Am 5. Mai kommt "Der Spiegel" mit einem inhaltlich und optisch runderneuerten Heft auf den Markt (kress.de berichtete). Das Nachrichtenmagazin soll mehr Meinungen enthalten, mehr Gewicht auf erklärende Illustrationen legen und über neue Kolumnen "persönlicher und radikaler werden in der Formulierung von Positionen", wie Wolfgang Büchner im Interview mit dem "medium magazin" (Erscheinungstermin: 30. April) sagt.
Leitartikel ohne Autorennamen zum Einstieg
Zu den wesentlichen Neuerungen gehört der komplett überarbeitete Hefteinstieg, wo künftig auch ein Leitartikel ohne Autorennamen zu finden sein wird. Dort will "Der Spiegel" als Institution politisch Position beziehen. Ressortleiter und Fachautoren werden die Richtung in einer eigenen wöchentlichen Konferenz diskutieren. "Der Autor des Leitartikels schreibt nicht seine eigene, subjektive Sicht der Dinge, sondern stellt sich in den Dienst dieser Diskussion", erklärt Büchner. Geleitet wird die Runde vom früheren Hauptstadtbüro-Chef Dirk Kurbjuweit und dem Auslandsressortleiter Gerhard Spörl.
Mehrere Autoren-Kolumnen - "Autoren als Marke"
Zusätzlich werden im Laufe der nächsten Monate mehrere Autoren-Kolumnen eingeführt, kündigt Büchner an. "Wir werden die jeweiligen Autoren noch stärker als Marken präsentieren. Der Name wird die Rubrik sein."
Eine weitere Neuerung wird außerdem eine Satireseite sein. Konzipiert habe diese der frühere "Titanic"-Chefredakteur Martin Sonneborn mit einem Team freier Autoren. Wolfgang Büchner: "Die Seite wird polarisieren, aber ich halte sie für einen Gewinn. Denn diese Form der Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen passt wunderbar zum 'Spiegel'."
Auch die Sprache und Themenauswahl des "Spiegel" soll mit Blick auf jüngere Leser "optimiert" werden, sagt Büchner: "Dazu gehört auch, dass wir digitalen Themen ein größeres Gewicht geben wollen - und sie nicht wie früher eher ethnologisch betrachten."
Digitaler "Spiegel": Zugang zu Originalquellen und zusätzlichem Recherchematerial
Büchner, der in Doppelfunktion Chefredakteur von "Spiegel" und "Spiegel online" ist, unterstreicht im Interview mit "medium magazin" auch noch mal, dass der digitale "Spiegel" künftig deutlich offensiver auf "Spiegel Online" präsentieren werden soll und stellt klar, dass der Zugang zu "Spiegel Online" kostenlos bleiben wird. In ein paar Monaten sollen Leser über den kostenpflichtigen digitalen "Spiegel" Zugang zu Originalquellen und zusätzlichem Material aus den Recherchen erhalten. "Wir wollen künftig die besondere Stärke des 'Spiegels' sichtbarer machen: Die Tiefe seiner Recherchen und die Verifikation jedes einzelnen Fakts durch unsere 70-köpfige Dokumentation", sagt Büchner. Weitere Vorteile verspricht er Kunden, die künftig direkt aus der App mit den "Spiegel"-Autoren kommunizieren können sollen. Das derzeit kostenfrei abrufbare "Spiegel"-Archiv soll künftig wieder nur zahlenden Kunden vorbehalten sein.
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