kabel-eins-Doku-Moderatorin Annika de Buhr: "Es ist noch nichts vorgegeben – alles ist möglich"

 

Die ProSiebenSat.1-Gruppe vergrößert sich. Am Donnerstag, 22. September, geht der neue Sender kabel eins Doku an den Start. Eine Frau der ersten Stunde ist Annika de Buhr. Sie geht mit einem neuen Doku-Format an den Start, das zum abendlichen Markenzeichen des Senders werden könnte.

kress.de: Das frei empfangbare Privatfernsehen in Deutschland gilt als unterhaltungslastig. Sie starten jetzt bei Kabel 1 Doku ein Doku-Magazin. Wo liegt für Sie der Kick?

Annika de Buhr: Zunächst einmal: Wir starten nicht bei kabel eins sondern beim neuen Sender kabel eins Doku das neue Magazin; übrigens am Tag des Senderstarts. Der Kick liegt für mich darin, bei etwas Neuem dabei zu sein - und das von Anfang an. Es gibt wohl kaum bessere Gelegenheiten, die eigene Kreativität auszuleben. Denn es ist ja noch nichts vorgegeben, alles ist möglich, und man kann sich auch ein Stück weit ausprobieren. Und genau das erlebe ich gerade, erlebt das ganze Team gerade. Und ich bin sehr froh, Teil dieses kreativen Aufbruchs zu sein.

Ein Doku-Magazin wird üblicherweise bei Nachrichtensendern erwartet. Warum haben Sie sich entschieden, für kabel eins an den Start zu gehen?

Annika de Buhr: Na ja, es gibt ja schon seit jeher Dokus und Dokuformate auf allen möglichen Sendern, bei den öffentlich-rechtlichen, aber auch im Privatfernsehen. Die Tatsache, dass ein Doku-Magazin bei einem Dokuableger eines Nachrichtensenders zeitgleich mit uns an den Start geht, ist in der Sache sehr erfreulich. Das macht ein solches Format aber nicht automatisch zu einem Exklusivgenre von Nachrichtensendern. Und der Grund, warum ich bei Kabel Eins Doku bin: Sie haben mich gefragt, die anderen nicht.

Ihr Magazin, verspricht der Sender, will "exklusiv, kompakt, informativ" sein. Was heißt das?

Annika de Buhr: Exklusiv heißt, dass wir uns den Luxus leisten, über den Tellerrand der Aktualität ein bisschen herauszuschauen und dank unserer Produktionsfirma "Spiegel TV" den Luxus genießen, auf das legendäre "Spiegel"-Archiv zurückgreifen zu können. Das gibt unseren Geschichten einen einmaligen Anstrich in Perspektive, Thematik und Erzählhaltung. Informativ sind wir auf eine ganz besondere Weise, weil unser Ziel ist es, Zusammenhänge herzustellen und Verbindungslinien für den Zuschauer zu knüpfen, so dass er wirklich kompetent mitreden kann. Unser Format will, dass sich unsere Zuschauer wirklich auskennen, wenn es am nächsten Tag im Kollegengespräch um Gott und die Welt geht.

Sie gehen fünf Mal die Woche am späten Abend auf Sendung. Damit konkurrieren Sie mit den "Tagesthemen" und auch mit dem "heute-journal". Wo liegen die Unterschiede?

Annika de Buhr: Na ja, so ganz stimmt das ja nicht. Wir senden viermal gegen die Spät-Nachrichten, weil wir am Mittwoch pausieren. Dafür senden wir auch am Sonntagnachmittag. Aber jetzt zu Ihrer Frage: Das eine sind ausschließlich aktuelle Nachrichten vom Tag, und wir sind ein semiaktuelles Magazin mit viel Hintergrund und Zusatzinfo. Das einzig Gemeinsame ist, dass alle drei Sendungen studiomoderiert sind.

Moderation ist ein weites Feld. Was wird Ihr Markenzeichen sein?

Annika de Buhr; Das, was es immer ist: Ich versuche die Inhalte glaubwürdig und kompetent dem Zuschauer verständlich einzuordnen. Aber wenn Sie mich nach Verabschiedungsgimmicks fragen: Da habe ich keine.

Viele Zeitgenossen sehen sich mit der immer komplizierter werdenden Welt überfordert und schalten buchstäblich ab. Wie können Sie dafür sorgen, dass sich diese Menschen wieder fürs Zeitgeschehen interessieren?

Annika de Buhr: Wir können nicht dafür sorgen, aber wir können den Zuschauer dafür interessieren. Eben mit Inhalten, die er woanders so nicht sieht, mit Zusammenhängen, bei denen er sagt "Ah - so habe ich das noch gar nicht gesehen" oder "Das war mir so noch nicht klar" und mit einem bunten Themenmix, der die ganze Vielfalt unseres Zeitgeschehens versucht wiederzuspiegeln.

Wie differenziert wird Ihre Sendung sein - und wo erlauben Sie sich Vereinfachung?

Annika de Buhr: Das ist ganz einfach: Die Sendung wird so differenziert sein wie nötig und so einfach wie möglich. Nochmal - wir wollen die Welt in Ihrer ganzen Mannigfaltigkeit abbilden, und wir wollen sie so abbilden, dass sie unser Publikum versteht. Das ist eine Gratwanderung, die alle im Journalismus leisten müssen, die in diesem Segment arbeiten.

Viele Frauen sehen eine Babypause zumindest im Nachhinein als Karriere-Knick. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Annika de Buhr: Das dürfen Sie mich fragen, wenn ich irgendwann einmal in den Ruhestand gehe. Aber für den Moment kann ich sagen: Es freut mich, jetzt wieder etwas mehr zu tun zu haben und Kabel Eins Doku und NDR kombinieren zu können.

Das Fernsehen ist, aufs Ganze gesehen, frauenfreundlicher geworden. Darf die Branche eine Vorreiterrolle in Sachen Emanzipation für sich reklamieren?

Annika de Buhr: Wohl kaum. Aber eine genaue Antwort überlasse ich lieber den Forscherinnen, die dieses Gebiet beackern. Ich trage das bei, was ich kann: als Frau selbstverständlich im deutschen Fernsehen arbeiten und moderieren.

Hintergrund

kabel eins Doku bringt zum Sendestart am 22. September 2016 ein eigenproduziertes Magazin on Air. "Das Doku Magazin - täglich mehr verstehen" bildet die ganze Themenvielfalt von Deutschlands neuem Doku-Channel in einer Sendung ab - von Geschichte über Real Crime bis zu Natur und Technik. Senderchef Thorsten Pütsch: "Das Format ist ein einzigartiges Angebot für unsere Zuschauer. Es greift aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft auf, um sie dokumentarisch aufzuarbeiten - fünf Mal die Woche kompakt in einer Stunde." Das Doku-Magazin wird produziert von Spiegel TV und ist am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils um 22.40 Uhr sowie sonntags um 16.00 Uhr zu sehen.

Zur Person: TV-Journalistin Annika de Buhr moderiert die neue Sendung bei kabel eins Doku. Die 44-Jährige moderierte von 2005 bis 2009 die "heute"-Nachrichten des ZDF. Zuvor war sie unter anderem für "Spiegel TV" vor der Kamera im Einsatz. Ihre journalistische Karriere startete sie bei der "Neuen Presse" in ihrer Heimatstadt Hannover und studierte parallel dazu Deutsche Literatur und Politik. Neben ihrem Engagement bei kabel eins Doku ist Annika de Buhr weiterhin für den NDR tätig.

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