Bauers "People" im kress-Check: Viel Pastell, wenig Heino und "nur die Wahrheit"

 

In Hamburg ist offensichtlich der Frühling in diesem Jahr früher angebrochen als erwartet: Tom Junkersdorf zeigt sich beim "People"-Debüt in Deutschland von seiner samtigen, wonnigen Seite. Nur beim Mode-Shooting mit Ex-"Germany's Next Topmodel" und RTL-Moderatorin Lena Gercke schaut er exklusiv ein wenig grimmig und grau aus. Unterm Strich sorgt der Bauer-Neustart für einen belebenden Frühlingswind. Vor allem "Gala" dürfte den Zug spüren.

In Hamburg ist offensichtlich der Frühling in diesem Jahr früher angebrochen als erwartet: Tom Junkersdorf zeigt sich beim "People"-Debüt in Deutschland von seiner samtigen, wonnigen Seite. Nur beim Mode-Shooting mit Ex-"Germany's Next Topmodel" und RTL-Moderatorin Lena Gercke schaut er exklusiv ein wenig grimmig und grau aus. Unterm Strich sorgt der Bauer-Neustart für einen belebenden Frühlingswind. Vor allem "Gala" dürfte den Zug spüren.

Eva Longoria weiß, wie man artig die Beine faltet, wenn es vor einer (gesitteten) Paparazzi-Meute in die Luxuslimousine geht. George Clooney reagiert nur ganz wenig irritiert und vergisst das Lächeln nicht, wenn ihn und seine Nobelgattin Amal ein entzückter weiblicher Fan mit einem Spontan-Tänzchen beim Restaurantbesuch begrüßt. Und die hochschwangere Herzogin Kate trägt ebenso stilbewusst wie (in Maßen) sparsam auch beim jüngsten Presseauftritt noch einmal ihr zartrosa Mäntelchen mit den schmucken Perlenknöpfen aus der Vorjahressaison auf. So viel weiß man bereits, wenn man nur die ersten "People"-Seiten mit den angemessen opulenten Fotos durchgeblättert hat.

Deutsche Promis müssen sich hinten anstellen

Bis man etwas aus Deutschland erfährt - in Form eines Drei-Fragen-Mini-Interviews mit der bislang weitgehend unbekannten Nachwuchsschauspielerin Victoria Schulz -, muss man schon bis auf Seite 28 durchhalten und sich von den Hollywood-Verführern nicht allzu sehr blenden lassen. Victoria Schulz wirkt am neuen Kino-Drama "Von jetzt an kein Zurück" mit, das in einer Heftecke gewürdigt wird. Wenig später kommt ZDF-Heimatseriendarstellerin Diana Staehly ("Hanna Hellmann", "Stromberg") kurz zu Wort. Auf Seite 36 grüßt endlich Heino die etwas älteren Leser ("Wenn ich in den 60ern das Radio angemacht habe, dann war das Einzige, was ich auf Deutsch gehört habe, die Nachrichten. Sonst gab es nur amerikanische Musik. Das fand ich schade.")

Tatsächlich hält sich "People" zumindest in der deutschen Erstausgabe nicht allzu lange mit den sonst endlos abfotografierten heimischen Promis auf. Übliche "Bunte"-Stammgäste der Christine-Neubauer- oder Veronica-Ferres-Klasse hat Türsteher Tom Junkersdorf bislang nicht eingelassen. Die Royals dagegen wurden durchgewunken - Victoria von Schweden grinst einfach zu kess. 

Gestalterische Leichtigkeit

Was überzeugt im Themenmix und der Aufbereitung ist der erkennbarer Mut zur Leichtigkeit, gepaart mit Opulenz bei ganzseitig gezogenen Großformaten, die so manche Zahnarzt-Wartezeit überbrücken dürften. Auch in den Pflicht-Strecken zu Mode und Beauty, selbst zu "Food" und Reisen muss niemand "People" schamhaft verstecken. Beim Lena-Gercke-Interview lässt sich der distanzlose "Du"-Stil gerade noch ertragen. 

"Wir interessieren uns nur für die Wahrheit"

Ohnehin ist es erklärtes Ziel, niemanden weh zu tun - den umworbenen Stars am wenigsten. "Kein anderes Magazin hat sich über Jahrzehnte so viel Ansehen und - ja - Vertrauen bei den Hollywoodstars und Lesern erarbeitet", schwärmt Junkersdorf in seinem programmatischen Editorial. "Für viele gehört 'People' zur Familie, ist wie ein Freund."

Diese Freundschaftlichkeit hat offenbar einen Preis - ein Chefredakteurs-Versprechen: "Wir verbreiten keine Gerüchte", schreibt Junkdersdorf weiter. "Wir interessieren uns nur für die Wahrheit." In der ersten Ausgabe ist dieser Anspruch insofern sichtbar, dass man Stellen, an denen auch mal gefrotzelt, gestänkert oder sogar zugebissen wird, vergeblich sucht. Ob dies den Lesern dauerhaft reichen wird, darf allerdings bezweifelt werden.

Nicht alles wirkt tauffrisch

Auf eine Internet-Präsenz verzichtet "People" in Deutschland zunächst zumindest komplett. Dafür finden sich in der Erstausgabe allerdings gelegentlich auch Themen, deren News-Wert zum Zeitpunkt des Erscheinens schon etwas abgelaufen war. Das Mick Schumacher in der Formel 4 antreten werden wird, dürfte dem Zeitungs- und Klatsch-Sites-Leser längst bekannt gewesen sein.

Und vom Flugzeug-Crash von Harrison Ford war man ebenfalls zuvor vermutlich bestens unterrichtet. Was "People" nun bieten kann, ist ein doppelseitiges Foto von der Absturzstelle - und eine warmherzige Versicherung der Familie, dass alles längst glimpflich ausgegangen ist. Vermutlich ist das eben die "Wahrheit", die Junkersdorf so wichtig ist.

Ihre Kommentare
Kopf

Michaela Pech

12.03.2015
!

na vielen Dank für die Einschätzung...ich bin gespannt und nun richtig neugierig auf die People, ich als gnadenlose Leserin...:-) Gala, Grazia, INtouch, InStyle, Ok.


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