"Ich wünsche mir freiwillige Selbstkontrolle": Axel-Springer-Boss Mathias Döpfner hat sich im Interview mit dem "Handelsblatt" (Freitagsausgabe), das sich vornehmlich um den Neubau des Springer-Campus dreht, auch zu der Auseinandersetzung mit Google geäußert. "Ich habe immer geglaubt, dass Google von Microsoft oder IBM oder Standard Oil gelernt hätte, dass man am Ende alles verlieren kann, wenn man alles, wirklich alles, will", so Döpfner. Es liege im Interesse aller, ein langfristiges stabiles Ökosystem des digitalen Wettbewerbs zu haben.
Döpfner selbst hatte schon einen kritischen offenen Brief an Google-Chefaufseher Eric Schmidt vor einigen Wochen verfasst. Derzeit befasst sich die Politik mit Google.
"Kostenlosigkeit erfordert einen hohen Preis"
Im NSA-Skandal, der sich in dieser Woche jährte, sieht Döpfner einen Wendepunkt: "Ich glaube, dass die Bürger in den USA in den nächsten fünf bis sieben Jahren ganz anders, sehr kritisch, mit Big Data umgehen werden - viel radikaler als Europäer. Und wenn viele Menschen sagen, das betrifft mich nicht, dann liegt das daran, dass einige globale Sektormonopole ihnen einen verführerischen Deal angeboten haben: Ich kaufe mir mit der scheinbaren Kostenlosigkeit meiner Dienste deine Seele. Und deine Seele heißt: deine Daten, dein Verhalten. Und ich kann deine Daten monetarisieren und dein Verhalten manipulieren." Es sei eine gefühlte Kostenlosigkeit, die am Ende einen viel höheren Preis erfordere: die Freiheit", so der Axel-Springer-Vorstandsvorsitzende.
Döpfner betonte in dem Interview mit dem "Handelsblatt" auch: "Unser Baustein ist das Wort, die Information, der Gedanke. Das Greifbare der alten Medienindustrie wird immer unwichtiger. 75 Prozent unseres Anzeigenumsatzes und 67 Prozent unseres operativen Gewinns entstehen mit digitalen Geschäften. Die Struktur hat sich dramatisch verändert."
"Open space im Newsroom ist vorbei"
Zum Neubau-Projekt merkt er u.a. an, dass "open space im Newsroom" vorbei sei. Man müsse neue Formen der Transparenz finden. Nach der NSA-Affäre gebe es ein wachsendes Bedürfnis zu definieren, wo Transparenz ende. "Journalismus braucht beides, das Flurgespräch, den Austausch, natürlich aber auch die Rückzugsmöglichkeiten zum Recherchieren, Schreiben und Denken."
"Kein Mitarbeiter-Swimmingpool auf dem Dach"
Von dem neuen Haus verspricht Döpfner sich, dass es ein Magnet werden könnte. "Es zieht hoffentlich die digitalen Tochtergesellschaften an, die heute wie Satelliten um den Kern Axel Springer herumkreisen." Und Döpfner erklärt auch, warum Axel Springer keinen Mitarbeiter-Swimmingpool auf dem Dach benötige und stattdessen eine Bar für Besucher einrichte: "Wir brauchen den größtmöglichen Austausch mit denen, die nicht bei uns arbeiten."
Kommentar hinzufügen ×
Hinweis zu Ihrem Kommentar
Die Beiträge nicht eingeloggter Nutzer werden von der Redaktion geprüft und innerhalb der nächsten 24 Stunden freigeschaltet.
Wir bitten um Ihr Verständnis.