Grimme Online Award: Erstmals darf ein Angebot von "Bild.de" hoffen

 

23 Netzangebote haben es geschafft - sie konnten sich aus mehr als 1.300 Vorschlägen für die Endrunde des Grimme Online Awards qualifizieren. Unter den Nominierten ist erstmals ein Angebot von "Bild.de". Außerdem darf "make-love.de", das Webspecial zur MDR/SWR-Aufklärungsserie, auf eine Auszeichnung hoffen.

23 Netzangebote haben es geschafft - sie konnten sich aus mehr als 1.300 Vorschlägen für die Endrunde des Grimme Online Awards qualifizieren. Unter den Nominierten ist erstmals ein Angebot von "Bild.de". Außerdem darf "make-love.de", das Webspecial zur MDR/SWR-Aufklärungsserie, auf eine Auszeichnung hoffen.

Die Finalisten in den Kategorien "Information", "Wissen und Bildung" sowie "Kultur und Unterhaltung" wurden am Mittwoch in Kooperation mit dem Medienforum NRW auf der Interactive Cologne in der Kölner Trinitatiskirche vorgestellt.
 
"Die nominierten Web-Angebote demonstrieren nachdrücklich das publizistische Innovationspotenzial und das kreative Engagement im Netz. Gerade in Zeiten verstärkter Überwachung und Einmischung von außen gilt es, die Voraussetzungen für eine unabhängige Qualitätsproduktion im Internet auch zukünftig zu erhalten", so Frauke Gerlach, die neue Direktorin des Grimme-Instituts.
 
Nach der Prämierung des "Bild"-kritischen "Bildblog" im Jahr 2005 gab es in diesem Jahr "großen Zuspruch" für ein Angebot aus der "Bild"-Familie. "Die letzte Reise des Gernot Fahl" berichtet von einem 69- jährigen Krebskranken, der entschieden hat, in der Schweiz Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Journalisten der "Bild"-Zeitung begleiteten ihn ins Nachbarland und haben ihre Eindrücke zu einem ergreifenden Crossmedia-Projekt aufgearbeitet.

In die Kategorie "Wissen und Bildung" geschafft, hat es "make-love.de".  Begleitend zur Fernsehdokumentation ist hier mit viel zusätzlichem Material ein umfangreiches Webspecial entstanden, das sich thematisch gebündelt ganz alltäglichen Fragen und Problemen widmet, heißt es auf der Grimme-Online-Seite. Jeder Bereich der Sexualität werde hier ernst genommen, so dass Peinlichkeit gar nicht erst entstehen könne. Aus Jugendschutzgründen ist das Angebot erst ab 22 Uhr vollständig abrufbar.

 "Das Webspecial www.make-love.de bricht mit bisher über 2,5 Millionen Page Impressions und über 3,5 Millionen Einzel-Videoabrufen im Bereich der Dokuserie nach wie vor alle Rekorde", so Georg Maas, MDR-Hauptabteilungsleiter Telemedien.

Zwei YouTuber auf der Nominiertenliste

Als erfolgreichen Meinungsmacher ohne großen Verlag im Rücken bezeichnet die Jury Florian Mundt. Der Betreiber des YouTube-Kanals "LeFloid" mit fast 1,8 Mio Abonnenten beschäftigt sich in seiner Show "LeNews" auch mit gesellschaftskritischen und politischen Themen. "Mit netzrelevanten, aktuellen Inhalten spricht 'LeFloid' eine junge Zielgruppe an", so die Nominierungskommission, "die von herkömmlichen Nachrichtenangeboten oft nicht erreicht wird. Mit unkonventionellen Mitteln sorgt er für Kommunikation und Diskussion im Netz."

Ein weiterer nominierter YouTube-Kanalbetreiber mit politischen Ambitionen ist Tilo Jung. In "Jung & Naiv" werden Politiker, Journalisten und Experten von Jung nur scheinbar naiv zu ihren Spezialgebieten befragt und somit "Politik für Desinteressierte" transparenter gemacht, so die Bewertung der Grimme-Jury.

Auch der Nachwuchs darf hoffen

In greifbare Nähe gerückt, ist der Grimme Online Award auch für "Arabellion: Was vom Arabischen Frühling bleibt" und "Asyl". Für "Arabellion" bereiste ein Redakteur der "Rhein-Zeitung" zwei Jahre nach Beginn der Revolution die Länder des Arabischen Frühlings.

Vom Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses e. V. (ifp) stammt das Projekt "Asyl". Die Macher trafen Flüchtlinge aus krisengeschüttelten Ländern, die versuchen, in Deutschland Fuß zu fassen. Beide Angebote sind laut Kommission nicht nur vorbildlich umgesetzt, sondern auch ein Beleg dafür, dass hochwertige Web-Reportagen nicht länger Ausnahmen sind, sondern sich fest im Netz-Alltag etabliert haben.

"Das Dossier zeigt, welche Kraft digitales Geschichtenerzählen entwickeln kann", sagt Bernhard Remmers, der Journalistische Direktor des ifp. Dossier‐Redaktionsleiter und "sueddeutsche.de"‐Redakteur Wolfgang Jaschensky ergänzt: "Relevantes Thema, 15 top‐ausgebildete, neugierige Redakteure und viel Freiraum ergeben ein Magazin, das so gut ist, dass man es gar nicht drucken kann. Bei solchem Nachwuchs mache ich mir um die Zukunft des Journalismus keine Sorgen."

Mit den Blogs Blogs "Woran glauben" und "Zwischen Hoffnung und Verzweiflung" stach der Bayerische Rundfunk aus der Flut von Einreichungen heraus. "Woran glauben" ist in der Kategorie "Kultur und Information" und das Webspecial "Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – Der neue Nahe Osten" in der Kategorie "Information" nominiert. Beide Angebote stehen zudem für die Abstimmung beim Publikumspreis bereit.

Keine Nominierten für "Spezial"

Neben acht Nominierten in der Kategorie "Information", sieben in der Kategorie "Wissen und Bildung" sowie acht Nominierungen in der Kategorie "Kultur und Unterhaltung" blieb die Kategorie "Spezial" in diesem Jahr unbesetzt. Die Kommission begründet das damit, dass sie keine publizistisch relevanten Sonderleistungen außerhalb der drei genannten Kategorien entdecken konnte. Eine Übersicht aller Nominierten finden Sie hier.
 
Aus den insgesamt 23 Nominierungen wird die Jury nun bis zu acht Preisträger ermitteln. Auch das Publikum kann über einen Preis entscheiden: Bis einschließlich 20. Juni kann jeder Internetnutzer auf der Website von "TV Spielfilm" für den Publikumspreis abstimmen. Die Programmzeitschrift ist bereits im neunten Jahr Medienpartner des Grimme Online Award.

Für die finanzielle Basis des Preises sorgt die Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen, ein weiterer Beitrag kommt von der Stadt Köln. Der TV-Produzent Ufa Show & Factual übernimmt die Produktion der Einspielfilme für die Preisverleihung.
 
Die Preisverleihung findet am 27. Juni 2014 im Dock.One in Köln statt. An diesem Abend wird neben dem Grimme Online Award auch der "klicksafe Preis für Sicherheit im Internet" vergeben. Er zeichnet Angebote und Projekte aus, die in vorbildlicher Weise einen sicheren Umgang im und mit dem Internet fördern.

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