Vorgezogene Oscar-Stimmung im Bayerischen Hof in München: Bereits zum 12. Mal zeichnete die Gemeinschaftssause Best Brands die Top-Marken aus, die bei Deutschlands Konsumenten am besten ankommen und am stärksten nachgefragt werden. Anders als in den Vorjahren flogen diesmal IT-Größen wie Amazon oder Google raus. Nur Apple konnte sich in der Spitzengruppe halten.
Der Telekommunikationsbereich des Apfel-Konzern schaffte es in dem Ranking, das auf GfK-Erhebungen zu harten Marktdaten ("Share of Market") sowie Konsumenten-Einschätzungen ("Share of Soul") beruht, immerhin noch auf den siebten Platz in der Kategorie "Beste Produktmarke". Dort trug allerdings der Akustik-Spezialist Bose den Sieg davon, gefolgt von Nivea und Lindt. 2012 war Apple selbst noch der Produkt-Favorit der Deutschen.
Miele ausgezeichnet - "eine Marke zum Anfassen"
Dramatischer fiel die Bereinigung um US-Zukunftsunternehmen in der Kategorie "Beste Unternehmensmarke" aus. Amazon, 2013 noch der Sieger, flog komplett aus dem Top-10-Ranking. Google war sowohl 2009 als auch 2010 als beste Unternehmensmarke führend, 2015 suchte man den Suchriesen vergeblich.
Dafür dominierten mit fünf von zehn Nennungen deutsche Autokonzerne die Unternehmens-Bestenliste. Als stärkste Marke wurde allerdings Miele ausgezeichnet. "In einer Zeit, die immer virtueller wird, sehnen sich die Kunden nach Marken, die Stabilität und Anfassbarkeit ausstrahlen", kommentierte Serviceplan-Chef Florian Haller, einer der Best Brands-Mitveranstalter, das Ergebnis für kress.de.
In keiner Bestenlisten tauchte 2015 übrigens der ADAC auf, der sonst meist prominent platziert war. Der Motorclub hat sich mit seinen eigenen höchst problematischen Rankings selbst ins Abseits gefahren.
Nike kickt Adidas - ausgerechnet im Fußball-WM-Jahr
Eine Art Überraschung gab es auch bei der alljährlich gekürten "Besten Wachstumsmarke": Hier setzte sich der Sportausrüster Nike an die Spitze - und das ausgerechnet in einem Fußball-WM-Jahr, in dem der Konkurrent Adidas Sponsor war. Eine herbe Klatsche für den deutschen Trikot-Traditionalisten.
Bleiben noch zwei Sonderkategorien des Jahres: Als "Beste Modemarke" siegte 2015 Hugo Boss vor Bogner und Wellensteyn. Und beim Fokus-Land Italien, das man nach China im Vorjahr als zweiten Blick über den deutschen Tellerrand hinaus gewählt hatte, setzte sich Ferrero an der Spitze von den Konkurrenten ab. "Das erste europäische Unternehmen, das es wirklich zum Global Player gebracht hat", sagte Florian Haller über den Familienkonzern aus dem Piemont. Am weltweiten Nutella-Verbrauch arbeite auch seine eigene Familie kräftig mit, so Haller.
Boris Becker hat das Internet erfunden
Kuriosum des Abends: Als Last-Minute-Einspringer für den wegen eines Trauerfalls verhinderten Wikipedia-Gründers Jimmy Wales war Boris Becker angereist. Er versteht sich- nach eigenem Bekunden als eine "Persönlichkeitsmarke" - und zwar eine authentische mit den berühmten "Ecken und Kanten".
Gegen das Marken-Verblassen meldete er sich nicht forsch, aber eher mahnend mit "30 Jahre später bin ich immer noch da" zurück. Dass er in England, wo er lebt, fleißig als Sportkommentator im Fernsehen unterwegs ist, werde hierzulande leider zu wenig gesehen (und gewürdigt, so Becker). Neben seiner erfolgreichen Trainer-Tätigkeit startet er auch als Fonds-Investor neu durch.
"Es ist in Ordnung zu verlieren. Aber es ist nicht in Ordnung, aufzugeben", gab er den Marken-Verantwortlichen als kämpferische Faustregel mit auf den Weg. Und ein wenig bemühte sich das ehemalige AOL-Testimonial sogar, den Internet-Pionier Wales schmunzelnd zu vertreten. "Ich bin seit 15 Jahren drin", so Boris Becker. "Ich habe vor 15 Jahren das Internet erfunden."
Neben Serviceplan und der GfK richten den Best Brands-Preis die Fernsehgruppe ProSiebenSat.1, der Markenverband, Ströer, iq media marketing und die "Wirtschaftswoche" aus. Hier finden sich alle Gewinner-Listen.
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