Michael Grabner, bislang stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, übernimmt am 29. September den Vorsitz von Dieter von Holtzbrinck. Dann wird Dieter von Holtzbrinck 75 Jahre alt.
In der offiziellen Stellungnahme lässt sich von Holtzbrinck so zitieren: "Die drei Verlage mit ihren großen Titeln sind in einer so ausgezeichneten Verfassung, dass ich mit bestem Gewissen die Nachfolgeregelung in Kraft setze. Die Führungspersönlichkeiten in den Verlagen und Redaktionen verfügen über große unternehmerische Talente, sind charismatisch und zugleich selbstkritisch, mutig aber nicht tollkühn, sind kundenorientiert, denken langfristig, haben hohes Qualitätsbewusstsein. Ich freue mich auf meine künftige Rolle als nicht operativer Verleger."
Dieter von Holtzbrinck wurde 1970 Geschäftsführer des "Handelsblatt"-Verlages, 1974 Mitglied der Geschäftsführung der von seinem Vater gegründeten Holding-Gesellschaft "Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck GmbH" (heute "Holtzbrinck Publishing Group"). Von 1980 bis 2001 war er Vorsitzender der Geschäftsführung der Gruppe, die seitdem von seinem 21 Jahre jüngeren Bruder Stefan geleitet wird. 2009 entschied sich Stefan von Holtzbrinck, das breite unternehmerische Portfolio der "Holtzbrinck Publishing Group" auf die Bereiche internationale Buch-, Wissenschafts- und Bildungsverlage sowie Internet-Beteiligungen zu konzentrieren. Um die wichtigsten Zeitungen in Familienhand zu halten, übernahm Dieter von Holtzbrinck die Beteiligungen in Düsseldorf, Hamburg und Berlin.
Entscheidung der Vernunft
Die Entscheidung für Grabner, 67, ist damit auch eine Entscheidung der Vernunft. Grabner kennt die DvH Medien wie kaum ein anderer, nach vielen erfolgreichen Jahren als Medien-Manager in Österreich und einem Post Graduate Studium an der Harvard Business School kam er im September 1991 als Geschäftsführer zur damaligen Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck nach Stuttgart, war dort unter anderem ressortzuständiger Geschäftsführer für den Bereich regionale Tageszeitungen, Hörfunk/TV-Produktion sowie Druckereien. In dieser Zeit war er zudem unter anderem Vorsitzender des Aufsichtsrates der Verlagsgruppe Handelsblatt, Düsseldorf, Vorsitzender des Beirates der Verlagsgruppe "Der Tagesspiegel" in Berlin sowie Vorsitzender des Beirates von "Die Zeit" in Hamburg.
Im April 2007 schied er bei Holtzbrinck aus und gründete mit der Michael Grabner Media GmbH in Wien sein eigenes Medienhaus, im Juni 2009 kehrte er dann zurück zu Dieter von Holtzbrinck, als ständig operativer Berater. Seit Juni 2012 ist er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dieter von Holtzbrinck Medien. Grabner ist ebenfalls Mitglied im Beirat von Pressedruck Augsburg (unter anderem "Augsburger Allgemeine", "Mainpost" Würzburg, "Südkurier" Konstanz), das den Erbinnen AlexandraHolland-Ellinor Scherer gehört.
Eugen Russ wird stellvertretender Aufsichtsrats-Chef
Neuer stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat wird ebenfalls ein Österreicher. Eugen Russ (Russmedia) ist größter Verleger in Vorarlberg, zu seinem Imperium gehören unter anderem die "Vorarlberger Nachrichten" (Chefredakteur: Gerold Riedmann, Geschäftsführer: Eugen Russ, Markus Raith) und die "Neue Vorarlberger Tageszeitung" (Chefredakteurin: Heidrun Joachim, Geschäftsführer: Markus Raith).
Was Dieter von Holtzbrinck erwartet
Die Vorgaben von Dieter von Holtzbrinck wird auch die neue Spitze im Aufsichtsrat berücksichtigen:
1. Absolute Unabhängigkeit der Redaktion.
2. "Steuern durch Nicht-Steuern."
3. Sparringspartner für die Kollegen in den Geschäftsführungen sein.
Zu den wichtigsten Medienmarken der Holding-Gesellschaft DvH Medien gehören das
- "Handelsblatt" (123.739 verkaufte Exemplare laut IVW 1/2016, Chefredakteur: Sven Afhüppe, Geschäftsführer: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Ingo Rieper),
- "Wirtschaftswoche" (125.450 verkaufte Exemplare laut IVW 1/2016, Chefredakteurin: Miriam Meckel, Geschäftsführer: Gabor Steingart (Vorsitzender), Frank Dopheide, Ingo Rieper),
- "Der Tagesspiegel" (gemeinsam mit "Potsdamer Neueste Nachrichten" ausgewiesene Auflage: 108.442 verkaufte Exemplare laut IVW 1/2016, Chefredakteure: Stephan-Andreas Casdorff, Lorenz Maroldt, Online: Markus Hesselmann; Herausgeber: Giovanni di Lorenzo, Sebastian Turner, Geschäftsführer: Florian Kranefuß)
sowie
- die Wochenzeitung "Die Zeit" zu 50 Prozent (507.159 Exemplare verkaufte Exemplare laut IVW 1/2016, Chefredakteur: Giovanni di Lorenzo; "Zeit Magazin": Christoph Amend; "Zeit Online": Jochen Wegner; Geschäftsführer: Rainer Esser, "Zeit Online": Rainer Esser, Christian Röpke und Enrique Tarragona). Zudem gehört zu dem Haus die Beteiligungsgesellschaft DvH Ventures (Geschäftsführer: Oliver Finsterwalder, Peter Richarz und Fabian von Trotha) mit Sitz in Köln. DvH Medien beschäftigt nach eigenen Angaben gut 1800 Mitarbeiter.
Eigentümer der DvH Medien GmbH ist die Georg Dieter von Holtzbrinck Familiengesellschaft. Deren Gesellschafter sind Dieter von Holtzbrinck mit 52 Prozent, die Dieter von Holtzbrinck Stiftung GmbH mit 32 Prozent, die Andreas und Romana von Holtzbrinck Stiftung mit 9,6 Prozent sowie Andreas von Holtzbrinck mit 6,4 Prozent.
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