Ist die 'AZ' gerettet worden oder findet ein Begräbnis statt?", fragt der Bayerische Journalisten-Verband provokativ auf seiner Homepage und kommt zu folgendem Ergebnis: Mit der "Rettung" der Münchner "Abendzeitung" (kress.de berichtete) würden "eigene wirtschaftliche Interessen Balles und die der Gläubiger befriedigt. Diese Rettung wird ausschließlich auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen. Die über 100 Beschäftigten lässt man im Regen stehen", kritisiert BJV-Geschäftsführerin Jutta Müller den Verkauf und das Vorgehen des Insolvenzverwalters.
Der Insolvenzverwalter habe die Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft gedrängt. Nun könnten wenige Mitarbeiter zu günstigen Bedingungen und ohne Rücksicht auf Kündigungsschutz oder soziale Belange eingestellt werden. "Die übrigen stehen vor dem Nichts", wird die Rechtsanwältin deutlich.
"Das ist nicht fair"
Tariflöhne spielten in den niederbayerischen Zeitungen des Verlegers Martin Balle keine Rolle, die dortigen Arbeitsbedingungen in den Redaktionen seien vom BJV mehrfach kritisiert worden.
Die BJV-Geschäftsführerin fordert die neuen "AZ"-Eigentümer auf, ihrer Ankündigung, bei guter wirtschaftlicher Entwicklung weiteren Mitarbeitern ein Beschäftigungs-Angebot zu machen, bald auch Taten folgen zu lassen. "Die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt in die Transfergesellschaft gewechselt sind, können nicht Monate im Ungewissen bleiben und auf diese neue Chance warten. Das ist nicht fair."
"Konservativer Einheitsbrei statt frechem Boulevard?"
Wenn der Mantel aus dem konservativen "Straubinger Tagblatt" übernommen werde (kress.de berichtete), gehe damit ein weiteres Stück traditioneller Münchner Zeitungsvielfalt verloren, kritisiert der BJV-Vorsitzende Michael Busch.
Die "Abendzeitung" bleibe zwar dem Titel nach erhalten, werde sich aber vom Inhalt her komplett verändern. "Nun droht dem Leser als Kost konservativer Einheitsbrei anstelle von frechem und links-liberalen Boulevard-Journalismus", fürchtet Busch. Das Konzept der neuen Münchner "Abendzeitung" aus Straubing sei bisher alles andere als schlüssig. Der BJV werde die "Rettung" des Traditionsblatts und vor allem die Arbeitsbedingungen der verbleibenden Mitarbeiter in den kommenden Wochen kritisch beobachten.
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