirklich daran interessiert sein dürfte, ob Cher auch mal was mit dem 1970 verstorbenen Gitarristen Jimi Hendrix gehabt hatte. Lanz wollte es wissen. Es war offenbar nichts dran an dem Gerücht, das es mal wieder auf seine Karteikarten geschafft hatte.
Harrison Ford has left the building
Einzige Enttäuschung für die Fans von Hochkarätern: Die 35 braven Bremer, die sich doch tatsächlich für eine Stadtwette in "Indiana Jones"-Kostümen ins Studio aufgemacht hatten, waren vermutlich die einzigen, die überhaupt nichts von Harrison Ford mitbekommen hatten. Als sie endlich eintrudelten - Lanz hatte mit mindestens 100 Peitschen-Trägern gerechnet -, hatte Ford die Halle bereits verlassen.
Niedrigere Marktanteile als die desaströse Mallorca-Show
Trotz der Neuerungen, die die Show nun zu einer soliden, wenn auch faden Variante einer Thomas-Gottschalk-Sendung ohne Gottschalk machen: Für Zufriedenheit wäre es für ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler, der in der ersten Reihe saß, zu früh. Immerhin erzielte die reguläre Bremen-Sendung mit 22,1% einen deutlich niedrigeren Gesamt-Marktanteil als die Sommer-Show aus Mallorca (damals: 28,4%).
Mit den 2,27 Mio 14- bis 49-jährigen Fans reichte es diesmal für einen Marktanteil von 19,2%. Im Sommer - bei damals saisonbedingt geringerer Fernsehbeteiligung - lag der Schnitt bei 25,6%.
Klitschko-Zuspruch deutlich stärker als im Mai
Ohnehin muss man erst einmal wieder eine "Wetten, dass ..?"-Ausgabe ohne allzu extrem verzerrende Wettbewerbseffekte abwarten: Mit 11,02 Mio Gesamtzuschauern stellte der Sieg von Wladimir Klitschko gegen seinen Herausforderer Alexander Povetkin zwar keinen neuen Reichweiten-Rekord auf, es lief aber deutlich besser als beim Kampf gegen Francesco Pianeta im Mai (damals nur 8,12 Mio Box-Fans ab drei Jahren).
Ehrensache, dass RTL sich mit 4,85 Mio Werberelevanten und einem Marktanteil von 39,1% auch den Tagessieg in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sicherte.
Keine Katastrophe: Sat.1-Film hält Anschluss
Im Vergleich schlug sich Sat.1 mit dem wiederholten Katastrophenfilm "2012" recht wacker: Ihn wollten 1,41 Mio jüngere Fans sehen (12,3%). ProSieben lockte mit "Men in Black II" nur 8,4% der Werberelevanten an.
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