Klaas Heufer-Umlauf auf den Medientagen München: "Meiner Mutter ist egal, ob das Fernsehen aus dem Internet kommt"

 

Viele schöne "Talkshow-Momente" hat Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei seiner schmissigen Eröffnung der Medientage München entdeckt. "Es wurde gelacht. Einer hat sich aufgeregt", bilanzierte er. "Ich bin ganz zufrieden." Tatsächlich zeigte der "Fernsehgipfel" mit acht Teilnehmern viel Einigkeit - aber auch vor allem einen kurzweiligen Stil, der dem Kongress gut tut.

Viele schöne "Talkshow-Momente" hat Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei seiner schmissigen Eröffnung der Medientage München entdeckt. "Es wurde gelacht. Einer hat sich aufgeregt", bilanzierte er. "Ich bin ganz zufrieden." Tatsächlich zeigte der "Fernsehgipfel" mit acht Teilnehmern viel Einigkeit - aber auch vor allem einen kurzweiligen Stil, der dem Kongress gut tut.

Dass Fernsehen bekanntlich seit längerem auf vielen Wegen zu seinen Zuschauer kommt, die nicht nur in der Wortwahl von Amazon Instant Video-Chef Christoph Schneider immer öfter "Kunden" genannt wurden, ist eine Tatsache, auf die man sich auf dem Panel schnell einigen konnte. Inhalte sind entscheidend - eh klar. Dass deutsches Fernsehen aber tatsächlich derzeit im Begriff ist, besser zu werden, ist die These, auf die sich UFA Fiction-Produzent Nico Hofmann, NDR-Intendant Lutz Marmor und auch der neue ARD-Kooperationspartner Gary Davey von Sky einigen konnten. 

"Neues Goldenes Zeitalter des Fernsehens" also auch hierzulande? Von einem "Mind Reset der deutschen Produzenten, was die Qualität angeht", sprach Nico Hofmann. "Was setzen wir 'Homeland' entgegen? Wir sind doch nicht blöd, dass wir so etwas nicht hinkriegen." Die entsprechenden vielen neuen Serienprojekte - durchweg mit großem dramaturgischen Bogen - sind in Vorbereitung. 

Aus dem bestehenden Einerlei rage der "Tatort" heraus, weil er "das einzige Format im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist, das sich jedes Mal neu erfindet", so Hofmann. Doch bekanntlich ist nicht alles "Im Schmerz geboren", was linear ausgestrahlt und zeitversetzt abrufbar ist. "Wir wissen, dass wir Sachen zeigen, die die Leute nicht sehen wollen", sagte Lutz Marmor und spielte auf eine NDR-Sonderprogrammierung gegen Rechtsradikalität zur besten Sendezeit an. "Aber das ist unser Auftrag."

"Die Zuschauer wissen nicht, was sie wollen."

Trotz vieler Marktforschung - und Kunden-Partizipation bei der Entwicklung neuer Stoffe, wie sie Amazon als Vorbild empfiehlt - bleibt jedoch weiter Unsicherheit, ob die Angebote auch tatsächlich angenommen werden. "Wir wissen nicht, was die Zuschauer wollen. Und die Zuschauer wissen selbst nicht, was sie wollen - bis sie es zu sehen bekommen", sagt Gary Davey. 

Klaas' kalte WDR-Augen

Daran, dass man sich von Zeit zu Zeit nicht nur Spannendes aktiv - und unter hohem nächtlichen Zeitaufwand beim Binge Viewing - zusammensuchen will, sondern sich einfach auch nur mal berieseln lassen möchte, erinnerte Klaas Heufer-Umlauf. "Es gibt nichts Schöneres, als nach einem langen Arbeitstag eine Stunde mit kalten Augen ins WDR zu sehen", sagte er. 

Der Verbreitungswege der Inhalte sei dabei für die meisten Zuschauer irrelevant - solange noch Bewegtbilder auch auf dem großen Wohnzimmerbildschirm landen. "Meine Mutter ist es egal, ob das Fernsehen aus dem Internet kommt", sagte Heufer-Umlauf und erinnerte mit dem Familienbeispiel daran, dass sie auch den "Tatort" nicht auf dem Smartphone sehen möchte. "Die Leute sind ja nicht permanent unterwegs", so Lutz Marmor. "Es gibt ja auch noch eine Wohnzimmer-Situation."

Keine Anbiederung ans Netz

Dort können First und Second Screen zusammenspielen - erfolgreich, aber auch mit der gebotenen Vorsicht. "Wenn wir uns ans Netz anbiedern - ist es das auch nicht", warnte Wolfgang Link von ProSiebenSat.1 und Heufer-Umlaufs oberster Dienstherr. Dass er - etwa mit der "Milionärswahl" - in diesem Jahr teure und schmerzhafte Flops gelandet hat, verheimlichte er nicht.

Appell an den Mut, Programm-Fehler zu machen

Auch bei der ARD ist nach dem "Quizduell" die Begeisterung, Netziges und Showiges mit Gewalt zusammenführen zu wollen, sehr abgekühlt. Allerdings: "Es war klasse, dass wir es versucht haben", blickte Lutz Marmor auf die "Quizduell"-Pannen zurück. "Probiert was, riskiert was", lautet seine Devise. 

Und der konnte sich die Broadband TV-Gründerin Shahrzad Rafati aus Kanada natürlich anschließen. Sie riet zum Mut, Fehler zu machen. Und warnte nur davor, denselben Fehler zwei Mal zu machen. 

"Qualität setzt sich durch"

Klaas Heufer-Umlauf mit der ehemaligen "Elefantenrunden"-Moderation zu betreuen, war sicher kein Fehler. Er ist eine Bereicherung für die Medientage und dürfte aus seinem vielbeachteten Bewerbungs-Auftritt vor den versammelten Größen der Branche auch privat-karrieretechnisch viel machen. 

Er bilanzierte den "Fernsehgipfel" mit dem nicht wirklich originellen, aber in aller Pauschalität zutreffenden Fazit: "Qualität setzt sich durch." Für ihn selbst gilt das mit Sicherheit.

Warum Horst Seehofer vom Thor-Hammer träumt

PS: Allen Medienberichterstattern hatte Profi Heufer-Umlauf übrigens schon während der Moderation die erste Medientage-Überschrift mitgegeben. Er empfahl das Horst-Seehofer-Zitat vom "Hammerschlag der Freiheit", das wir zumindest schmunzelnd zur Kenntnis genommen haben.

CSU-Landesvater Seehofer verglich seinen technologisch führenden Freistadt wie üblich mit dem FC Bayern - und verstieg sich ins Altgermanen-Mytische. "Wäre ich allein, würde ich einen Hammerschlag der Freiheit machen", sagte Thor Seehofer über das leidige Thema Regulierung. "Aber ich bin nicht allein", fügt er an. "Ich schimpfe nicht auf Google. Ich nutze Google."

Ihre Kommentare
Kopf
Weitere Beiträge zu diesem Thema
Inhalt konnte nicht geladen werden.