Dass einer seiner vielen Vorgänger, der einstige ProSieben-Geschäftsführer Thilo Proff, vor rund sechs Jahren einmal die selbstbewusst-kernige Parole "Voll auf die Zwölf" für den Münchner Sender ausgegeben hatte, kann Daniel Rosemann mittlerweile in den Unterföhringer Archiven nachlesen. Ernst nimmt diese Marktanteilsforderung für ProSieben natürlich schon lange niemand mehr. Im vergangenen Jahr erreichte der "Germany's Next Topmodel"-Sender 10,4% der 14- bis 49-Jährigen. Damit ging's in der klassischen Werbezielgruppe noch einmal um 0,5 Prozentpunkte nach unten.
Besonders bitter: Eigentlich war Rosemann ja als Show-Mann angetreten, der selbst lange für Formate wie "Popstars" und "The Voice of Germany" angetreten war. Allerdings gelang ihm der große Wurfe im ersten Jahr nach dem Stefan-Raab-Abschied nicht, wenn auch die Umarbeitung zu "Schlag den Star" mit dem Knuddel-Moderator Elton immerhin als Erfolg gelten muss. Am Jahresende erinnerte sich aber kaum mehr jemand an Show-Strohfeuer wie "Risky Quiz" oder "Match Factor", die ProSieben kein Quotenglück brachten.
Mit dem Konkurrenten Vox unter Führung von Bernd Reichart teilt Daniel Rosemann dabei das Problem, dass sich viele ehemalige US-Seriendauerbrenner abgeschliffen haben. Allerdings fand man bei Vox schon seit längerem ein besseres Rezept, um mit mutigen Eigenproduktionen gegen den Sinkflug zu steuern. Dank der auch 2016 tollen Erfolge für "Sing meinen Song", "Club der roten Bänder" oder "Die Höhle der Löwen" steht Vox mit einem Zielgruppen-Marktanteil von 7,0% (plus 0,4 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr) bestens da.
Besonders erfreulich aus Reicharts Sicht: Im Gesamtpublikum lag Vox mit einem Marktanteil von 5,2% (plus 0,1 Prozentpunkt) sogar in der Jahresgesamtbilanz vor ProSieben (5,1%, minus 0,1 Prozentpunkte).
Bei den Zuschauern ab drei Jahren spielten 2016 erwartungsgemäß die Öffentlich-Rechtlichen ihre Sportgroßereigenisse-Stärken aus. Marktführer blieb das ZDF mit einem Gesamt-Anklang bei 13,0% der Zuschauer ab drei Jahren. Das Erste folgte dahinter mit 12,1%.
Allerdings täuschen die kosmetischen Ausschläge durch Fußball-EM und Olympia über anhaltende strukturelle Probleme hinweg. Die größten Sorgen von ZDF-Intendant Thomas Bellut müssten dem Show-Bereich gelten, wo man auch mit vielen Anläufen noch keine echte Erfolgssendung für Steven Gätjen gefunden hat.
Beim Ersten muss ARD-Programmdirektor Volker Herres zugestehen, dass die weiterhin starke Strahlkraft der "Tatort"-Reihe - vor allem angesichts einiger neuer Teams, die nicht recht ankamen - sich eintrüben könnte. Im Schnitt erreichten im Jahr 2016 jeweils 9,02 Mio Zuschauer eine "Tatort"-Erstausstrahlung. Im Vorjahr 2015 waren es noch 9,52 Mio. Der durchschnittliche Marktanteil der Schauffenster-Krimis sank im Gesamtpublikum von 26,7% auf 24,9%. Allerdings: immer noch beeindruckende Werte.
Bei den Zuschauern ab drei Jahren folgte 2016 auf dem dritten Platz RTL mit einem Marktanteil von 9,8%. Senderchef Frank Hoffmann schaffte es also dort nicht in die Zweistelligkeit (minus 0,1 Prozentpunkt gegenüber 2015).
Bei den sogenannten Werberelevanten verteidigte RTL aber natürlich - auch mangels echter Konkurrenz - die Marktführerschaft: Mit 12,8% Marktanteil stand Hoffmann um 0,2 Prozentpunkte schlechter da.
Dahinter reihten sich ProSieben (10,4%), Sat.1 (8,7%), Vox (7,0%), Das Erste (7,4%), ZDF (6,7%) sowie die beiden Kellerkinder RTL II (5,7%) und kabel eins (5,1%) ein.
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