Angeblich Streit über Stiftungsmodell von Friede Springer: Springer will auch ohne neue Rechtsform Springer bleiben

 

Die Führung des immer stärker im digitalen Geschäft tätigen Verlagshauses beschloss jetzt, die geplante Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) nicht weiter zu verfolgen. Unstimmigkeiten gibt es laut "FAZ" über die Pläne von Mehrheitsgesellschafterin Friede Springer, ihr Erbe in eine Stiftung einzubringen. Springer dementierte, dass es darüber einen Streit gebe.

Steltzner und Knop investigativ bei Springer

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" will die 73-jährige Springer mit dem Stiftungsvorhaben die Fortführung des Konzerns mit Produkten wie "Bild" und "Welt" im Sinne ihres 1985 verstorbenen Mannes, des Firmengründers Axel Cäsar Springer, sichern. Vorbild sei die Krupp Stiftung; die Rolle von Berthold Beitz bei den Essenern solle die Berliner Rechtsanwältin und Notarin Karin Arnold übernehmen. Gegen die langjährige Freundin der Verlegerwitwe gebe es im Vorstand aber Vorbehalte, die sich nicht an ihrer Person, sondern an der ihr zugedachten Machtfülle festmachten. Würden die Überlegungen Realität, hätte die Juristin mehr Macht bei Springer als der 2008 gestorbene Beitz bei Krupp gehabt habe, schreiben "FAZ"-Herausgeber Holger Steltzner und Carsten Knop, bei der "FAZ" verantwortlich für die Unternehmens- und die Wirtschaftsberichterstattung. 

Auch Vorstandschef Matthias Döpfner habe sich gegen die Stiftungspläne ausgesprochen, so die "FAZ" weiter. Es werde befürchtet, dass Arnold bis hin zur Besetzung von Vorstandsposten Eingriffsmöglichkeiten hätte. Springer-Sprecherin Edda Fels dementierte auf Anfrage von kress.de, dass es in der Stiftungsfrage einen Streit gebe. Zu den Plänen Friede Springers könne sich das Unternehmen nicht äußern.

Friede Springer besitzt 90 Prozent der Anteile der Axel Springer Gesellschaft für Publizistik GmbH & Co. KG, die mit 47,3 am börsennotierten Unternehmen beteiligt ist.Zum anderen ist sie mit 5,1 Prozent direkt am Konzern beteiligt, der 1985 an die Börse gegangen war. Bei Anteilsscheinen von Axel Springer handelt es sich um vinkulierte Namensaktien, die nur mit Zustimmung des Vorstandes gekauft und verkauft werden dürfen.

Axel Springer will SE bleiben

Springer hat den Status einer europäischen Aktiengesellschaft SE und will ihn auch beibehalten. Die seit 2014 diskutierte Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien werde nicht weiter verfolgt. "Das Unternehmen und seine Mehrheitsgesellschafterin Friede Springer sind nach eingehender Prüfung der Vor- und Nachteile einer Umwandlung gemeinsam zum Ergebnis gekommen, dass die bestehende Rechtsform der SE für die langfristige Entwicklung des Unternehmens und dessen Attraktivität am Kapitalmarkt die bessere Alternative ist", erklärte der Verlag. Man halte unverändert am Ziel fest, den Wachstumskurs zum führenden digitalen Verlag fortzusetzen, und werde bei Bedarf dafür andere geeignete Optionen der Kapitalbeschaffung nutzen.

Im Kern der Überlegungen ging es darum, dass Friede Springer etwa bei einer Fusion oder einer Kapitalerhöhung die Stimmenmehrheit behält. Diese wäre ihr in einer Kommanditgesellschaft sicher gewesen. In einer KG spielt der Komplementär die entscheidende Rolle, die Kommanditisten haben den Status von Zuschauern.

Rechtsexperten zufolge kann sich Friede Springer aber auch in der SE ihre dominierende Stellung sichern. Das Gesellschaftsrecht sehe "Tausende denkbare Schritte vor", sagte ein Berliner Anwalt, der seinen Namen nicht veröffentlicht sehen will. Dazu gehöre beispielsweise bei einer Kapitalerhöhung die Ausgabe von Vorzugsaktien, die kein Stimmrecht haben.

Hintergrund Axel Springer SE

Vorstandsvorsitzender von Axel Springer ist Mathias Döpfner, die Führung komplettieren Jan Bayer, Vorstand "Bild"- und "Welt"-Gruppe, Julian Deutz, Vorstand Finanzen und Personal, und Andreas Wiele, Vorstand Vermarktungs- und Rubrikenangebote. Zum Konzern gehören unter anderem "Bild" (Herausgeber: Kai Diekmann; Chefredakteurin Print: Tanit Koch, Chefredakteur Digital: Julian Reichelt), "Bild am Sonntag" (Chefredakteurin: Marion Horn), sowie die "WeltN24"-Gruppe (Herausgeber und Chefredakteur: Stefan Aust). Im zweiten Quartal 2015 beschäftigte das Medienhaus 14.871 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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