900.000 Euro in vier Wochen: Das ist das Ziel von Alexander von Streit, Sebastian Esser und Philipp Schwörbel. Sie sind die Initiatoren des Magazins "Krautreporter", das am heutigen Dienstag mit einer Crowdfunding-Kampagne für sich wirbt. "Wir bieten ein neuartiges digitales Magazin, das die Medienlandschaft definitiv bereichern wird", sagt von Streit, der Chefredakteur des Online-Magazins wird, gegenüber kress.de. "Der Dialog mit dem Leser soll uns auszeichnen", sagt Herausgeber Esser.
Mitte Februar hatte von Streit bereits auf der Digital Media Conference in Hamburg verraten, "das größte Crowdfunding-Projekt Deutschlands" zu planen - angelehnt an das niederländische Portal "De Correspondent" (kress.de vom 13. Februar 2014). Wie Esser gegenüber kress sagt, habe es im Vorfeld Gespräche gegeben, mit den Niederländern zu kooperieren. Die Idee sei aber angesichts der speziellen Zielgruppen und redaktionellen Koordination verworfen worden. "De Correspondent" hatte 2013 ebenfalls via Crowdfunding für sein journalistisches Projekt geworben und innerhalb einer Woche 1 Million Dollar eingesammelt sowie 15.000 Abonnenten erreicht.
Abonnenten werden zu Mitgliedern
In der Selbstdarstellung des "Krautreporter"-Magazins heißt es: "Der Online-Journalismus ist kaputt. Weil vielen Medien Klicks wichtiger sind als Geschichte. (...) Weil Werbung nervt, die umständlich weggeklickt werden muss. Weil sich auch in seriösen Online-Medien der Boulevard ausbreitet." "Krautreporter" soll demnach Geschichten bieten, die hinter den Nachrichten passieren.
Dabei versteht sich das Magazin als Ergänzung zu aktuellen Online-Angeboten. Die Abonnenten, die Esser lieber als Mitglieder verstanden wissen will, können kommentieren, bekommen Zusatzmaterial und werden sofern gewünscht auch aktiv in die Recherche eingebunden. Außerdem soll der Journalismus in Form von Lesungen und anderen Veranstaltungen auf die Straße gebracht werden, sagt von Streit.
Alle Texte und Videos sind frei zugänglich
Um "Krautreporter" im September an den Start bringen zu können, sollen sich via Crowdfunding-Kampagne mindestens 15.000 Abonnenten finden, die ein Jahr lang 5 Euro im Monat für "Krautreporter", also 60 Euro pro Jahr, zahlen. "Wir werden nicht von Werbekunden, sondern zu 100% von unseren Lesern bezahlt", sagt von Streit. "Durch diese Werbefreiheit entziehen wir uns dem Reichweitenwettlauf, in dem sich die meisten Online-Medien befinden und können so einen anderen digitalen Journalismus machen: unabhängig, hartnäckig, abseits des News-Mainstreams." Eine Paywall soll es dennoch nicht geben, alle multimedial aufbereiteten Themen sind frei zugänglich.
Von Streit: "Ich brenne für dieses Projekt."
Pro Woche sollen die 25 Reporter, zu denen u.a. Stefan Niggemeier, Richard Gutjahr, Jens Weinreich, Tilo Jung oder Anne Philippi gehören, jeweils einen Text liefern. Wie der "Spiegel" berichtete, erhalten die Autoren dafür eine monatliche Pauschale von 2.000-2.500 Euro. "Unsere Autoren werden viel Freiraum in der Wahl und Ausgestaltung ihrer Themen haben", sagt von Streit. "Das ist mir wichtig, denn das Potenzial der Journalisten im Team ist einfach zu groß."
"Krautreporter" wird an die bereits bestehende gleichnamige Crowdfunding-Plattform andocken und ein Service des Magazins sein, so Esser. Für die Laufzeit der Kampagne werden keine anderen Projekte zur Schwarmfinanzierung angenommen. Auf die Frage, was sein perönlicher Plan B sei, wenn die 900.00 Euro nicht zusammen kommen, antwortet von Streit: "ich brenne für dieses Projekt. Das lässt wenig Raum für Gedanken über einen Plan B."
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