Publizist Albrecht von Lucke warnt: "Es gibt eine fatale Zurückhaltung bei vermeintlich gefährlichen Themen wie Ausländerkriminalität"

 

Der bekannte Politikwissenschaftler, Publizist und Jurist Albrecht von Lucke glaubt, dass Medien und Öffentlichkeit bestimmte Themen unterdrücken wollen: "Es gibt eine - manchmal fatale - Zurückhaltung bei vermeintlich "gefährlichen Themen" wie Parallelgesellschaften oder Ausländerkriminalität", warnt von Lucke im Vorfeld des Mainzer Medien-Disputs in Berlin (14. Juni, 19 Uhr).

Diese Entwicklung mache es der AfD umso leichter, "von einem Kartell des Beschweigens" zu sprechen, so Albrecht von Lucke, der eine partielle Diskursarmut erkennt. "Das resultiert aus einem nach wie vor vorhandenen liberalen Konsens, der aber von den populistischen Rändern her zunehmend erodiert."

Laut von Lucke, Redakteur der "Blätter für deutsche und internationale Politik" und Autor von "Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken", gebe es zum Teil falsche Rücksichtsnahmen, um nicht den Falschen in die Hände zu spielen, was aber gerade dadurch geschehe. Als Beispiel verweist er auf die Berichterstattung nach den Ereignissen in Köln zu Silvester.

Albrecht von Lucke warnt davor, dass Diskussionen immer öfter in isolierten Räumen geführt werden: "Die Multiplikation der Teil-Öffentlichkeiten ist ein großes großes Problem, weil durch diesen Strukturwandel der Öffentlichkeit der allgemeine Diskurs immer mehr zum Erliegen kommt, während sich die Einzelnen immer mehr in die jeweiligen Echokammern, im Internet und in den sozialen Medien, zurückziehen, wo nur noch die permanente Selbstverstärkung der eigenen Meinung stattfindet - gegen die vermeintliche Lügenpresse", so von Lucke zu kress.de.

Die Politik komme häufig den sich überschlagenden Ereignissen und Krisen selbst noch kaum hinter: "Daher bleibt den Politikern scheinbar als einziger Reaktionsmodus das Fahren auf Sicht, was mangels klarer wählbarer Regierungsalternativen die grassierende Politikerverdrossenheit immer weiter verstärkt", bedauert von Lucke.

Einen Ausweg aus der Situation sieht von Lucke nicht. Er glaubt: "Die neue Polarisierung im Gefolge der AfD führt - analog zu den Ereignissen der 60er/70er Jahren - zu einer neuen Politisierung der Gesellschaft, mit klarer Herausbildung politisch wählbarer Alternativen und damit auch zu einer Revitalisierung der politischen Diskurse."

Mainzer Medien-Disput am 14. Juni in Berlin

"Zwischen Debatten-Allergie und Bekenntnis-Ritualen - Welchen Mehrwert hätten Diskurse für eine vitale Demokratie" lautet das Streit-Thema beim Mainzer Medien-Disput am 14. Juni um 19 Uhr in Berlin. Mit SWR-Chefreporter Thomas Leif und Albrecht von Lucke diskutieren der frühere "FAZ"-Journalist und Buchautor Stefan Schulz ("Redaktionsschluss - Die Zeit nach der Zeitung"), Anne Wizorek (#Aufschrei), der Publizist und Autor Wolfgang Herles (früher "ZDF Aspekte", Buch: "Die Gefallsüchtigen. Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik") und die neue stellvertretende "taz"-Chefredakteurin Katrin Gottschalk.

Der Mainzer Medien-Disput ist die wichtigste Diskussions-Plattform zum Austausch über medien- und gesellschaftspolitische Grundsatzfragen in Berlin. kress.de ist Partner vom Mainzer Medien-Disput. Anmeldungen für den MMD am 14. Juni um 19 Uhr in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund, In den Ministergärten 6, in Berlin, sind bis zum 6. Juni per Email unter veranstaltungen@lv.rlp.de möglich. Die Teilnehmerzahl ist aus Raumgründen begrenzt.

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