Der Beschwerdeausschuss 2 des Deutschen Presserats hat sich in seiner jüngsten Sitzung nicht nur mit den MH-17-Berichterstattungen sondern auch mit dem umstrittenen "BamS"-Kommentar "Islam als Integrationshindernis" befasst (erschienen am 27. Juli 2014).
Das Gremium sprach eine öffentliche Rüge wegen Verletzung der Ziffern 1, 10 und 12 des Pressekodex aus. 215 Leserbeschwerden waren hierzu beim Presserat eingegangen. Der Kommentar hatte sich kritisch mit dem Islam auseinandergesetzt. In dem Beitrag hieß es unter anderem: "Mich stört die weit überproportionale Kriminalität von Jugendlichen mit muslimischem Hintergrund. Mich stört die totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle [...] Nun frage ich mich: Ist Religion ein Integrationshindernis? Mein Eindruck: nicht immer. Aber beim Islam wohl ja. [...] Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht."
Der Beschwerdeausschuss stellte fest, dass der vorliegende Kommentar pauschalisierende Aussagen über das Verhalten von Muslimen im Allgemeinen enthält und diese eine diskriminierende Wirkung für Angehörige dieses Glaubens entfalten. Der Kommentar verletze nicht nur die Ziffer 12 des Pressekodex, sondern sei auch mit dem Ansehen der Presse nach Ziffer 1 des Pressekodex unvereinbar. Der Kommentar spreche zudem dem Islam als Glaubensrichtung die Integrationsfähigkeit an sich ab und verletze damit die Ziffer 10 des Kodex, urteilte das Gremium.
Ursula Ernst, Vorsitzende des Ausschusses: "Kommentare dürfen pointiert sein, starke Kritik - auch an Religionen - enthalten und manchmal auch an Grenzen gehen. Hier wird jedoch die Grenze der Meinungsfreiheit deutlich überschritten, indem alle Muslime unter einen Generalverdacht gestellt werden. Die Angehörigen der Religion fühlen sich verständlicherweise diskriminiert."
Hintergrund: Der Artikel von "BamS"-Vize-Chef Nicolaus Fest hatte nicht nur im Internet Empörung hervorgerufen. Der Axel-Springer-Verlag distanzierte sich. "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann schrieb etwa: "Bei Bild und Axel Springer ist (...) kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen, die an Allah glauben."
Kommentar hinzufügen ×
Hinweis zu Ihrem Kommentar
Die Beiträge nicht eingeloggter Nutzer werden von der Redaktion geprüft und innerhalb der nächsten 24 Stunden freigeschaltet.
Wir bitten um Ihr Verständnis.