Kein Verstoß gegen "Code of Conduct": Axel Springer stellt sich hinter Alfred Draxler

 

Erstmals nimmt Axel Springer Stellung zu der Kritik an "Sport-Bild"-Chefredakteur und "Bild"-Kolumnist Alfred Draxler. Seine Berichterstattung über die vom "Spiegel" erhobenen Vorwürfe ("Das zerstörte Sommermärchen") gegen den Deutschen Fußball-Bund hatte nicht nur in Medienkreisen für teilweise heftige Reaktionen gesorgt.

Erstmals nimmt Axel Springer Stellung zu der Kritik an "Sport-Bild"-Chefredakteur und "Bild"-Kolumnist Alfred Draxler. Seine Berichterstattung über die vom "Spiegel" erhobenen Vorwürfe ("Das zerstörte Sommermärchen") gegen den Deutschen Fußball-Bund hatte nicht nur in Medienkreisen für teilweise heftige Reaktionen gesorgt. Auf Nachfrage von kress erklärte Axel Springer am Mittwoch, dass Alfred Draxler nicht gegen den strengen "Code of Conduct" des Medienkonzerns verstoßt.

Vor allem die Kommentare von Alfred Draxler hatten teils enorme Häme und Kritik auf sich gezogen, die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook sind voll mit Hassparolen gegen den erfahrenen Boulevardjournalisten (bei "Bild" seit 1978). Draxler, der seine Freundschaft zu DFB-Entscheidern wie Wolfgang Niersbach oder Franz Beckenbauer immer wieder selbst öffentlich machte, wurde von "Spiegel"-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer in einem Kommentar sogar mit einem "Handlanger der Regierenden" verglichen. Auch bei "Bild" selbst wird die von einem Mitglied der Redaktion zu kress als "Nibelungentreue" bezeichnete Haltung Draxlers durchaus kritisch betrachtet; doch es gebe im Blatt genügend Möglichkeiten, um den DFB zu hinterfragen.

"Keine einseitige Berichterstattung von Bild"

Laut einer Unternehmenssprecherin mache die "Bild"-Berichterstattung zum "Sommermärchen-Skandal" in den vergangenen Tagen deutlich, "dass Bild großen Wert darauf legt, alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen und verschiedene Perspektiven auf die Geschehnisse zu kontrastieren. Bild geht es vor allem um die Aufklärung der Affäre, ohne dabei einseitig für bestimmte Beteiligte Partei zu ergreifen", heißt es bei Axel Springer. Dies werde im Verlauf der Bild-Berichterstattung auch deutlich. Springer verweist dabei stellvertretend auf die "Bild"-Berichterstattung in den Beiträgen "10 Dinge, die in dieser Woche passieren müssen" (26.10.15, S. 20) oder "3 Fragen, 3 Widersprüche" (24.10.15, S. 16).

"Nötige Transparenz"

Die Entscheidung, Draxler den Rücken zu stärken, mag auch daran liegen, dass der Sportjournalist selbst bekannt gemacht hat, dass er freundschaftliche Kontakte zu Franz Beckerbauer pflegt. Damit habe er für die nötige Transparenz gesorgt: "Wir sehen grundsätzlich kein Problem darin, dass auch Journalisten freundschaftliche Kontakte zu Personen pflegen, die Gegenstand von Berichterstattung sind. Denn dies bedeutet nicht automatisch, dass sie ihre professionelle Distanz aufgeben."

"Code of Conduct"

Der "Code of Conduct" ist bei Axel Springer ein verbindlicher Verhaltenskodex, eine Leitlinie, die verlässliche Orientierung für das tägliche Handeln geben soll. So dürfen redaktionelle Veröffentlichungen in keinem Fall durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch persönliche wirtschaftliche Interessen der Redakteurinnen und Redakteure beeinflusst werden, heißt es dort. Im "Code of Conduct" wird zudem notiert, dass "Journalistinnen und Journalisten bei Axel Springer grundsätzlich nicht über nahestehende Personen, insbesondere Familienangehörige, in Text und Bild" berichten, "es sei denn, es liegt ein mit dem jeweiligen Vorgesetzten abgestimmter sachlicher Grund vor."

Dem "Compliance Committee" bei Axel Springer gehören an: Alexander Schröder (Chief Risk & Compliance Officer), Alexander Schmid-Lossberg (Leiter Geschäftsführungsbereich Personal), Konrad Wartenberg (General Counsel) und Bernd Oeltermann (Head of Corporate Audit). Weitere Ansprechpartner im Unternehmen in Sachen "Code of Conduct" sind Andreas Macke (Leiter Datenschutz), Edda Fels (Leiterin Unternehmenskommunikation), Claudia Thomé (Leiterin Investor Relations), Henning Christiansen (Konzerninformationssicherheitsbeauftragter) und Class-Hendrik Soehring (Leiter Medienrecht).

Ihre Kommentare
Kopf

Dittsche

28.10.2015
!

"Wir sehen grundsätzlich kein Problem darin, dass auch Journalisten freundschaftliche Kontakte zu Personen pflegen … dies bedeutet nicht automatisch, dass sie ihre professionelle Distanz aufgeben."

Gutes Stichwort. Wie sagte noch Hanns Joachim Friedrichs: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache“.

Die großen Medien leben vom großen Sport. Sie sind befangen und daher als Aufklärer nicht glaubwürdig.


Sven

30.10.2015
!

Die Berichterstattung Alfred Draxlers lag also der eigenen Prüfungskommission vor. Das ist wie: Die Fifa checkt sich selbst. Oder: Der DFB schaut selbst nach schwarzen Kassen. Und beide geben grünes Licht.

Alfred Draxler ist ein Fußball-Lobbyist. Wenn das nicht gegen die hauseigenen Regeln verstößt, ist das vollkommen in Ordnung. Der Rest der Welt wird das allerdings womöglich etwas anders sehen.


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