Die neue Begeisterung für Muss-man-gesehen-haben-Serien wie "House of Cards" oder "Better Call Saul" beflügelt nicht nur die Pay-TV-Branche, sondern lässt am Ende der Verwertungskette auch noch die DVD- und Bluray-Verleger jubeln. "Das Schöne bzw. Beeindruckende bei Serien ist, dass sie eine unglaublich treue Fanbase haben", sagt Andreas Ditter, Managing Director Sony Pictures Home Enterainment GSA & Benelux, im kress.de-Interview.
"Goldenes TV-Zeitalter" - auch für DVD-Verkäufer
"Das Goldene TV-Zeitalter glänzt auch für uns", bilanzierte Ditter im Gespräch mit kress.de anlässlich der Vorstellung der neuen Titel auf dem "Guck 2015"-Branchentreffen in München. "Vom Produktionsvolumen, also der Summe an Geld, die man ausgibt, um gutes Fernsehen möglich zu machen, kommen viele Serien immer öfter in die Richtung eines großen weltweiten Kino-Releases. Wir sind mit dem Umsatzwachstum und den gestiegenen Zuschauerzahlen für Serien im Home-Entertainment-Bereich sehr zufrieden."
Tatsächlich stieg in der Gesamtbranche der Umsatz mit ehemaligen Fernsehprodukten wie Serien von 372 Mio Euro im Jahr 2013 auf nun 408 Mio Euro im vergangenen Jahr. Der Umsatz mit Neuheiten ohne TV-Produkte ging dagegen branchenweit von 335 Mio auf 282 Mio Euro zurück.
Zwei Mio verkaufte Units für "Breaking Bad"
Der Gesamt-Trend spiegelt sich auch in Ditters Reich wieder - mit einigen prominenten Erfolgskurven. "Von 'Breaking Bad', unserer mit Abstand beliebtesten Serie bei SPHE, haben wir in den deutschsprachigen Territorien (Deutschland, Österreich & Schweiz) bis heute über zwei Millionen physische Units verkauft. Das ist eine Dimension, die man mit einem großen Kino-Blockbuster erst einmal erreichen muss", sagt er.
"Auch wenn es am Anfang nicht ganz so gut lief, weil die Serie zu Beginn nur ein absoluter Geheimtipp war, bevor sie dann groß besprochen wurde und größere TV-Unterstützung erfuhr, konnten wir uns zuletzt über eine Sieben-Jahre-Erfolgskurve bei 'Breaking Bad' freuen", so der Sony-Manager. "'House of Cards' hat von Beginn an toll funktioniert.
Der Geldbeutel der Fans sitzt locker
Die Treue der Anhängerschaft kommt Ditter dabei auch in der Digital- und Disk-Auswertung zu Gute. "Wenn sie einmal einschlägt, dann ist die zweite oder dritte Season eine sichere Bank. Es sind Fans, die dann über ihre Serien noch viel mehr wissen wollen und sich für schöne Ausstattungen begeistern können", sagt er. Dabei sitzt der Geldbeute bei den besonders Treuen vergleichsweise locker. "Unsere besondere 'Breaking Bad'-Edition in einer aufwendig gestalteten 'Barrel' haben wir zwei Mal nachordern müssen – und das bei einem UVP von 150 Euro. Es gibt Leute, die kaufen so etwas, weil sie eben glühende Fans sind."
Mittlerweile hat das Geschäft mit ehemaliger TV-Ware richtig Gewicht bei Sony Home Entertainment. "TV-Serien sind eine große Stütze für uns", sagt Andreas Ditter. "Das Geschäft mit den TV-Serien trägt mittlerweile zwischen 20 und 30 Prozent zu unserem Umsatz bei – im Digitalen etwas mehr, beim physischen Geschäft mit DVD und Bluray etwas weniger. Die Wachstumskurve gefällt mir."
Zuerst sehen - und dann trotzdem noch sammeln
Die Tatsache, dass Fans ungeduldig auf neue Folgen warten und dafür die Streaming-Angebote stürmen, scheint das nachgelagerte Geschäft nicht unbedingt zu erschweren. "Das Prinzip 'Hot from the US' wird sehr positiv von den Fans angenommen", bestätigt Ditter. "Aber hier liegt die Betonung deutlich auf 'Fans' und einer entsprechend überschaubaren Serien-Fangemeinde. Allerdings verfahren viele Konsumenten auch nach der Devise: Lieber auf das physische Gesamtprodukt warten, anstatt zu Beginn an nur in einem gewissen zeitlichen Abstand seine Lieblingsserie ansehen."
Die Sammelleidenschaft und das Bedürfnis, Übersicht zu behalten, spielt ihm in die Karten. "Echte Serienfreaks machen doch oft beides: Sie informieren sich, bei welchen digitalen Anbieter sie zuerst Ihre Lieblingsserie erhalten und kaufen sich im Anschluss trotzdem noch das physische Produkt in Form von DVD oder BD oder einer Gesamtbox mit entsprechendem Zusatzmaterial", so Ditter. "Seine persönliche Lieblingsserie funktioniert nicht nur einmal – diese will man in seiner Sammlung haben."
Von "Mad Men" bis "House of Cards": Im Free-TV floppen die Kultserien
Leidtragender der Fan-Wankelmütigkeit zwischen unstillbarer Eile und Besitzen-Wollen-Ticks sind oftmals die Free-TV-Sender, wo gerade viel beachtete, im Feuilleton besprochene Kultserien wie "Homeland" bei Sat.1 oder "Mad Men" bei ZDFneo floppen. "Wir konnten bislang noch gar nicht analysieren, in wie weit es eine Korrelation zwischen den Free-TV-Quoten hierzulande und unseren DVD-Verkäufen gibt", sagt Anderas Ditter dazu. "Für uns spielt die Quote keine allzu große Rolle – etwa wenn sie für 'House of Cards' übersichtlich blieb. Wir sehen die Serie eher wie einen elf Stunden langen Kinofilm – und so lässt er sich auch vermarkten."
Und trotzdem läuft das Serien-Geschäft meist sogar besser als der klassische Home-Entertainment-Blockbuster-Vertrieb. "Film ist oft ein One-Day-Wonder – funktioniert zunächst sehr gut und verschwindet dann doch irgendwann im Katalog-Bereich", sagt Ditter. "Fernsehserien finden meist über mehrere Jahre hinweg ihre Fans – und Käufer."
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